„Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt werden, wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Lk. 13:34)
Auf den Nachsatz in diesem Vers möchte ich eure besondere Aufmerksamkeit lenken: „... und ihr habt nicht gewollt“. In dem 30. Kapitel des Propheten Jesaja, im 15. und 16. Vers lautet es folgendermaßen: „Denn so spricht der Herr, der Heilige Israels: Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht und sprecht: „Nein, sondern auf Rossen wollen wir dahinfliegen“, – darum werdet ihr dahinfliehen, – „und auf Rennern wollen wir reiten“, – darum werden euch eure Verfolger überrennen“.
Diese Bibelstellen führen den Gedanken ein, den ich im Sinn habe: Wer ist verantwortlich für die Lage der Menschheit sowohl in dieser wie in jener Welt? Ich glaube, daß nach der Heiligen Schrift die Antwort in diesen einfachen Stellen zum Ausdruck kommt – ob wir erlöst oder nicht erlöst sind; ob wir Gott dienen oder der Sünde; ob wir auf dem Weg zum Himmel oder auf dem breiten Weg sind, der zur ewigen Nacht und zur Verzweiflung führt, – du und ich sind persönlich verantwortlich für unsere gegenwärtige Lage; und in der zukünftigen Welt wird es sich ebenso verhalten.
Es ist nicht der Wille Gottes, daß jemand verloren gehe, sondern daß alle Buße tun und selig werden. Wer jedoch versäumt, die Gnade anzunehmen, geht dem ewigen Verderben entgegen – nicht weil Gott es so haben will, noch weil Gott den Menschen ins ewige Verderben stürzt. Denn an dem finsteren Ort, wo die Verzweiflung wohnt, wird keiner jemals behaupten, daß Gott sein Verderben verursacht hat, sondern alle werden das Bewußtsein haben, daß sie selbst an ihrem Unglück schuld sind, indem sie ihre wohlerkannte Pflicht mißachteten. Pollock sagt im letzten Satz seiner Beschreibung der Hölle: „Ihr erkanntet eure Pflicht, aber ihr habt sie nicht erfüllt.“
Ihr werdet aus der zuerst angeführten Stelle gesehen haben, daß Jesus über Jerusalem – das jüdische Volk – weinte. Er war persönlich zu seinem Volk gesandt worden, und seine ersten Bemühungen galten der Sammlung seines Volkes Israel, der verlorenen Schafe; doch Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen Ihn nicht auf. Die Mehrheit der Juden wies Ihn zurück. Hier auf dem Ölberg sah Er hernieder auf die dem Untergang geweihte Stadt; und da Er das furchtbare Schicksal des Volkes im Voraus wußte, weinte Er über die Stadt und klagte: „Jerusalem, Jerusalem,.. ihr habt nicht gewollt!“
Ihr seht hieraus, daß der Herr sie retten wollte. Er sagte: „Wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen,.. und ihr habt nicht gewollt!“ Die Verantwortung für das furchtbare Verhängnis, das über der verurteilten Stadt hing, legte Er auf die Schultern des jüdischen Volkes, indem Er sagte: „Ihr habt nicht gewollt – ihr hättet gerettet werden können. Ich wollte euch immer wieder und wieder sammeln. Ich wollte euch alle erretten, aber ihr habt nicht gewollt.“
Und dann in dem zweiten Text, den ich anführte, spricht der Herr zu Israel folgendermaßen: „Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.“ Das war sein Wille ihnen gegenüber; doch Er sieht sich genötigt zu sagen: „Ihr wollt nicht und sprecht: Nein.“ Sie waren für ihren Zustand selbst verantwortlich, und Gott mußte sie verlassen. Das tat Er auch und überantwortete sie ihren Feinden. Infolgedessen wurde ihre Stadt zerstört und sie wurden in die Gefangenschaft geführt. Das Gericht des Allmächtigen kam über sie. Das geschah aber, weil sie Ihm nicht gehorchten und nicht gerettet werden wollten; nicht tun wollten, was Gott wohlgefällt. Mutwillig verwarfen sie Ihn und wandten sich zu den Götzen und verübten Greuel. Gott der Allmächtige sah sich genötigt, und zwar aufgrund seines heiligen Gesetzes, sie ihren Feinden auszuliefern. Sie selber waren verantwortlich; und Er sagte, daß das alles geschehen sei, weil sie es nicht anders haben wollten.
Dasselbe gilt heute. Ich möchte euch allen klarmachen, daß ihr für eure Lage selbst verantwortlich seid. Wenn ihr gerettet seid, so ist jeder persönlich für diesen gesegneten Zustand verantwortlich; und wenn ihr nicht erlöst seid, so seid ihr persönlich auch für diesen Zustand verantwortlich.
