Heilsgewissheit

Autor

Ich weiß, ich bin erlöst durchs Blut
Von aller meiner Sünd’;
Ich fand der Seele höchstes Gut,
Seit ich bin Gottes Kind.

Ich weiß, mein Name stehet nun
Im Lebensbuch des Herrn;

In Jesu darf ich sicher ruhn,
Ihm folg’ ich herzlich gern.

Ich weiß, dass ich geboren bin
Durch Gottes Wort und Geist,
Mir ward ich neues Herz und Sinn;
Mein Mund Ihn fröhlich preist.

Ich weiß, dass ich geheiligt bin;
Mein Herz ist Gottes Thron

Seitdem ich völlig gab mich hin
Dem Vater, Geist und Sohn.

Ich weiß, dass wenn in Krankheit ich
Zum Herrn im Glauben fleh’,
Er sich erbarmt und heilet mich
Von allem Schmerz und Weh.

Ich weiß, dass wenn ich treu Ihm dien’
Bis an das End’ der Zeit,
Dann werd’ ich einstens schauen Ihn
In jener Herrlichkeit.

Ich weiß, ich weiß, dass ich von Sünd’
Erlösung fand in Christi Blut!
Ich weiß, dass ich ein Gotteskind,
Und meine Seel’ in Jesu ruht.

W. Ebel

Vorwort der Redaktion

Eine manche teure Seele ist heutzutage im unklaren darüber, ob sie wiedergeboren ist oder nicht, ob sie erlöst ist oder nicht. Es mag sein, dass sie zwar ihre Sünden bekannt und um Vergebung gebittet hatte; doch sie hat nie mit Gewissheit sagen können, ob und wann Gott ihr vergeben hat, und ob sie neues Leben von Ihm empfangen hat. Sie hat keinen wirklichen Frieden, keine wahre Ruhe im Herzen, kein geistliches Leben von Gott. Manche Sündenschuld der Vergangenheit drückt und plagt sie noch. In ihrem geistlichen Leben geht es immer auf- und abwärts: Sie fällt, steht dann auf, fällt wieder, steht wieder auf, und so geht es fortwährend weiter. Dies ist der Zustand eines erweckten, aber noch nicht wiedergeborenen Menschen, den Paulus in Röm. 7 sehr trefflich beschreibt: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (V. 19).

Diese Schwierigkeiten sind die Folgen einer unechten Bekehrung (Hos. 7:16). Vielfach geschieht sie dann, wenn eine Seele über die Notwendigkeit der Bekehrung wohl überzeugt, doch noch nicht „reif genug“ dafür ist, d.h. sie sieht noch nicht ihren wahren verlorenen Zustand, oder sie hat noch keinen klaren Begriff davon, was Bekehrung eigentlich bedeutet und was Gott von ihr erwartet; oder sie lässt sich zur Bekehrung mehr von Menschen, als von der Überzeugung ihres eigenen Herzens leiten. So „bekehrt“ sie sich und, weil man weiß, dass die Wiedergeburt ein augenblickliches Werk ist, zählt sie sich nun zu den Wiedergeborenen, und wird auch von manchen anderen als solche gehalten. Es mag sein, dass sie schon etliche Schritte in die richtige  Richtung machte; doch Gott erwartete von ihr, dass sie die nächsten notwendigen Schritte tut – sie blieb aber stehen. So entsteht bei der betreffenden Seele eine Einbildung, dass sie bekehrt sei, anstelle des Zeugnisses des Heiligen Geistes. Denn der Geist selbst gibt Zeugnis unsrem Geist, dass wir Gottes Kinder sind (Röm. 8:16); und „wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat dieses Zeugnis in sich... Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn“ (1.Joh. 5:10-11). Solche Seele hätte mit Flehen anhalten und bis zum Sieg durchdringen sollen; doch sie gab sich mit einem Bekenntnis zufrieden, ohne die wahre Wiedergeburt erfahren zu haben.

Liebe suchende Seele, wenn du biblische Buße getan hast, dann flehe im Glauben solange vor dem Gnadenthron Gottes, bis der Heilige Geist in dir das Zeugnis schafft, dass du wiedergeboren bist – denn das kannst du von keinem Menschen bekommen! Wenn du aber dies Zeugnis des Geistes oder die Heilsgewissheit hast, kann sie dir auch kein Mensch nehmen; und sie wird dir ein Anker in allen Stürmen der Anfechtungen sein. Ohne diesen Anker wirst du Schiffbruch erleiden und auf den Wellen des Zweifelns dahingetrieben werden.

