Christus der Arzt

Vor einigen Jahren erhielt ich an einem kalten Wintertag einen Brief von einem meiner Freunde, darin er schrieb, dass seine Frau sehr krank sei. Er bat mich zu kommen und für sie zu beten. Nach einer mühsamen Fahrt in einem altmodischen Postwagen erreichte ich das Haus meines Freundes. Ich sah dann seine Frau, die schwerkrank im Bett lag. Es schien, dass sie schon bald die Schwelle der Ewigkeit überschreiten würde. Sie litt schon zehn oder zwölf Jahre an Tuberkulose und nun erreichte die Krankheit ihr letztes Stadium. Ihre Mutter, Schwestern und alle Freunde hatten keine Hoffnung mehr auf ihre Genesung.

Als ich nun so vor ihr stand und in ihr abgemagertes Antlitz schaute, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Wir müssen ja alle sterben, dachte ich und schlug deshalb vor, gemeinsam zum Gebet niederzuknien, um den Herrn nach seinem Willen in dieser Angelegenheit zu fragen. Das taten wir auch. Während wir beteten, weihte sich die kranke Schwester dem Herrn. Früher empfand sie eine Zeitlang, dass der Herr sie rufe, sein Wort zu verkündigen. Doch sie gehorchte damals dieser göttlichen Stimme nicht ganz. Jetzt erklärte sie sich bereit, Gott auch darin zu gehorchen. Dann wollte sie im Namen des Herrn mit Öl gesalbt werden. Wir handelten ihrer Bitte gemäß, legten ihr die Hände auf und beteten zu Gott, dass er sie heilen möchte.

Das große Wunder trat plötzlich ein. Die Frau erhob sich im Bett, schob ihre Füße zur Seite und setzte sich auf den Bettrand. Dann sagte sie zu ihrem Mann: „Georg, bitte hole mir etwas zu essen“. Die Krankheit war überwunden. Diese Schwester lebt heute noch (1932) als ein lebendiges Zeugnis der wunderbaren Heilskraft Gottes.

Von Krankenheilung durch das Gebet des Glaubens redet fast die ganze Bibel. In der wunderbaren Weissagung von Jesus, die uns der Prophet Jesaja im 53. Kapitel hinterließ, können wir lesen, dass die Heilung des Leibes ein wesentlicher Teil des göttlichen Erlösungswerkes ist. Als dann Jesus auf Erden wandelte und die Kranken gesund machte, erfüllte er jene Prophezeiung, denn in Mt. 8:17 heißt es: „Damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: „Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten“ (Jes. 53:5; Elbf. Ü.).

Den Willen Gottes hinsichtlich der Krankenheilung können wir so recht erkennen, wenn wir die Haltung Jesu diesbezüglich betrachten. Immer wieder heißt es von ihm: „Es jammerte ihn [der Kranken]“. Und nie war es vorgekommen, dass er einen Kranken unerhört von sich gehen ließ. Der Aussätzige, der zu ihm kam und sagte: „Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen“; der blinde Mann, der schrie: „Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich meiner“; auch die Frau, die von hinten herantrat und den Saum seines Kleides berührte (Lk. 8:43-45) – sie alle wurden geheilt. An mehreren Stellen lesen wir, dass er alle heilte, die zu ihm kamen: „Alle, die ihn anrührten, wurden völlig gesund“ (Mt. 14:36) „und er heilte sie alle“ (Lk. 6:19); „er legte auf einen jeglichen die Hände und machte sie gesund“ (Lk. 4:40).

Die Tatsache, dass der Herr sich so viel Zeit für die Krankenheilung nahm, beweist, welch wichtigen Anteil sie an seinem Werk hatte. Da Jesus das Ebenbild seines Vaters war und auf die Erde kam, um den Willen seines Vaters auszuführen, müssen wir folgern, dass die Krankenheilung ein Teil der göttlichen Mission Jesu Christi in der Welt war. Noch mehr: Die Tatsache, dass Gott unser Vater ist, deutet auch seine Willigkeit an uns zu heilen. Wenn schon irdische Väter versuchen, die Lasten und Leiden ihrer Kinder zu lindern, wieviel mehr wird es der himmlische Vater tun!

Ganz gleich, ob wir das Wort Gottes im einzelnen oder auch im allgemeinen Sinn betrachten – immer drückt es seinen Willen aus. Da an keiner Stelle der Bibel von einer zeitlichen Begrenzung des Willens Gottes zu lesen und sie auch nicht zu beweisen ist, müssen wir schließen, dass es auch heute noch der Wille Gottes ist, die Kranken zu heilen. Das beruht auf folgenden Gründen:

1. Weil uns in Jak. 5:14-15 eine klare und bestimmte Verheißung der Krankenheilung hinterlassen wurde. Dort heißt es: „Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten von der Gemeinde, und sie sollen ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn und über ihm beten. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden“. Dies gilt auch für dich, wenn du krank bist.

2. Gott hat seiner Gemeinde Gaben des Geistes für alle Zeiten gegeben. Unter diesen Gaben sind auch die „Gaben der Heilung“ und „Wunder zu wirken“ (1.Kor. 12:9-10). Dies ist eine unanfechtbare Tatsache. Solange der Herr eine Gemeinde hat, will er, dass sie diese göttlichen Gaben zum Besten der Menschheit besitzen soll.

3. In Verbindung mit dem letzten Auftrag, den der Herr seinen Jüngern gab, sagte er, dass gewisse Zeichen denen folgen würden, die da glauben. In Mk. 16:18 können wir unter anderem Folgendes lesen: „Auf die Kranken werden sie die Hände legen, und sie werden gesund werden“. Solange es also Gläubige gibt, werden ihnen diese Zeichen als Zeugnis ihres Glaubens folgen.