Im jetzigen Zeitalter finden sich unter denen, die andere über die ewigen Dinge belehren wollen, viele, die eine zukünftige ewige Strafe leugnen. Die Mehrheit der Prediger lehrt heute das Volk, daß es mit dem Charakter des gerechten und barmherzigen Gottes nicht zu vereinigen sei, daß Er Seelen in die ewige Verdammnis befördere. Die Hölle der Bibel wird in diesen Tagen sehr unbeliebt. Die meisten protestantischen Prediger glauben nicht, daß es eine Hölle gibt, und verwerfen den Glauben daran. Die Folge ist, daß das Volk überall den Glauben an die Hölle über Bord geworfen hat und keine zukünftige Strafe gelten läßt. Man will damit beweisen, daß Gott dazu zu gut, zu freundlich und zu liebenswürdig sei, und daß es gegen seinen heiligen und gerechten Charakter verstoße, Menschen zu verdammen. Es wird ferner gesagt, ewige Höllenstrafen ständen in keinem Verhältnis zur Sündhaftigkeit der Menschen, und es sei unvernünftig von Gott, Seelen ins ewige Verderben und in die Verdammnis zu werfen.
Aber ich möchte euch sagen, meine Freunde, – ob die Lehre beliebt oder unbeliebt ist – es gibt eine Hölle, so gewiß wie wir hier sind. Die Bibel lehrt eine zukünftige ewige Strafe, die denen zugedacht ist, die in ihrer Sündhaftigkeit und Gottlosigkeit beharren. Der Mensch, der dieses Leben in Auflehnung gegen Gottes Richterthron beschließt, geht den endlosen Höllenstrafen entgegen – so gewiß, wie die Bibel Gottes Wort ist. Dies verstößt auch nicht gegen den liebevollen und gerechten Charakter Gottes. Gottes Charakter hat nämlich zwei Seiten. Von einer Seite ist Er ein Gott der Liebe und Barmherzigkeit, der Güte und Langmut. Er sagt: „Ich liebe, die Mich lieben.“ Er ist ein Gott der Liebe und Güte für alle die, die Ihm dienen und seinen heiligen Willen tun. Er ist auch geduldig mit den Ungeretteten; sein Erbarmen erstreckt sich auch auf die, die in Sünden leben. Aber es gibt noch eine andere Seite des Charakters Gottes: Er ist ein verzehrendes Feuer, ein Gott der Gerechtigkeit, des Zornes und der Rache. Solange Israel Gott gehorchte, ruhte sein Segen und sein Wohlgefallen auf ihnen. Doch wenn sie sich zum Götzendienst wandten und ein goldenes Kalb machten, kam sein Zorn über das Volk, und Er sagte zu Mose: „Und nun laß Mich, daß Mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge“ (2.Mose 32:10). Für sie wäre es schrecklich gewesen, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Obwohl Gott ein Gott der Liebe und der Barmherzigkeit ist, so ist Er doch auch ein Gott des Zornes und der Rache für die Gottlosen.
Es kommt der Tag, da der Zorn Gottes ausgegossen wird über die gottlose Welt – über alle diejenigen, die sich gegen den Thron und die Regierung des Himmels auflehnen. Sünder werden am Tage des Gerichts in der Gegenwart Gottes als Rebellen erscheinen, und ihre Verurteilung wird auf den Charakter Gottes keinen Schatten werfen – das ist der Gedanke, den ich euch hier nahelegen möchte. Und falls ihr so unglücklich sein solltet, auf immer an den Ort der Verzweiflung zu geraten, würdet ihr keinen Grund haben, die Schuld auf Gott zu schieben; ihr würdet dafür selbst verantwortlich sein.
Es gibt eine Anzahl von Tatsachen, die diese Wahrheit beweisen. Erstens: Gott stellte den Menschen unter das Gesetz. Die ganze Menschheit, ob Heiden oder erleuchtete Menschen, stehen unter einem Gesetz – dem Gesetz Gottes. Ich glaube, daß alle Menschen von Gott geprüft werden. Wenn ich das nicht glaubte, würde ich mich genötigt sehen, an eine zukünftige Gnadenzeit zu glauben; denn ich könnte mir auf keine andere Weise vorstellen, daß Gott gerecht sei. Ich glaube, daß nach der Heiligen Schrift bewiesen werden kann, daß Gott alle Menschen unter das Gesetz gestellt hat. Ja, man kann mit Recht sagen: – wenn man die göttliche Wirkungsweise und das ganze Weltall ins Auge faßt – man kann überall erkennen und zu der Überzeugung gelangen, daß alle seine Geschöpfe unter das Gesetz gestellt sind. Ich glaube, daß, weil der ganze Himmel, sowie das große Weltall einem Gesetz untertan sind, auch der Mensch unter ein Gesetz gestellt sein muß. Das Gesetz, dem der Mensch untergestellt ist, ist das Gesetz Gottes. Das Gesetz, das die Engel regiert, das Adam und Eva im Garten Eden beherrschte, regiert auch das heutige Menschengeschlecht – denn das sittliche Gesetz Gottes ist weltumfassend.
