Martha und Maria

Maria setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seiner Rede zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen“ (Lk. 10:39-40).

Nicht viele nehmen den Herrn in ihr Haus auf. Den einen fehlt es an Raum; sie schränken sich nicht gerne ein und fürchten für ihre Bequemlichkeit. Andere fürchten für ihre Zeit und machen ihm lieber in einem Gotteshaus einen Besuch, grüßen ihn auch wohl, wenn sie ihm unterwegs begegnen, aber etwas flüchtig, damit er sie nicht frage: „Wo kommst du her? Wo gehst du hin?“

Martha hat den Herrn in ihr Haus aufgenommen, aber ohne zu wissen, was sie tat. Wohl wusste sie, dass sie es nicht mit einem gewöhnlichen Gast zu tun hatte, und setzte alles in Bewegung, um ihn zu ehren; aber den wirklichen Charakter ihres Gastes hatte sie nicht erkannt.

Sie hatte keinen Begriff von der Stellung, die ihm im Hause zukam. Wenn jemand Gastfreundschaft genießt, verlangt es der gute Brauch und die Höflichkeit, dass er sich ferne hält von allem, was dem engeren Kreise des Familienlebens angehört. Wo dagegen Jesus in einem Hause aufgenommen wird, verlangt er alles zu wissen, was darin vorgeht, bis auf die Gedanken und Regungen des Herzens. Man kann vor ihm nichts verbergen; man darf nicht mehr daran denken, sich irgendeinen Raum seiner Wohnung vorzubehalten. Er will überall Zutritt haben, und zwar zu jeder Stunde bei Tag und bei Nacht. Man muss ihm mit einem Worte die Schlüssel des Hauses ausliefern. Vielleicht hast du das einigermaßen durchgefühlt, und es wird dir eben deshalb schwer, einen so bedenklichen Gast an deinen häuslichen Herd zuzulassen. Doch es geht noch weiter. Wenn ein gewöhnlicher Gast darauf bedacht ist, nicht zu belästigen und die Hausordnung so wenig als möglich zu stören, so haben wir von Jesu zu erwarten, dass er bald hier, bald dort sein Missfallen äußert, alle möglichen Änderungen verlangt und keine Ruhe hat, bis das Haus umgewälzt ist.

Es kam der Martha nicht in den Sinn, dass ein Haus, in das Jesus tritt, eben damit sein Eigentum wird und er über alles im Hause als unbeschränkter Gebieter schalten und walten kann. Einem solchen Gast hat man nichts mehr zu bieten; man ist im Gegenteil sein Gast oder, besser, sein Knecht geworden. Es steht einem auch nicht mehr zu, sich ihm gegenüber in aller möglichen Ehrenbezeugung, Zuvorkommenheit und Diensterweisung zu gefallen. Wir haben fortan Befehle unseres Gastes zu erwarten, wie der Sklave im Orient auf eine Handbewegung seines Herrn wartet.

Was hier von dem Dienste gesagt ist, mit dem Martha ihren Herrn zu ehren suchte, findet seine Anwendung auf allen Dienst, auf alle Arbeit im Weinberge des Herrn, die man im Geiste der Martha vollbringt.

Der Jünger, wie der Sünder, hat Mühe zu erkennen, dass er Gott nur geben kann, was ihm Gott zuerst gegeben, dass er Gott nicht zu bieten wagen darf, was ihm nicht von Gott gekommen.

Der Sünder hat Mühe zu verstehen, dass aller Kraftaufwand, um die Bande der Sünde zu zerreißen und seinem Gott näher zu kommen, Vermessenheit von seiner Seite ist; er begreift nicht, dass er erst dann anfängt, Gott zu ehren, wenn er sich seine bodenlose Verderbtheit, seine Hilflosigkeit und Unfähigkeit, Gott zu gefallen, eingesteht und fernerhin alles von Gottes Gnade und Erbarmen erwartet.

