Das zweite Kommen Christi

Das erste Kommen Jesu war persönlich und darum sichtbar für das menschliche Auge. Diese Tatsache ist allgemein anerkannt und durch viele Zeugen bestätigt. Nachdem Christus des Vaters Willen in allen Dingen auf Erden vollbracht hatte, fuhr er auf gen Himmel, und eine Wolke nahm ihn weg vor den Augen seiner Jünger. „Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apg. 1:10-11).
Sein zweites Kommen wird deshalb ein persönliches sein – desselben Christus, der auffuhr. Wenn er wiederkommt, werden „ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben“ (Offb. 1:7). Nur verhältnismäßig wenige von den Bewohnern der Erde sahen ihn, als er kam, um die Menschen von der Sünde zu erlösen. Und noch weniger sahen ihn in seiner herrlichen auferstandenen Gestalt. Aber das Wesen seines zweiten Kommens verlangt, dass jeder Mensch den erhabenen Sohn Gottes schauen muss um seiner Verheißung willen. Niemand wird dann in Wahrheit sagen können: „Siehe, hier ist Christus! oder da!“, denn gleich wie der Blitz allen sichtbar ist, wenn er ausgeht vom Osten und leuchtet bis zum Westen, so wird auch Christus erscheinen.
Weder die Zionisten von Chicago, noch die Mormonen von Independence oder Salt Lake City, noch irgend eine andere sogenannte „Stadt Gottes“ auf Erden werden das Vorrecht haben, die Milliarden Einwohner dieser Welt einzuladen, sich in ihrer Hauptstadt zu versammeln, um den wunderbaren König in seiner himmlischen Kraft und Herrlichkeit zu sehen. Denn wenn seine Gegenwart Sinai beben und rauchen ließ (2.Mose 19:18), so, seid euch gewiss, werden auch solche erschütterbare Dinge, hervorgebracht durch menschliche Künste und Erfindungen, niemals ein unerschütterliches oder ein unbewegliches Reich für den König des Himmels bilden können. „Seine [Gottes] Stimme hat zu jener Zeit die Erde erschüttert, jetzt aber verheißt er und spricht: ‚Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel‘. Dieses ‚noch einmal‘ aber zeigt an, dass das, was erschüttert werden kann [nämlich die Erde und die Werke, die darauf sind], weil es geschaffen ist, verwandelt werden soll, damit allein das bleibe, was nicht erschüttert werden kann [nämlich Gottes Reich, das ewig fortdauern wird im neuen Himmel und der neuen Erde (Offb. 21:1)]“ (Hebr. 12:26-27). Ich wiederhole noch einmal mit Nachdruck, dass alle irdische Dinge völlig zerstört werden.
Christus wird keinen Fuß mehr auf diese Erde setzen. Nicht eine einzige Bibelstelle lehrt so etwas. Der Zweck seines Kommens ist nicht, ein Königreich aufzurichten, sondern: 
alle Tote aufzuwecken (Joh. 5:28-29);
in einem Augenblick alle Lebendigen zu verwandeln (1.Kor. 15:51-52);
die Lebendigen und die Toten zu richten (2.Tim. 4:1-2);
die Erde mit allen Werken darauf und den Himmel über ihr mit Feuer zu verbrennen (2.Pet. 3:5-15; Mt. 24:35; Offb. 20:11-15);
die Gottlosen zu strafen (2.Thes. 1:6-10);
die Seinen, d. h. die Gerechten, aufzunehmen, um mit ihnen auf immer zu sein (1.Thes. 4:16-17)
und das Reich dem Vater zu übergeben (1.Kor. 15:21-24).
Die Heilige Schrift weist nur auf ein zukünftiges Kommen Christi hin und lehrt uns, dass der Zustand der Welt zur Zeit seiner Erscheinung ähnlich sein werde dem Zustand zu Noas Zeiten und dem von Sodom und Gomorra zur Zeit ihrer Zerstörung (Mt. 24:26-51; Lk. 17:24-37). Die Hauptmerkmale des Zustandes der Menschen jener Zeit waren ihre große und boshafte Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit, so dass sie die Gerechten quälten mit ihren ungerechten Werken. Geiz, Hurerei, Stolz usw. zählten zu den Hauptsünden. Wie übereinstimmend ist doch dieses Bild mit dem Zustand der Welt heutzutage! 
Unter den vielen Tausenden in Sodom, Gomorra und den umliegenden Städten wurden nur vier gerecht erfunden, und zu ihnen wurden Engel mit der Botschaft zu fliehen gesandt. So war es auch zur Zeit der Sintflut. Nur acht Seelen wurden von der ganzen Menge gerettet. Noah, ein „Prediger der Gerechtigkeit“, hat wahrscheinlich die Menschen vor der kommenden Flut viel gewarnt. Doch es scheint, dass sich nicht einer bekehrte.
Wie genau stimmt das mit dem Sündenschlaf der Millionen heutzutage überein! Wussten jene, dass die Sintflut kommen würde? – Die Bibel sagt: „Sie beachteten es nicht“. Taten sie das, weil es ihnen nicht gesagt wurde? Offensichtlich nicht, sondern sie legten keinen Wert darauf. Die Warnungen vor dem kommenden Gericht waren ihnen wie ein Märchen. Sie glaubten es nicht, darum beachteten sie es nicht, bis die Sintflut kam und sie alle dahinraffte. Sie waren ein sehr geschäftiges, fröhliches und wollustliebendes Volk. Sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten, sie freiten und machten Hochzeitsmale, sie gingen fremdem Fleisch nach, sie waren überaus sündig und stolz wegen ihres Reichtums. Gott sah, dass für sie keine Hoffnung mehr auf Besserung war, und dass sie sich nicht bekehren wollten. Darum raffte er sie alle dahin.
In der gegenwärtigen Zeit finden wir eine auffallende Ähnlichkeit mit den meisten, wenn nicht mit allen, oben genannten Merkmalen. Es ist eine Zeit der Gier und Habsucht, des Prunks und Stolzes, der Wollust und des Reichtums, der Abgötterei und Sorglosigkeit, des Müßiggangs und der Belustigung, der Spötter und Geizigen. Man liebt die Volksgunst, die Lustbarkeiten und das politische Wesen mehr als Gott. Die heilsame Lehre wird von der Masse nicht mehr geduldet. Wie die Juden Christus verwarfen, so verwerfen die Völker heutzutage das Evangelium. Die meisten derer, die erlöst werden, sind schon eingeerntet. Nur noch wenige Zerstreute sind einzusammeln. Die Wiederkunft Christi ist vor der Tür. Wie das Ausschlagen des Feigenbaums und anderer Bäume ankündigt, dass der Sommer nahe ist, so zeigt der gegenwärtige Zustand der Welt, dass es jetzt Abend ist, und dass das Kommen Christi nahe bevorsteht.
„Heute ist der Tag des Heils, heute ist die angenehme Zeit“, Frieden mit Gott durch seinen Sohn zu schließen. Heute ist Jesus – das blutende Opfer – noch bereit, allen Reumütigen Barmherzigkeit zu erzeigen. Doch wenn er wiederkommt, wird er „in Feuerflammen“ kommen, Vergeltung zu üben an den Gottlosen und Boshaften (2.Thes. 1:8).
O Seele, auf welcher Seite stehst du? Es ist uns geboten, bereit zu sein, damit, wenn er am Abend, oder zur Mitternacht, oder um den Hahnenschrei oder des Morgens kommt, – wir wissen nicht, wann – er uns wachend findet, und dieser Tag nicht wie ein Fallstrick über uns kommt.