Eine weitere Ursache einer falschen Bekehrung kann darin liegen, dass der Mensch, als er Gott um Vergebung bat, noch nicht alle seine Sünden verlassen wollte und keine wahre Buße getan hatte; oder er tat es nur aus Furcht vor dem Tod und der Hölle, oder um einem Menschen zu gefallen, oder um nicht von anderen zurückzubleiben, oder um gewisse Vorteile zu bekommen usw. Doch einer wahren Bekehrung geht stets voraus ein Erkennen der eigenen Sündhaftigkeit, ein tiefer Schmerz und Traurigkeit, den Gott des Himmels durch seine Sünden beleidigt und verachtet zu haben (2.Kor. 7:10), und ein Verlangen, von nun an nur Gott zu dienen und zu gehorchen.

Viele, die heute wahre Kinder Gottes sind, gaben schon Zeugnis davon, dass sie sich viele Jahre lang für bekehrt hielten und immer „glaubten“, dass sie gerettet seien, ohne jemals das Zeugnis des Heiligen Geistes oder Heilsgewissheit zu haben. Manchen von ihnen wurde gesagt, wenn sie von ihren Zweifeln erzählten, dass sie ja nur immer glauben sollen – anstatt der Sache auf den Grund zu gehen und die Hindernisse zu beseitigen, damit der Betreffende eine wahre Heilserfahrung mit Gott machen konnte. Sie hatten keine Wiedergeburt erlebt, weil sie eben keine wahre und biblische Buße taten, ohne die der Glaube tot ist (Jak. 2:14-26). Erst als sie wahre Buße taten und im lebendigen Glauben sich zu Gott nahten, bekamen sie das Leben von Gott und auch das Zeugnis des Heiligen Geistes, dass sie von nun an Gottes Kinder sind.

Liebe Seele, geh in dich und denke über deine Bekehrung nach! Verlasse dich nicht allein darauf, dass du schon lange bekehrt oder „in der Gemeinde aufgewachsen“ bist, und es kann gar nicht sein, dass da etwas nicht in Ordnung sei. Man kann eben „in der Gemeinde aufwachsen“, ohne jedoch in sie hineingeboren zu werden, d.h. ohne jemals eine klare Erfahrung der Wiedergeburt gemacht zu haben. In Offb. 3:17 ist ein Beispiel einer ganzen Gemeinde angeführt, die sagte: „Ich bin reich und habe genug und brauche nichts!“, aber Gott sagte ihr: „Du weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß“. Bedenke, es kommt nicht darauf an, wie lange deine Bekehrung in der Vergangenheit zurückliegt; denn vor Gott ist dein ganzes Leben wie ein offenes Blatt. Was für Beweggründe hattest du, als du bei Gott um Vergebung batest? Hast du wahre biblische Buße getan? Hast du so lange vor Gott gefleht, bis dir der Geist Gottes das Zeugnis gab, dass du ein wahres Kind Gottes wurdest? Kannst du das neue Lied in deinem Herzen singen, das niemand außer den Kindern Gottes kennt? (Offb. 5:8-10).

Hast du das Zeugnis des Heiligen Geistes auch jetzt noch? Es hilft dir nämlich nicht, wenn du dies Zeugnis einmal hattest und jetzt nicht mehr hast. Als der Pilger aus Bunyans „Pilgerreise“ merkte, dass er den Brief, (das Zeugnis der Gotteskindschaft, das er am Kreuze bekam, als seine Sünden vergeben wurden), nicht mehr hatte, musste er zurückgehen und es dort suchen, wo er es verloren hatte. Gott sagte zu der Gemeinde in Ephesus, die die erste Liebe verlor: „Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!“ (Offb 2:5). Bedenke, dass, wenn du einst vor dem Richterstuhl Gottes stehst, Er zuerst schauen wird, ob dein Name im Buch des Lebens steht (Offb. 20:12-15; Lk. 10:20), und wenn dies der Fall ist, wirst du Lohn für deine guten Werke empfangen. Wenn dein Name im Buch des Lebens nicht gefunden wird, dann sind alle deine gute Werke und auch die viele Jahre, wo du oder deine Mitmenschen dich für bekehrt hielten, umsonst. Es geht hier nicht nur um eine Lehre der Bibel, es geht hier um dein ewiges Schicksal! Wie willst du vor Gott bestehen, ohne schon jetzt in der Echtheit deiner Erlösung und Gotteskindschaft völlig überzeugt zu sein, denn „wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder erscheinen“? (1.Pet. 4:17-18; Elbf. Ü.).