Der Jünger hat Mühe, sich zu den Füßen des Meisters zu setzen, um ihm in Einfalt und Demut zuzuhören, um zu empfangen, anstatt geben und wirken zu wollen! Man sieht überall um sich her Werke, die zu gründen, Lücken, die auszufüllen, Bedürfnisse, die zu stillen wären. O, so denke doch ja niemand, er ehre Gott und fördere Gottes Sache, wenn er sich in Aufregung stürzt!

Vielleicht sagst du, die Liebe Jesu Christi treibe dich. Aber was für eine Liebe denn? Du wirst doch nicht denken, den Herrn lieben zu wollen, wie man ein Wesen liebt, dessen Stütze und Versorger man ist? Kann die Liebe zu deinem Gott und Heiland etwas anderes sein, als die Liebe eines schwachen Kindes, das alles von seinem Vater erwartet?

Oder ist es die Liebe zu den Seelen, die dir keine Ruhe lässt? Aber du bist ja unfähig, auch nur eine einzige zu retten. Und du weißt recht wohl, dass Jesus die Seelen lieber hat als du, dass er nichts für sie gespart hat, und dass er heute noch alles tut, was zu ihrer Rettung geschehen kann. Allerdings braucht er hierzu menschliche Werkzeuge. Aber seine mächtigsten Werkzeuge sind die, die ein Priesterherz haben, die bei ihm lernen, die Last der Seelen auf sich zu nehmen und bei ihm niederzulegen. Wenn das Gebet deiner Liebe nicht genügt, wenn du das Bedürfnis empfindest – und du sollst es empfinden –, zu den Seelen von ihrem Heiland zu reden, deine Kraft und dein Leben für sie hinzugeben, so vergiss nicht, dass der Herr nur „Maria-Seelen“ das Vorrecht anvertraut, seine Zeugen zu sein. Du musst erst stille „sitzen zu seinen Füßen“, damit er dich bilde und unterweise. Eilst du in seinen Weinberg, ehe er dich gerufen und dich zubereitet hat, so kannst du sicher sein, Schaden anzurichten.

Oder wolltest du gar sagen: „Der Eifer um dein Haus verzehrt mich?“ – Hat er denn auch schon deinen Stolz und Hochmut verzehrt, deine Eigenliebe und Eitelkeit, deine Trägheit und Feigheit, deine Aufregung und Ungeduld? Überwinde dich doch erst und habe die Kraft, „stille zu halten“, bis der Meister dich ruft. Er lässt dich gewiss nicht lange warten. Und sollte es ihm gefallen, dreißig Jahre für deine Zubereitung zu verwenden, so könntest du nachher umso sicherer sein, in drei Jahren mehr zu wirken, als es sonst in der ausgedehntesten Laufbahn geschehen wäre. Wolle doch niemand Frucht bringen vor der Zeit! Es wären sicherlich nur unreife Früchte und zur Unehre des Meisters, dem man zu dienen wähnt.

Ehe jemand von Liebe und Eifer redet, frage er sich, ob Jesus schon Besitz ergriffen hat von seinem Herzen. Da wo Jesus seine Wohnung aufgeschlagen, da wird alles stille vor ihm, um ihn wirken und reden zu lassen; da ist je länger je mehr friedliche, feierliche Sabbatruhe.

Ich denke, was den Apostel Paulus trieb und drängte (2.Kor. 5:14), war in erster Linie nicht die Liebe zu Jesu, sondern die Liebe, mit der Jesus ihn liebte. Wo aber einmal Jesus ein Herz mit seiner Liebe erfüllt und treibt, da leitet er dann auch und ordnet die Arbeit, die aus solcher Liebe hervorquillt.

Im Grunde kommt man nie in Aufregung für Gott und seine Sache; das wäre gar zu einfältig. Seine Sache ist in guten Händen und ihr Triumph ist verbürgt, wie du recht wohl weißt. Man kommt nur in Aufregung, wo das eigene Ich im Spiel ist, wo man unter dem Deckmantel des Werkes Gottes sein eigen Werk treibt und seine eigene Ehre sucht. Setze dich doch zu Jesu Füßen und lasse dich richten, in die Zucht nehmen und zur Ruhe bringen. Setze dich, oder noch besser, wirf dich in den Staub! Die Nationen, die Heiden erheben sich und kommen in Aufregung (Ps. 2:1), aber Kinder Gottes beugen sich und beten an.