Den Juden gab der Herr ein nationales Gesetz. Selbstverständlich schrieb es Gehorsam gegen Gott vor, denn die Regierungsform der Juden war eine Gottesherrschaft, und sie waren Gott untertan. Ihr Gesetz war heilig, gerecht und gut; in der Tat, es war die Richtschnur für die Heiligkeit, Gerechtigkeit und Güte des jüdischen Volkes. Doch bei alledem war es nur ein nationales, ein ziviles Gesetz. In dem ganzen Gesetz Mose ist auch nicht die Spur einer Verheißung des Lebens nach dem Tod als Lohn des Gehorsams gegen das Gesetz zu finden. Ebenso vergeblich sucht man da die Androhung ewiger Verdammnis als Strafe für den Ungehorsam gegen das Gesetz Mose. Die höchste Strafe, von der die Rede ist, war der leibliche Tod. Wer das Gesetz Mose übertrat, mußte ohne Erbarmen sterben, wenn zwei oder drei Zeugen gegen ihn auftraten. Wie unsere Staatsgesetze, verbot es die Verübung des Mordes. Mörder haben nach dem Staatsgesetz zur Sühne ihres Verbrechens den Tod zu erleiden. Doch bei der Übertretung eines Staatsgesetzes übertritt der Verbrecher auch ein höheres Gesetz. Dieses höhere Gesetz – das Sittengesetz – das er dabei übertritt, ist dasjenige, dem er am Tag des Jüngsten Gerichts gegenübergestellt werden wird. Genauso war es auch bei einem Übertreter des Gesetzes Mose.
Diese höheren Grundsätze, auf denen das mosaitische Zeitalter mit allen seinen sittlichen, formellen und die Opfer betreffenden Gesetze beruhte, sind allgemein. Somit stehen alle Menschen unter dem Gesetz Gottes und sind Gott gegenüber verantwortlich. Alle Menschen haben gesündigt, daher ermangeln alle des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten; denn die Sünde ist die Übertretung des Gesetzes. Das Gesetz, dem Gott die Menschheit unterstellt hat, ist heilig, gerecht und gut. Ein heiliger Gott gab dem Menschengeschlecht ein heiliges Gesetz; ein gerechter Gott hat den Menschen ein gerechtes Gesetz gegeben; ein guter Gott hat ein gutes Gesetz verordnet. Es ist gerecht von jeder Seite, von der man es ins Auge fassen mag; es ist heilig, und es ist gut. Deshalb ist der Mensch verpflichtet, diesem Gesetz Gottes, dem er untergeordnet ist, Gehorsam zu leisten.
Die Übertretung des Gesetzes fordert eine Strafe. Ohne diese hat das Gesetz keinen Wert. Die Landesgesetze würden nichtig sein, wenn ihre Übertretung mit keinen Strafen belegt wäre. Als Gott die Menschen unter das Gesetz stellte, belegte Er die Übertretung desselben mit Strafen, um es wirksam zu machen. Die Strafe wird bemessen nach dem, wie Gott die Sünde verabscheut, die sich als die Übertretung des Gesetzes herausstellt. Und weil Gott heilig, gerecht und gut ist, und sein Gesetz heilig und gut ist, so sieht Er die Übertretung dieses Gesetzes als gottlos und schändlich an. Ich möchte euch die Wahrheit entschieden einprägen, daß die Übertretung des Gesetzes Gottes nicht verglichen werden kann mit einem Unrecht, das an einem Mitmenschen begangen wird. Laßt mich dies veranschaulichen.
Angenommen, ein übelberüchtigter Mann verübt ein Verbrechen. Der Mann mag dem Volksgericht verfallen (Lynchgericht). Er mag an einem Fernsprechpfosten aufgehängt oder auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden. In keinem Fall wird man der Sache viel Beachtung schenken.
Aber angenommen, ein hochgeachteter Bürger würde der Volkswut verfallen – wie bald würde sich dagegen der Gerechtigkeitssinn der Nachbarn erheben und verlangen, daß die Schuldigen ermittelt und Gerechtigkeit an ihnen ausgeübt werde.
Angenommen, ein Bezirksrichter wird ermordet. Dann werden nicht nur die Nachbarn und Freunde dessen, an dem das Verbrechen begangen wurde, sondern die Bevölkerung des ganzen Kreises wie ein Mann sich erheben und fordern, daß der Schuldige zur Rechenschaft gefordert werde.
Angenommen, der Gouverneur eines Staates wird meuchlerisch ermordet, und zwar in einer feigen und niederträchtigen Weise. Dann werden nicht nur die Bewohner des Bezirks, sondern die des ganzes Staates mit Entrüstung sich gegen ein solches Verbrechen auflehnen. Die ganze Bürgerschaft des Staates wird dringend verlangen, daß dem Schuldigen die Strafe auferlegt wird.
Angenommen, der höchste Beamte des Landes wird das Opfer eines Mörders, wie das in Amerika wiederholt geschehen ist, wo seinerzeit der Präsident McKinley hinge-mordet wurde, als er bei der Ausstellung in Buffalo dem Volk einen Empfang bereitete. Dann berührt das nicht nur einen Staat und die Bevölkerung der nächsten Umgebung, sondern das ganze Volk sieht sich im Innersten seiner Seele verletzt und schreit „Schande!“ über das infame Verbrechen. Ich erinnere noch mich des Eindrucks, den ich bekam, als ich diese Nachricht vernahm. Das Volk der ganzen Nation war erschüttert, und 70 Millionen Menschen erhoben sich und erklärten, daß der Mörder des Präsidenten die schwerste Strafe erleiden sollte, die über ein derartiges Verbrechen verhängt wird.