Bist du krank oder hast du Freunde, die krank sind, dann bedenke wohl, wie voll und ganz das Obenerwähnte dir und ihnen gilt. Das sind keineswegs leere oder unbestimmte Versprechen, sie sind auch nicht an unbestimmte Personen gerichtet, sondern sie sind klar und bestimmt. Diese Verheißungen sind uns gegeben worden, damit wir von jeder Krankheit geheilt werden können.

Wir werden geheilt durch den Glauben, denn es heißt: „Das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten“ (Jak. 5:15), und dass die Zeichen denen folgen werden, die da glauben (Mk. 16:17). Einst kamen zwei blinde Männer zu Jesus, damit er sie heile. Er fragte sie sogleich: „Glaubt ihr, dass ich euch solches tun kann? Da sprachen sie zu ihm: Herr, ja. Da rührte er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben“ (Mt. 9:28-29). Bei einer anderen Gelegenheit trugen einige Männer zu Jesus einen Gelähmten. Und da Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“. Als dann die Pharisäer kritische Bemerkungen machten, sagte er noch: „Stehe auf, hebe dein Bett auf und geh in dein Haus“ (Mt. 9:2-7).

Als es einst den Jüngern nicht gelang, aus einem Knaben den bösen Geist auszutreiben, und sie den Herrn nach der Ursache fragten, antwortete er ihnen: „Um eures Unglaubens willen“ (Mt. 17:20). In seiner Heimatstadt Nazareth tat der Herr nicht viele Machttaten „um ihres Unglaubens willen“ (Mt. 13:58). Im Sturm auf dem Meer fragte Jesus die Jünger: „Wo ist euer Glaube?“ (Lk. 8:25). Der Glaube ist also die Voraussetzung zur Krankenheilung. Gott will uns heilen. Wir müssen ohne jeden Zweifel glauben, dass Gott es wünscht, uns zu heilen, dass er es tun will, dass er es jetzt tun will, und dass er uns jetzt von unsrer Krankheit heilt.

Es mag hier am Platz sein, die Erfahrung eines Mannes zu erzählen. Er hatte eine Wunde an seinem Körper, von der er dachte, dass es vielleicht Krebs sei. Immer wieder sah er diese Wunde und fühlte den Schmerz. Da er ein Kind Gottes war, bat er seinen Herrn, ihn zu heilen. Aber immer wieder, wenn er in den Spiegel sah, bemerkte er diese Wunde. Sein Glaube wurde hin und her geworfen. Schließlich kam dieser Mann zu folgendem Entschluss:

1. Gott kann die Krankheit heilen.

2. Gott hat schon viele Menschen geheilt.

3. Es ist sein Wille, die Kranken zu heilen.

4. Ich bin krank an dieser Wunde, deshalb ist es der Wille Gottes, mich zu heilen.

5. Darum glaube ich, dass mich der Herr jetzt heilt und weder Gefühle noch der Anblick meiner Wunde soll mich ins Wanken bringen. Der Herr ist mein Arzt und es ist seine Sache, mich gesund zu machen.

Von nun an weigerte sich der Mann, nach seiner Wunde zu schauen, weigerte sich, gewissen Gefühlen Raum zu geben, und bewahrte den Glauben in seinem Herzen, dass der Herr ihn gesund machte. In kurzer Zeit verschwand die Wunde und er war vollkommen gesund.

Die Heilung des Leibes ist seine zeitweilige Erlösung vom Tod. Alle Menschen müssen sterben und erst durch die Auferstehung wird der Tod mit all seinen Folgen für immer beseitigt werden. Die Heilung des Körpers ist nur ein Vorgeschmack dieser mächtigen Auferstehungskraft, die den Tod mit all seinen Folgen zerstören wird.

Das Einhalten gewisser Gesundheitsregeln richtet sich nicht gegen die göttliche Heilung, sondern ist mit ihr völlig im Einklang. Wie oft verursachen die Menschen ihre Krankheiten durch schlechte Gewohnheiten und eine verkehrte Lebensweise! Die Kinder Gottes sollten lernen, wie man lange in einem gesunden Körper leben kann. Sie sollten die Speisen und ihren Wert gut erforschen und eine einfache Lebensweise führen. Diese Dinge und der Glaube in Fällen, wo die Krankheit unvermeidbar war, wird den meisten von uns ein langes Leben bescheren.

Weil Gott der Herrscher über alles ist, brauchen wir seine Handlungen nicht zu hinterfragen. Wenn junge Menschen sterben, wundern wir uns, warum. All diese Geheimnisse werden wahrscheinlich erst geklärt werden, wenn der ewige Morgen hereinbricht. Doch es steht außer Frage, dass es Gottes Wille ist, die Kranken zu heilen. Deshalb, wenn der Herr dir nicht das ausdrückliche Zeugnis gibt, dass er es in deinem Fall anders bestimmte, dann benutze das Mittel, dass er seinen Kindern bereitete, und bete das Gebet des Glaubens, um von deiner Krankheit oder deinem Leiden geheilt zu werden. Gemäß Jak. 5:14-16 solltest du dazu die Ältesten der Gemeinde rufen und die Bedingungen erfüllen, die dort niedergeschrieben sind. Wenn keine Älteste da sind, dann nimm für dich die Verheißungen in Anspruch, die in Mk. 11:23-24 aufgezeichnet sind. Dort heißt es unter anderem: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr es empfangt, so wird’s euch werden“. Gott wird dich hören und heilen, denn die Heilung des Leibes ist ein Teil unserer herrlichen Erlösung durch Christus.