Kommt dir etwa die Besorgnis, auf diesem Wege in ein träumerisches, beschauliches Christentum zu verfallen? Beruhige dich! Freilich, wenn es dir darum zu tun ist, Lärm zu machen in der Welt, so hast du dich nicht zu bedenken: Du musst der Martha Teil erwählen; aber wisse, es ist das schlechte. So ausgefüllt ein Martha-Leben dem Anschein nach ist – im Grunde ist es ein verlorenes Leben. Verlangt dich nach einem wahrhaft fruchtbaren Leben, so wähle der Maria Teil! Es ist das gute. Nirgends anders als zu Jesu Füßen entgeht man dem Gesetz der Eitelkeit, der Fruchtlosigkeit und des Todes, unter dem alle menschlichen Anstrengungen leiden. Beim Herrn allein erwacht man zum wirklichen Leben; in ihm ist die Quelle des Lebens und die Triebkraft für alle fruchtbare Tätigkeit.

Fange damit am, zu den Füßen Jesu deinen Martha- Eifer niederzulegen, deine Dienstfertigkeit, deinen Opfersinn und Edelmut. Bringe das alles ihm zum Opfer und bekenne damit deine Unfähigkeit, aus dir selber irgendetwas Lebensfähiges und Brauchbares hervorzubringen. So beugst du dich unter die Schrift, die da sagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt’s allein; wenn es aber erstirbt, so bringt es viel Frucht“ (Joh. 12:24).

In zweiter Linie höre auf das Wort des Meisters und stelle dich unter die Zucht dieses Wortes; lass dich lehren und unterweisen. Tust du das mit Aufrichtigkeit und mit Dahingabe alles eigenen Lebens, so darf dir nicht bange sein: Du verlierst keine Zeit. Man bleibt nie zu lange zu Jesu Füßen. Sein Geist, der über alle kommt, die auf seine Stimme hören, ist ein Geist, der da wirkt (Gal. 3:5; Joh. 5:17). Sobald Jesus dir gesagt hat, was du zunächst zu wissen brauchst, so schickt er dich hinaus, mitzuteilen und für andere zu verwerten, das du empfingst. Manchmal freilich, nachdem er dich selbst erst in Versuchung und Leiden erprobt, aber nie ohne eine dem Auftrag entsprechende Ausrüstung von Gnaden- und Lebenskräften. Und wie er uns zu rechter Zeit hinausschickt, so führt er uns zu rechter Zeit auch wieder in die Stille, damit uns der Vorrat nicht ausgehe, und wir nicht aus dem Eigenen schöpfen und ins Eitle arbeiten.

Der Herr lehrt dich weiter das Geheimnis, im Geist in Maria-Stellung zu bleiben, mitten im Drang der Geschäfte. Du musst nur Acht haben, dich von der Arbeit nicht hinreißen zu lassen, sondern dich mit deiner verborgensten Gedankenwelt im Lichte seines Angesichts bewegen, musst dein Reden und Schweigen unter die Zucht seines Geistes stellen, mit deinem Tun und Lassen auf seine Fußstapfen merken und ihm nie vorauseilen. Auf diesem Wege kommt es dann dazu, dass der Herr Jesus in dir lebt. Wo er aber lebt, da arbeitet er auch, und da kann man mit Paulus sagen: „So arbeite ich nun, nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist“ (nach 1. Kor. 15:10).

Wer so sprechen kann, darf mit einer reichgesegneten Laufbahn rechnen. In einem solchen Leben wird jeder Augenblick fruchtbar, und es erfüllt sich das Wort des Herrn: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen“ (Joh. 7:38). Wie reifte Samuel zu dem großen Prophetenberuf heran, den ihm Gott geschenkt? Gewiss nicht anders, als indem er sein ganzes Leben einrichtete nach jenem Gebet, das ihn Eli in denkwürdiger Nacht gelehrt hatte: Rede, Herr! Dein Knecht höret! (1.Sam. 3:9-10,19). 