Jedoch, meine Freunde, wenn ihr eine Sünde gegen den höchsten Gott im Himmel verübt, so sündigt ihr nicht gegen einen hervorragenden Mann in eurer Nachbarschaft, nicht gegen den Gouverneur eines Staates oder den höchsten Beamten des Landes. Wenn ihr euren schwachen Arm gegen Gott erhebt, so begeht ihr ein Verbrechen gegen den Herrn des Weltalls. Gegen das Wesen, vor dem die blutgewaschenen Millionen im Paradies niederfallen und Ihm Anbetung, Preis und Ehre darbringen. Gegen den, vor dem die Engel niederfallen. Gegen den König der Könige und den Herrn aller Herren. Wenn ihr gegen Ihn sündigt, so fordern alle Heiligen und reine Wesen im Weltall gerechterweise, daß ihr der gerechten Strafe ausgesetzt werdet, um dieses furchtbare Verbrechen zu sühnen. Ich bitte Gott, uns beizustehen, damit wir erkennen, daß die Sünde gegen Gott keinen Vergleich aushält mit einem Vergehen, das wir gegen unsern Nächsten begehen.
Zeitliche Gesetze erfordern, wenn sie übertreten werden, zeitliche Strafen; die Übertretung ewiger Gesetze erfordert ewige Strafen. Gottes Gesetze sind nicht zeitlich, sondern ewig. Da aber Gottes Gesetze, denen Er die Menschen untergeordnet hat, ewig sind, so muß auch die Strafe eine ewige sein. Eine Sünde gegen Gott, eine einzige Übertretung seines heiligen und gerechten Gesetzes ist ewig seiner Natur nach, und muß deshalb nach dem Urteil eines gerechten und allmächtigen Gottes eine unendliche, ewige Schuld und Strafe auf den Verüber laden.
O mein Freund, der du noch in der Sünde lebst: Du bist schwer verschuldet gegen den höchsten Gott. Und über deinem Haupt hängt wie ein Damoklesschwert eine ewige Strafe, die früher oder später wegen deiner Übertretungen des göttlichen Gesetzes vollzogen werden wird. Da Gott sein Gesetz nicht abschaffen kann – denn ein gerechter Gott kann sein gerechtes und heiliges Gesetz nicht aufheben – so muß dieses Gesetz und die darauf ruhende Strafe fortbestehen, und zwar auf ewig. Gott könnte nicht Gott sein und anders handeln; darum muß der Mensch die Strafe tragen; er muß wegen seiner begangenen Sünden die Folgen tragen.
Ich möchte fragen: Wer ist verantwortlich: der Geber oder der Übertreter des Gesetzes? Wollen wir dem guten Gesetz und dem Gesetzgeber die Schuld geben oder dem schuldigen Übertreter des Gesetzes? Wir haben Staatsgesetze, die von unseren Gesetzgebern eingeführt wurden. Wenn ein Mensch gegen das Gesetz eines gewissen Staates verstößt – wer trägt dann die Schuld? Fällt es irgend jemand ein, sie auf die Schultern des Gesetzgebers zu laden? Keineswegs. Die Schuld fällt mit Recht auf den Übertreter des Gesetzes. Wenn jemand die Gesetze des Landes übertritt, so ist für diese Übertretung nicht der Gesetzgeber, sondern der Übertreter verantwortlich; und die Strafe fällt auf ihn.
Ja, der Übertreter ist schuldig gegenüber dem göttlichen Gesetz; und wenn er die entsetzliche Strafe empfängt, die auf die Sünde durch das heilige Gesetz Gottes auferlegt ist, so fällt damit keine Schuld auf den gerechten Gesetzgeber noch auf sein Gesetz, sondern, falls du der Übertreter bist, auf dich, den Schuldigen.
Ich bitte Gott, daß Er jedem Sünder das Bewußtsein geben möge, daß er der Übertreter, und Gott derjenige ist, gegen den er gesündigt hat. Wenn du heute die Stelle desjenigen einnimmst, der Gott beleidigt hat, so ruht die Verantwortung auf dir. Und wenn in der Ewigkeit die Strafe wegen deiner Übertretung des Gesetzes Gottes verhängt wird, so wirst du verantwortlich gehalten werden.