Ach wie schnell die Zeit hinschwindet!
Schritt für Schritt das Ende naht!
Erdensonne sinkt, es windet
sich zum Schluss das Zeitenrad. 
Sechstes Mal der Engel bläset 
die Posaune! Lauscht und hört:
„Viele müssen jetzt noch werden
Rein, geläutert und bewährt!“

Sehet doch den Engel stehen
auf dem Meer und auf dem Land!
Hört den Schreckensruf ergehen, 
mit zu Gott erhobner Hand.
O ihr Menschen, lasst euch warnen!
Lasst den Ruf doch dringen ein!
Wenn der siebte Engel bläset,
dann wird keine Zeit mehr sein.

Nur noch einer! Alle werden
vor den Richt’stuhl dann gestellt.
O wie schrecklich wird’s auf Erden:
Sieh, es brennt die ganze Welt!
Während die Erlösten reihen 
sich zur Rechten um den Stuhl,
müssen alle Sünder weichen
von dem Herrn zum Feuerpfuhl!

Manche, tief in sichern Träumen,
tausend Jahr’ sich prophezein
und darob die Quell’ versäumen,
die jetzt alle machet rein.
Armer Sünder, lasse sie nicht
dich betrügen um dein Heil:
Findest du’s nicht jetzt in Jesu,
ist ein Schreckenslos dein Teil!