Offenbar hatten die zwei Schwestern des Lazarus mehr als einen Berührungspunkt untereinander, und alles berechtigt uns, in der einen wie in der anderen aufrichtige Jüngerinnen des Herrn Jesu zu sehen. Auch ist es bemerkenswert, dass es später (Joh. 12:2) von Martha nicht mehr heißt: „Martha machte sich zu schaffen, ihm viel zu dienen“, sondern einfach: „Martha diente“. Halten wir aber die grundverschiedene, wenn auch vielleicht ganz vorübergehende Stellung Jesu gegenüber fest, in der das 10. Kapitel des Evangelium Lukas uns die beiden Gestalten vorführt, so prägen sich darin zwei entgegengesetzte Geistesrichtungen aus.

Diese beiden Geistesrichtungen, nicht den wirklichen Charakter der beiden Personen haben wir im Auge, wenn wir nun noch weiter von Martha und Maria reden. So aufgefasst, finden wir in der Haltung der Maria die Grundlinien evangelischen Sinnes ausgedrückt, wie sie der Apostel Paulus zusammenfasst in den Worten: „Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.“ (Röm. 4:5). Hat man alles zu Jesu Füßen niedergelegt, hat man ihm nichts mehr zu geben, so ist man glücklich und selig, sich alles schenken zu lassen; mit anderen Worten man „lebt des Glaubens“. Die Seele setzt sich nicht mehr vor, was sie für Jesum tun möchte; sie setzt sich ihm vor, Jesum selber, dem Herrn (Ps. 16:8). Wie David begehrt sie „nur eins“, nämlich, „die Lieblichkeit (die schönen Gottesdienste) des Herrn schauen zu dürfen“ (Ps. 27:4); wie Johannes der Täufer freut sie sich, die Stimme des Bräutigams zu hören (Joh. 3:29). Sie ist dankbar für jeden Augenblick, den sie zu seinen Füßen bleiben darf, allein mit ihm, ihm mit dem Blicke folgend, seinen Worten nachdenkend und auf die Stimme seines Geistes lauschend.

Martha muss arbeiten; ihre Seligkeit ist, zu wirken und zu schaffen. Freilich arbeitet sie für Jesum, ermüdet sich für ihn, streckt für ihn dar alles, was sie hat, Kraft und Zeit. Aber während sie sich von ihrer Arbeit hinreißen lässt, vergisst sie die Warnung des Meisters: „Darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber vielmehr, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“ (Lk. 10:20). Über den Werken, die sie für den Herrn tat, verliert sie seine Person aus den Augen und entfernt sich von der Quelle des Lebens. Wenn sie nicht bei Zeiten inne hält, so läuft sie Gefahr, in der Ewigkeit anzulangen mit einem Leben hinter sich, in dem sie unermüdlich von ihm gesprochen und alles für ihn geopfert hat, und nun doch nur gerettet ist wie durchs Feuer, nackt, ohne dass ihre Werke ihr nachgefolgt wären (1.Kor. 3:15; Offb. 14:13). Aller Martha- Dienst ist im Grunde Gesetzeswerk, es sind Werke, mit denen man Gott zu gefallen gedenkt, durch die aber „kein Fleisch gerecht wird“. Nicht dem Herrn, sondern sich selber zu gefallen, ist schließlich alles, was man damit erreicht. Anstatt sich wirklich herzugeben und zu opfern, wie man gerne glauben möchte, sucht man sich selbst, und die eigene Gerechtigkeit kommt auf ihre Rechnung.

Martha-Dienst kann ein Herz nimmermehr stillen. Man tut ihn mit Mietlingssinn, mit einem scheelen und eifersüchtigen Auge, unzufrieden murrend, dass Maria nichts tut. Maria wird schon auch arbeiten (sei ganz unbesorgt, Martha), aber erst muss sie "zu den Füßen Jesu" die Grundlektion lernen, dass sie eine  „unbrauchbare Magd ist“, die ihrem Herrn nichts weniger als unentbehrlich ist. Sie wird auch arbeiten, aber sie ist viel zu demütig, um sich vorzudrängen. Wenn dann einmal ihr Meister sie seiner Aufgabe würdigt, so wird sie dieselbe umso freudiger und bereitwilliger vollbringen, ihn preisend für die Gnade, dass sie etwas für ihn tun darf.