Aber wieviel schrecklicher ist doch dieser Gedanke, wenn wir bedenken, daß Gott in seiner Liebe und in seinem Erbarmen für eine verlorene Welt verdammungswürdiger Sünder einen Weg zur Erlösung vorgesehen hat. Gott wäre gerecht und gut geblieben, auch wenn Er keinen Weg zur Erlösung für die sündige Menschheit geöffnet hätte; es würde nie einen Schatten auf Gott geworfen haben. Wenn wir dazu noch bedenken, wie Gott voll Erbarmen niederschaute auf die Menschheit, die sein Gesetz mit Füßen getreten hatte, und uns seinen eingebore-nen Sohn zu unserer Erlösung sandte, da wir noch Sünder waren, so kommt uns die unermeßliche Liebe Gottes erst so recht zum Bewußtsein! „Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh. 3:16). Der Sohn Gottes gab sein Leben als Lösegeld für eine verlorene Welt; und die gerechte Strafe fiel auf Ihn. Der Sohn sprach zum Vater: „Ich stelle mich in den Riß. Ich bezahle die Schuld. Ich stelle mich an die Stelle des Schuldigen.“ Das unschuldige Lamm Gottes nahm die Schuld auf sich, litt und starb, damit wir, die Schuldigen, frei von aller Strafe ausgehen möchten.
Ja, Jesus, der niemals seines Vaters Gesetze verletzte, trat an unsere Stelle, an deine und meine. Er fühlte des Vaters Zorn. Er empfing die Strafe. Er befriedigte die Forderung der Gerechtigkeit. Er litt an unserer Stelle. O Liebe ohnegleichen, wer kann dich ermessen? Wenn ich nach Gethsemane zurückblicke, wo der Heiland sein bitteres Seelenleiden ertrug; nach Pilatus Richterthron, wo Er geschlagen wurde, bis Er aus vielen Wunden blutete; wenn ich Ihn zusammenbrechen sehe unter der Last des Kreuzes; sehe, wie Er an das Marterholz genagelt wurde und dann den fluchwürdigsten Tod erlitt, der über den Menschen verhängt werden kann, – für mich – dann schmilzt mein Herz in Liebe zu Ihm. Und, o Sünder, Er starb auch für dich. Er bezahlte deine Schuld. Er hat den Weg der Erlösung bereitet für jeden armen Sünder. Er hat es möglich gemacht, daß du und ich gerettet werden können. Gott sei Dank, alle unsere Sünden können uns vergeben werden! Warum? – Jesus hat alles bezahlt.
Welch ein herrlicher Gedanke! Ich wollte, ich hätte mehr Zeit, bei demselben zu verweilen. Aber ich möchte euch den Gedanken tief einprägen, daß ihr dieser brünstigen Heilandsliebe wegen desto mehr verantwortlich seid. Denn die Menschen mißachten Gottes Gesetz angesichts des erschwerenden Umstandes, daß Er sie innigst liebte, das Leben seines Sohnes für sie dahingab und in seiner unendlichen Liebe einen Weg der Erlösung für sie eröffnete. Nun, weil Jesus die Schuld bezahlt hat, kannst du – wenn du bereit bist, deine Sünde zu bekennen und dich als den Schuldigen anzuklagen – frei und schuldlos ausgehen, als ob du nie ein Gesetz Gottes übertreten hättest. Wenn jedoch der Mensch das angebotene Heil von sich weist, so ist er selbst für sein ewiges Schicksal verantwortlich.
O mein Freund, der du noch auf sündigem Weg bist: Du gehst zur Hölle, nicht nur weil du Gottes Gesetz übertreten hast, sondern weil du das Blut Christi mit Füßen getreten und Ihn verschmäht hast. Du magst sagen: „Wenn ich dort am Fuß des Kreuzes Christi gewesen wäre, hätte ich nicht so herzlos sein und dem Heiland die Nägel durch Hände und Füße schlagen können. Ich hätte Ihn nicht geschlagen, hätte Ihm nicht ins Angesicht gespieen, noch die Dornenkrone aufs Haupt gedrückt.“ Doch jede Sünde, die du begehst, ist in Wirklichkeit die Ausübung jener Herzlosigkeit. Jedesmal, wenn du das Gesetz Gottes übertrittst, jagst du einen Nagel durch die Glieder des sterbenden Heilandes am Kreuz. Und am Tag des Gerichts wirst du schuldig erfunden werden für sein Leiden und Sterben – es sei denn, daß du das dargebotene Heil annimmst. Du wirst verantwortlich sein. O mein Gott, hilf doch den Menschen unserer Zeit, daß sie dies einsehen! Freunde, laßt mich diesen Gedanken veranschaulichen.
Angenommen, in einem Staatsgefängnis befinden sich zehn Männer, die zur Todesstrafe verurteilt sind. Sie ha-ben das Staatsgesetz übertreten und sind schuldig. Jetzt kommt der Tag der Hinrichtung, und bald müssen sie die Strafe für ihr furchtbares Verbrechen erleiden. Aber der Gouverneur des Staates ist so liebenswürdig und begnadigt sie. Der Gefängniswärter öffnet die Zellen der Gefangenen und ersucht die Eingekerkerten, herauszukommen und sich der Freiheit zu erfreuen, als ob sie nie das schwere Verbrechen begingen, dessentwegen sie verurteilt wurden. Drei von den Gefangenen nehmen die Einladung an, nehmen die Begnadigung für sich in Anspruch und sagen: „Jawohl, wir nehmen das Anerbieten an!“, und treten heraus als freie Männer. Aber sieben ziehen vor, in ihren Zellen zu verharren, um ihre Strafe zu verbüßen.
