Die Reinheit der Gemeinde

Thema

„... ich habe euch einem Mann verlobt, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführte“ (2.Kor. 11:2)

Sowohl wie das Neue als auch das Alte Testament lehren, dass die neutestamentliche Gemeinde eine reine, heilige und fleckenlose Gemeinde ist. Als die Propheten in das künftige Zeitalter blickten, sahen sie diese reine Gemeinde und beschrieben sie in schönen Worten. Als Salomo sie im Geist erblickte, rief er erstaunt aus: „Du bist allerdinge schön, meine Freundin, und ist kein Flecken an dir“ (Hohel. 4:7). Weiter sagt er im 6. Kapitel, Vers 10: „Wer ist sie, die da hervorglänzt wie die Morgenröte, schön wie der Mond, rein wie die Sonne, furchtbar wie Kriegsscharen?“ (Elbf. Übers.). So rein wie die Sonne sah er die Gemeinde, weder Flecken noch sonst etwas Unreines konnte er an ihr erblicken. Ein anderer Prophet, David, sagte von ihr: „Des Königs Tochter drinnen ist ganz herrlich, sie ist mit güldenen Gewändern gekleidet“. „Ganz herrlich“ bedeutet, dass an ihr nichts zu tadeln ist.

Der Apostel Paulus redet von ihrer Reinheit und sagt: „Auf dass er sie [die Gemeinde] sich selbst darstellte als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich“ (Eph. 5:27).

Der Gründer der neutestamentlichen Gemeinde ist Christus: „Ich [Christus] will meine Gemeinde bauen“, sagte der Herr in Mt. 16:18. Diese Gemeinde ist eine siegreiche und unüberwindliche Gemeinde, und sogar „die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“. Alle Versuche, die vom Satan und seinem Heer angestellt wurden seit ihrer Gründung und während des dunklen Zeitalters (Katholizismus) und der trüben Zeit (Protestantismus), wo tausende wahrer Christen ihr Leben hingaben, misslangen dennoch, und sie konnten diese Gemeinde nicht überwältigen. Es ist wahr, dass während dieser Zeit diese Gemeinde dem menschlichen Auge manchmal fast entschwunden war, aber dennoch hatte der Herr eine Gemeinde auch in dieser Zeit. Am Abend dieses Evangeliumszeitalters sammelt der Herr wieder die Seinen, die in dem großen Babel, dem Sektentum, zerstreut sind. Gelobt sei der Herr: Die Zeit, wo Gute und Böse vereinigt waren, ist endlich ihrem Ende nahegekommen!

Die Gemeinde Gottes besteht aus Heiligen; kein Sünder und kein Unreiner ist in ihr zu finden, denn „draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Totschläger und die Abgöttischen und alle, die liebhaben und tun die Lüge“ (Offb. 22:15). Sie ist aus lebendigen Steinen gebaut, d.h. alle ihre Glieder haben geistliches Leben und sind keine tote, formelle und sogenannte Christen. Jesus Christus ist selbst die Tür (Joh. 10:7.9), und wer durch ihn eingeht, der findet Heil und Erlösung. Der Türhüter lässt keinen ein, der nicht erlöst ist; deshalb ist die Reinheit der Gemeinde gesichert. Noch niemals fand ein Sünder oder Heuchler Einlass in ihr. Sie war, ist und wird rein bleiben. Obwohl es öfters vorkommt, dass Menschen, die unrein und unheilig sind, bekennen, in ihr zu sein, so ist es doch nicht der Fall. Ein religiöses Bekenntnis macht uns nicht zum Glied der Gemeinde Gottes; auch dann nicht, wenn man sich unter das Volk Gottes mischt, seinen Versammlungen beiwohnt und mitbekennt. Es kommt vor, dass Leute die Verdorbenheit des Sektentums und auch die reine Lehre erkennen und sich zu Gottes Volk zählen, während sie in Wahrheit weder Teil noch Anteil an der Gemeinde Gottes haben. Man kann sich selbst zur Gemeinde weder hinzutun, noch von irgend einem Menschen hinzutun lassen, denn „der Herr tat hinzu täglich, die da selig wurden, zu der Gemeinde“ (Apg. 2:47). Erst wenn der Herr jemand in die Gemeinde aufnimmt, was nach rechtschaffener Buße und Glauben an den Herrn Jesus geschieht, ist man ein Glied am Leibe Christi, der Gemeinde.

Lieber Leser, weißt du auch, dass du nicht zur Gemeinde Gottes gehörst, es sei denn, dass du von Gott geboren bist und einen heiligen und unsträflichen Lebenswandel führst?

Jesus gab sich für die Reinheit der Gemeinde, er brachte das große Opfer: sich selbst. Auch heute noch kostet sie ihm große Opfer. Alle, die nicht rein sind, sich nicht reinigen lassen, muss er opfern. Alle, die sich nicht an die reine Lehre Christi halten, oder nachdem sie schon Aufnahme fanden und dann mit ihrem Herzen von ihm weichen, aufgeblasen werden und Irrwege einschlagen, muss er opfern, und sie werden zum Opfer unreiner Geister. Jeder, der sich weigert, im Licht zu wandeln, wie er im Licht ist und der ihm geschenkten Erkenntnis seines Wortes nicht vollkommen gehorsam ist, wird fallen. O was für schmerzliche Opfer kostete schon dies dem Herrn in dieser Abendzeit! Prediger, die im Sektentum vom Herrn einstmals gebraucht wurden, musste er dahingeben, weil sie sich weigerten, im Licht zu wandeln, das ihnen über den Leib Christi gegeben wurde. Es kostete sie zuviel, sie mussten ihren Predigerlohn und anderes aufgeben, was ihnen zu schwer war. O wie traurig, dass arme Menschen um ein wenig irdisch Gut ihre Seele preisgeben! Andere, die in dieser herrlichen und letzten Reformation vom Herrn gebraucht wurden, um die reine Lehre zu verkündigen, musste er opfern, weil sie nicht klein und rein blieben. Er will um jeden Preis eine reine Gemeinde haben.