Marthas inneres Glück ist an die Arbeit gebunden; es steigt und fällt mit dem wechselnden Erfolg, dem alle menschliche Arbeit unterworfen ist. Erst ist sie voll Freudigkeit und Eifer, aber bald lässt sie nach; es war Aufregung und Fieber dabei, und da kann Ermüdung nicht ausbleiben. Wenn Hindernisse kommen, wird sie verwirrt und verliert den Mut; sie lässt die Hände sinken.

Maria schöpft ihre Kraft und ihre Befriedigung in dem, der da ist „gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebr. 13:8), und darum bleibt ihr Inneres unbewegt und ungetrübt, ob dem Anscheine nach ihre Arbeit gelinge oder missrate. Sie weiß, dass eine Arbeit, in der Liebe Jesu getan, nie vergeblich ist, und darum bleibt sie fest, unerschütterlich und kann immerdar zunehmen im Werke des Herrn (1.Kor. 15:58). Wohl können sich Schwierigkeiten auf ihrem Wege anhäufen und sich wie Berge vor ihr auftürmen – sie weiß, „der Glaube versetzt Berge“. Das hilft ihr ruhig zu bleiben während der Arbeit, wie sie ruhig geblieben ist angesichts von Aufgaben, deren bloßer Gedanke Martha in Aufregung gebracht hätte. Die Schwierigkeiten können nur dazu dienen, sie im Bewusstsein ihrer gänzlichen Abhängigkeit vom Herrn zu befestigen, ihren inneren Menschen reifen zu lassen und zu kräftigen, und sie zu gleicher Zeit in Demut zu bewahren. Wenn sie in sich selbst keine Kraft fühlt, ist sie glücklich und selig darüber, dass ihre Stärke in Gott ist (Ps. 84:6, Elbf. Übers.), und dass sie auf diese Kraft ihres Gottes rechnen kann für jede Aufgabe, zu der er sie ruft. In dieser Kraft läuft sie, ohne zu ermatten; sie kann müde werden, aber sie bricht nicht zusammen. Sie harret auf den Herrn, der ihr neue Kraft gibt, der ihre Jugend und Lebensfrische erneuert, dass sie auffahren kann mit Flügeln wie Adler (Jes. 40:31). So lebt sie auch im Glauben für ihre Arbeit, nur auf das eine bedacht – treu erfunden zu werden auch im Kleinsten, das ihr anvertraut ist.

Und nun, meine Schwester, die du ein Hauswesen zu leiten hast und aus Erfahrung weißt, wie viel Schmerz und Weh die kleinen Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens einem bereiten können. Die du schon manches Jahr unter den Sorgen und Nöten, unter dem Druck und der Last einer Haushaltung einhergegangen bist. Die du schon manchmal deine Seelenruhe und dein inneres Gleichgewicht verloren hast, weil dir die Arbeit über den Kopf wuchs, du nicht zur Zeit fertig wurdest und es deinem Mann und deiner Familie nicht recht machen konntest. – O suche doch besser als Martha zu verstehen, was es heißt, Jesum ins Haus aufnehmen! Gib ihm deine Kündigung als Herrin und lege die Zügel allzumal in seine Hände, die allgemeine Leitung des Hauswesens sowohl, als die Anordnungen und Einrichtungen im Einzelnen und Besonderen, um fortan seiner Weisungen und Anordnungen erwartend zu sein. Kommen Verwicklungen, so steht der Herr auf dem Plan und tritt ein; bleibe nur Maria, so übernimmt der Herr alle Verantwortung. Er versteht alle Knoten zu lösen, wird alles in den rechten Gang und auf den rechten Fuß bringen, ohne dass du dich grämst. Noch einmal: Wähle das gute Teil, und es soll nimmermehr von dir genommen werden!