Ich möchte euch nun fragen, wen könnten diese sieben dafür verantwortlich machen, wenn sie am Tage der Hinrichtung den Galgen betreten müssen, wenn der Strick des Henkers ihnen über den Kopf geworfen wird und sie in die Ewigkeit hinabstürzen? Wen könnten sie tadeln? Würden sie auch nur einen Augenblick behaupten, daß der Gouverneur des Staates für ihr Geschick verantwortlich gehalten werden solle? Nein, sie müßten sich sagen, daß sie allein die Schuld an ihrem Unglück tragen.
Meine Freunde, die ihr noch in der Sünde lebt: Jeder einzelne unter euch befindet sich in einem Gefängnis und über ihm ist ein Urteil verhängt, ein Todesurteil – nicht nur des zeitlichen oder leiblichen, sondern auch des ewigen Todes. Eine ewige Trennung von Gott hängt über eurem Haupt! Aber Gott sei Dank! Noch hört ihr die göttliche Botschaft, und es wird euch Gnade angeboten. Ich bin froh, daß ich euch melden kann, daß die Gefängnistüren geöffnet sind und daß ihr in die Welt hinaustreten könnt als freie Menschen – frei von dem Todesurteil. Eure Sünden können alle vergeben werden, und ihr könnt euch in derselben glücklichen Lage befinden, als ob ihr nie gesündigt hättet. Ist dies nicht ein wunderbares Angebot, eine herrliche Einladung?
Mir scheint, als müßte jeder einzelne, dem dieses Angebot gemacht wird, mit beiden Händen zugreifen und ausrufen: „Ich will frei werden!“ Doch die meisten Leute ziehen es vor, in dem furchtbaren Gefängnis der Sünde zu verharren. Wer immer jedoch dieses vorzieht, muß an jenem großen Tag die Strafe erleiden; ja, dort werden solche der ewigen Höllenstrafe verfallen. Wer wird verantwortlich sein? Wen werden sie beschuldigen können? Können sie auch nur für einen Augenblick die Schuld auf Gott werfen, der ihnen Vergebung anbot; ihnen freie Gnade in den Schoß legen wollte; sie immer wieder einlud, zu Ihm zu kommen, das Gefängnis der Sünde zu verlassen und als freie Menschen hinauszutreten? Können sie Ihm die Schuld zuschieben? – Ebenso wenig, wie die sieben Männer den Gouverneur tadeln könnten, der ihnen seine Gnade anbot. Sie werden sich genötigt sehen, zu bekennen: „Ich selbst bin schuld an meinem Verderben, denn ich wollte keine Vergebung annehmen; ich muß die Strafe erleiden.“ O möge Gott helfen, daß die Menschen dies einsehen lernen!
Laßt mich euch diesen Gedanken von einer anderen Seite nahelegen. Angenommen, die sämtlichen Bewohner der Stadt Anderson sind von der schrecklichen Krankheit Schwindsucht befallen, sie sterben tausendweise. In India-napolis aber wohnt ein Mann, der im Besitz eines Mittels ist, das jeden heilt, der es anwendet. Dieser Mann erklärt nun den Leuten von Anderson: „Kommt nach Indianapo-lis, ich habe ein Mittel gefunden, mit dem man diese furchtbare Krankheit erfolgreich bekämpfen kann. Wenn ihr nur mein Mittel anwenden wolltet, würdet ihr geheilt werden.“ Eine Anzahl hat bereits das Mittel in Anspruch genommen und Heilung gefunden. Die Kur, die dieser Mann entdeckt hat, ist absolut sicher und befreit von der entsetzlichen Krankheit.
Angenommen nun, hundert Bürger von Anderson entschließen sich, nach Indianapolis zu reisen und Heilung zu suchen. Sie wenden das Mittel an, machen persönlichen Gebrauch davon, werden geheilt und genießen den unaussprechlichen Segen der Befreiung von diesem schrecklichen Leiden. Doch tausende anderer Bürger erklären: „Der Mann soll zwar ein Mittel haben, das dieser Krankheit erfolgreich entgegenwirkt, aber wir werden nicht hingehen.“ Andere sagen: „In Indianapolis ist ja ein Mann, der mit einem besonderen Mittel unsere Krankheit heilen kann, wir werden also geheilt werden.“ Dabei rühren sie aber weder Hand noch Fuß, als ob das Mittel ohne weiteres helfen würde. Diese mißachten die Bedingungen, die der Erfinder des Mittels an sein Angebot knüpft: „Nur wer persönlich kommt und das Mittel anwendet, kann geheilt werden.“ Genauso verhält es sich mit dem Heil in Christus. Viele Leute führen ähnliche Redensarten betreffs der Gnade Gottes. Sie sagen: „Christus hat uns alle versöhnt, und um seines Leidens und Sterbens willen werden wir auch gerettet werden.“
Die ganze Menschheit schmachtet unter dem Fluch der schrecklichsten aller Leiden: der Sünde. Alle Menschen haben das tödliche Gift der Sünde in sich aufgenommen. Aber Gott sei Dank: Es ist eine Heilung gefunden worden! Charles Wesley sagt in dem bekannten Lied so schön: „Mache Du mich doppelt heil!“ Gott sei Dank nicht nur für eine Heilung, sondern für eine doppelte Heilung; für eine Heilung, die dich völlig heilt und freimacht. Deshalb ladet Gott dich ein. Er sagt, Er habe das Mittel, das dich völlig befreien werde von dem entsetzlichen Leiden: der Sünde. Deshalb ladet Er alle Menschen ein, zu Ihm zu kommen und sich erretten zu lassen.