O liebes Kind Gottes, wie sollte dies uns in der Demut vor Gott behalten! Wie sollten wir wachen, beten und von Herzen bestrebt sein, rein und heilig alle Tage unseres Lebens zu wandeln!

Diese reine Gemeinde hat eine reine Lehre: die Lehre Christi. Sie ist die ausschließliche Lehre der Gemeinde und steht im Kampf gegen alle widerchristliche Lehren und Irrtümer. Diese Ausschließlichkeit, die keine andere Lehre zulässt, ist es, gegen die sich die Feinde, das falsche Christentum, so sehr empören, weil sie gegen alle Spaltungen, Sekten und religiöse Glaubensbekenntnisse kämpft. Würde die Gemeinde Gottes die Sekten als die Gemeinde Gottes und ihre Lehren als Recht gelten lassen, so würde man sie unbelästigt lassen. Aber weil dem nicht so ist, so steht das ganze Heer Gogs und Magogs gegen die wahre Gemeinde des Herrn.

Vor etlichen Monaten besuchte ein älterer Mann die Versammlungen. Sie schienen ihm auch zu gefallen, und dem Anschein nach hätte er sich gerne mit dem Volk Gottes versammelt. Er bekannte, erlöst und geheiligt zu sein und den Herrn als Arzt zu haben. In einer Unterredung fragte er, ob wir auch zuließen, dass man seine eigenen Ideen beibehalten könne. Ihm wurde mitgeteilt, das Wort Gottes lehre Einheit, dass wir alle einerlei Rede führen sollen und ein Herz und eine Seele sein sollten. Seitdem kam er nur noch ein- oder zweimal zur Versammlung. Er glaubte an ein tausendjähriges Reich, und diese seine Lieblingsidee aufzugeben, war mehr als er tun konnte oder wollte.

Zur Zeit der Apostel war die Gemeinde rein; und als sich etliche Male etwas Unreines unter sie gemischt hatte, wurde ein solches Gericht geübt, dass eine Scheidung zustande kam. Ananias und Saphira fielen tot nieder. Ein Zauberer, der vorgab bekehrt zu sein und dann die Gabe Gottes mit Geld kaufen wollte, wurde so bloßgestellt, dass er sich hütete, ein zweites Mal so etwas zu tun. Es steht geschrieben: „Der andern aber wagte keiner, sich zu ihnen zu tun“ (Apg. 5:13). Das besagt, dass ein Sünder es nicht wagte, sich unter Gottes Volk zu mischen und sich als ein Christ zu bekennen. Das gilt auch heute: Wo der Herr eine Gemeinde hat, wird sie durch Gericht reingehalten. Das Gericht ist die Verkündigung des lauteren Wortes Gottes, das, wenn es durch den Heiligen Geist begleitet ist, bald richten und eine Scheidung, wo solche nötig ist, hervorbringen wird. „Zion muss durch Recht (Gericht) erlöst werden und ihre Gefangenen durch Gerechtigkeit“ (Jes. 1:27). Wo Sünder und Heilige vereint sind, da fehlt es an Gericht. Dass sich das Volk Gottes so viele Jahrhunderte im Sektentum befand, ist dem Mangel an Erkenntnis und Gericht zuzuschreiben. Aber Dank sei dem Herrn, der uns verheißen hat, dass er wieder Richter (Prediger) geben wird, wie zuvor, und Ratsherren, wie am Anfang (V.26). Lobe den Herrn! Die Zeit ist da, wo das geschieht; der Abfall ist vorbei (2.Thes. 2). Gott setzt wieder Richter (Prediger) ein, die den ganzen Willen und Ratschluss Gottes ohne Vorbehalt und ohne Ansehen der Person verkündigen. Alle, die sich reinigen lassen von ihren Sünden und allem, was Gott missfällt, und dann im Licht wandeln, wie Gott im Licht ist, bilden die Gemeinde.

Jeder vom Herrn beauftragte Prediger, Evangelist oder Älteste ist gleich Paulus bemüht, ihm eine fleckenlose, reine Jungfrau oder Gemeinde zu bereiten: „Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführte“ (2.Kor. 11:2).

Nur diejenigen, die hier auf Erden in Gottes Gemeinde sind und darin bleiben, werden den Himmel ererben. Es ist ein reiner und heiliger Ort, wo keine Sünder und keine Sünde ist. Dort finden wir auch keine Sekten und Sektierer. Darum, liebe Seele, wenn du den Himmel ererben willst, sehe wohl zu, dass du zu der einen, reinen Gemeinde Gottes gehörst, zu denen, deren Namen im Himmel angeschrieben stehen.

aus der „Evangeliumsposaune" 1909