Du bedarfst einer persönlichen Anwendung des Heilmittels für deine Seele. Es ist das Blut Christi – das einzige Heilmittel gegen die Sünde. Jedermann, der sich in dies heilige Blut taucht, sich persönlich den Verdienst Christi aneignet, erhält den Segen der Vergebung. Was aber mit denen, die diese Vorschrift nicht befolgen? Sind sie ihrer Sünden wegen verantwortlich zu halten? Sicherlich sind sie das. Wer es versäumt, sich um Vergebung an den barmherzigen Gott zu wenden, wird verloren sein. Wird der Verächter der Gnade je in der Lage sein, die Schuld an seiner Verdammnis auf Gott zu schieben, der in seiner Güte und Liebe das Heilmittel erfand und den Weg zur Flucht aus dem Verderben bahnte? Möge doch der Herr den Menschen die Augen öffnen, damit sie erkennen, daß sie selbst für ihren verlorenen Zustand verantwortlich sind!
Ich bitte Gott, daß Er euch willig mache, das Evangelium anzunehmen, um gerettet zu werden. Jesus sagte zu den Juden: „Ihr wollt nicht zu Mir kommen, daß ihr das Leben haben möchtet.“ Wenn du nicht zu Jesu kommen willst, so wirst du auch nicht gerettet werden. Doch, armer Sünder, wenn du zu Ihm kommst, so wird Er dich erretten und dir alle deine Sünden vergeben. Wenn du also nicht kommst, wer ist dann verantwortlich?
Angenommen, es herrscht in einer Stadt eine ansteckende Krankheit, und der Tod rafft Tausende dahin. Gewisse Leute in einer anderen Stadt besteigen den Zug, der nach der heimgesuchten Stadt fährt. Ein Mann, der die dortige Lage kennt, warnt die soeben Einsteigenden, indem er ihnen klarmacht, daß der Zug nach der schwer betroffenen Stadt fährt, und daß sie bei ihrer Ankunft an jenem Ort in Todesgefahr schweben werden. Er legt ihnen die große Gefahr ans Herz und macht ihnen deutlich, daß sie dem Unglück in den Rachen rennen. Sie verschließen aber ihre Ohren und kümmern sich nicht um die Warnung, sondern fahren in die heimgesuchte Stadt. Sie werden auch bald von der ansteckenden Krankheit ergriffen und fallen dem Tod zum Opfer. Ich möchte fragen: Wer ist hier verantwortlich? Trägt die Person, die die Warnung aussprach, die Schuld, oder sind die, welche die Warnung in den Wind schlugen, verantwortlich?
Genauso verhält es sich mit dem Heil in Christus. Lieber Freund, der du noch in der Sünde lebst, du befindest dich bereits auf dem Zug, der dich nach der von der ansteckenden Krankheit betroffenen Stadt trägt. Jeder Sünder befindet sich auf diesem Zug, der mit Menschenseelen beladen ist, die sich auf dem Weg zum ewigen Verderben, zur endlosen Nacht und Verzweiflung befinden. Aber Gott sei Dank! Wir haben euch gewarnt im Namen unseres Heilandes Jesus Christus als verordnete Diener Christi und Verkündiger des Ratschlusses Gottes und bitten euch, diesen Zug zu verlassen, der euch ins Verderben bringt. Wenn ihr aber darauf besteht, der Gefahr zu begegnen – trotz der Warnung eures Heilandes – und findet euch dann in der Hölle wieder – wer kann dann verantwortlich gemacht werden?
Für den ewigen Untergang der Seele kann Gott niemals verantwortlich gemacht werden. Angenommen, ein Mensch ist heute abend am Verhungern, und ich bringe ihm etwas zu essen. Ich decke einen Tisch mit dem Besten, das für Geld zu haben ist: Nahrung, um seinen Hunger zu stillen, und kühles Wasser, um seinen Durst zu löschen. Dann trete ich vor den Sterbenden hin und sage: „Freund, du bist in der Gefahr, vor Hunger zu sterben; aber ich habe mir große Mühe gemacht, um dir Nahrung zu besorgen. Ich bitte dich, laß dir das Gebotene gut schmecken.“ Aber der Mann erwidert: „Nein, mein Herr, ich ziehe es vor, da zu bleiben, wo ich bin.“ Ich komme wieder und wieder zu ihm mit demselben Angebot. Ich sage: „Freund, du wirst sicherlich sterben!“ Er sträubt sich jedoch beharrlich. Wenn dieser Mann schließlich dem Tod in die Arme sinkt, wem kann er die Schuld zuschieben? Kann er auch nur für einen Augenblick mir die Schuld geben? Habe ich ihm nicht mit viel Mühe Nahrung besorgt und ihn aufgefordert zu essen? Der Mann muß gestehen, daß er sterben mußte, weil er die Annahme der dargereichten Nahrung verweigert hat.
Sünder, das ist heute deine Lage. Du bist am Verhungern. Wir begegnen dir aber mit der Einladung, dich an dem Abendmahl zu beteiligen, womit der Herr Jesus dir den Tisch gedeckt hat. Nimm doch von dem Brot des Lebens, das dir der Herr darreicht, um deinen Hunger zu befriedigen, und das Wasser des Lebens, um deinen Durst zu löschen. Wir laden dich zu diesem Mahl ein. Aber du verweigerst die Teilnahme an diesem Fest und erwiderst auf alle Einladungen: „Ich bleibe, wo ich bin; laßt mich in Frieden!“ Wer trägt die Schuld? Du kannst schwerlich die Diener Gottes beschuldigen noch den gnädigen Gott, der möglich gemacht hat, daß du auf ewig satt werden kannst.
Zwei Wege führen zur Ewigkeit. Einer ist schmal, der andere breit; einer führt zum Leben, der andere zum Verderben. Du hast die Wahl, welchen du gehen willst. Der Himmel warnt dich durch das teure Evangelium Christi und unterweist dich, den breiten Weg zu meiden und den schmalen zu wandeln. Wenn du dennoch den breiten betrittst und den Lohn der Sünde davonträgst – wer trägt die Schuld?
Zwei Herren begegnen uns: Gott und der Teufel. Jeder verlangt deinen Dienst. Dein himmlischer Vater verspricht dir Liebe, Freude und Glückseligkeit, solange du auf Erden lebst, und nach diesem Leben eine Heimat im Himmel und einen reichen Lohn. Der Teufel verspricht dir alle möglichen, scheinbar wünschenswerte Dinge, die allerdings nur in dieser Welt irgend welche Bedeutung haben. Aber ich will dir ein Geheimnis verraten: Der zweite hält sein Wort nicht; und in der zukünftigen Welt warten deiner der Lohn der Sünde: der ewige Tod, die ewige Trennung von Gott und immerwährende Qual und Pein.
Angenommen, es stehen zwei Scheffel Samen vor dir. In dem einen Maß ist Weizen und in dem anderen Un-krautsamen. Vor dir befindet sich ein gepflügtes Feld. Du hast das Vorrecht, aus irgend einem der beiden Gefäße Saat zu streuen, mußt aber dabei bedenken, das die Ernte der Aussaat entsprechen wird – nach dem Wort: Was einer sät, das wird er ernten. Angenommen nun, du nimmst den Unkrautsamen und besäst damit das Feld. Die Erntezeit kommt. Du sagst nun: „Ich will meine Sichel nehmen und das goldene Korn einernten.“ Du wirst natürlich enttäuscht sein, denn auf deinem Feld würde nur Unkraut wachsen – genau das, was du gesät hattest. Wenn du aber andererseits edlen Weizen gesät hättest, so würdest du auch Weizen ernten. Säst du nun den Samen der Gerechtigkeit und ein heiliges Leben, dann wirst du das ewige Leben ernten.
Mein Freund, der du noch in der Sünde lebst, wenn du erwartest, eine goldene Ernte zu halten, so mußt du Buße tun und den richtigen Samen ausstreuen. Wenn du zwei Scheffel Weizen säst, wirst du 30 bis 40 Scheffel ernten. Die Ernte wird größer sein als die Aussaat. So auch im Leben: Du säst in der Zeit und erntest in alle Ewigkeit. Vergiß aber nicht, daß du verantwortlich bist; denn du mußt ernten, was du ausgestreut hast. Komm darum zu Jesu und höre auf, den sündlichen Samen auszustreuen; und dann denke darüber nach, wie du eine goldene Ernte erzielst. Du bist verantwortlich.
Noch einmal möchte ich deine Aufmerksamkeit auf die Worte des Textes lenken: „O Jerusalem, Jerusalem,.. ihr habt nicht gewollt!“ „Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht und sprecht: Nein.“ Die Mehrzahl derer, die in der Hölle schmachten, sind auf solche Weise dort hingelangt. Der Herr wollte sie retten, aber sie sagten „Nein!“. Sie haben nicht gewollt. Willst du einer von ihnen sein? Dir wird bis jetzt noch die Gnade angeboten. Willst du eigensinnigerweise deine Seele der Hölle überantworten? Du kannst, du darfst das nicht wagen! Um Jesu willen komm zum Herrn! Komm jetzt! Dir ist Vergebung angeboten, wenn du sie annimmst.