Liebe Seele, prüfe dich aufrichtig vor Gott und dir selbst; denn wenn du nicht aufrichtig bist, hast du den größten Schaden davon. Wenn du die obengenannten Fragen mit Freude und einer seligen Gewissheit deiner Gotteskindschaft beantworten kannst, dann bist du auf dem richtigen Weg zum Himmel; dann „halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ (Offb. 3:11). Wenn dies aber nicht der Fall ist, dann suche das Heil heute, gerade jetzt – denn es steht zu viel auf dem Spiel, als dass man es unbeachtet lässt oder auf die Zukunft verschiebt. Du denkst jetzt vielleicht: Was werden dann die Menschen sagen, die mich schon so lange für bekehrt halten? Doch es ist besser, sich einmal richtig zu bekehren und auf ewig gerettet zu werden, als von Menschen für einen Christen gehalten zu werden und auf immer verloren zu gehen.

Die Antworten auf die Fragen: Was soll ich tun, wenn ich erkannt habe, dass meine Bekehrung nicht echt war? Was heißt, wahre biblische Buße zu tun? Was ist eine echte Bekehrung und was bewirkt sie? Wie kann ich die Heilsgewissheit bekommen? Worin unterscheiden sich Anklagen des Teufels von der Sündenüberzeugung durch den Heiligen Geist? kann der suchende Leser im Wort Gottes finden; und die nachfolgenden Kapitel und die auf der letzten Seite angebotene Literatur möge ihm dazu helfen und ermutigen.

Der Altardienst

Obwohl wir keine Belehrung in der Heiligen Schrift über den Altar oder die Bußbank, wie es gewöhnlich genannt wird, noch über irgend ein Beispiel vom Gebrauch derselben haben, so ist sie doch viele Jahre hindurch als eine brauchbare und hilfreiche Einrichtung anerkannt worden. Sie ist von Gott in der Erlösung von vielen, vielen teuren Seelen als ein teilweises Werkzeug gebraucht worden.

Wenn jemand aus der Versammlung zur Bußbank vorgeht und sich trennt von der Welt und weltlicher Gesellschaft, so hat es einen guten Einfluß auf diejenigen, die von ihren Sünden überzeugt sind und Gott suchen. Auch ist sie nützlich, indem sie die Suchenden zu einem Entscheidungspunkt in der Sache bringt. Außerdem ist es für diejenigen, die den Herrn suchen, ein Vorteil, weil sie zusammenkommen können, um dadurch besser von denen erreicht zu werden, die für sie besonders interessiert sind und die mit ihnen beten. Auch ist es eine Tatsache, dass, wenn eine ernste Vereinigung im Gebet von der Seite derjenigen stattfindet, welche die Suchenden umgeben, es eine wunderbare Hilfe für den Glauben der Suchenden ist, so dass sie besser das finden können, wonach ihr Herz begehrt.

Doch wie bei allen anderen Dingen, deren Gebrauch gut ist, der Mißbrauch das Gute verdirbt und anstatt dessen üble Folgen eintreten, so ist es auch in diesem Fall. Es gibt ein Prinzip, welches allen Dingen, die sich auf Erlösung und das christliche Leben beziehen, zugrunde liegt, nämlich: Wenn eine Person etwas vom Herrn zu bekommen sucht, so muss sie, um eine bleibende Zufriedenheit zu finden, persönlich und mit Gott allein eine bestimmte Entscheidung treffen – abgeschlossen von allen andren. Damit ist nicht gemeint, dass niemand Belehrung oder Beistand geben soll, sondern dass man nichts tut, das eine persönliche Entscheidung verhindern würde. Eine Übertretung dieses Prinzips von der Seite des Suchenden oder des Helfers wird mehr oder weniger verderblich für beide sein, besonders aber für den Suchenden.

Es gibt viele Arten, wie dieses geschehen kann. Erstens, durch die übertriebene Idee oder Ansicht über den Altar oder die Bußbank, dass sie der beste oder einzige Platz wäre, wo man erlöst werden kann. In dem Maße, wie dieser Idee nachgegangen wird, so weit vermindert es die Zuversicht zu Gott.

Solche Ansicht führt zur nächsten Stufe. Ein ungewöhnlicher Druck ist zu verspüren, indem Leute aufgefordert werden, zum Altar zu kommen, wenn sie noch nicht genügend von ihren Sünden überzeugt sind; denn dies ist die Voraussetzung, damit sie wirklich erlöst werden können. Manchmal geschieht dies von der Kanzel aus; aber gewöhnlich geschieht es durch persönliche Aufforderung oder Unterredung. Oftmals hilft denjenigen, an welchen der Geist Gottes arbeitet, ein zur rechten Zeit gesprochenes Wort, um zu einer Entscheidung zu kommen; aber die Entscheidung muss, um völlig nützlich zu sein, ohne einen äußeren Druck oder Zwang erreicht werden.

Das nächste ist die verunstaltete Idee, dass ein Suchender gleich das erste Mal, wenn er zur Bußbank kommt, erlöst werden sollte, wenn die Helfer ihren Teil tun. Tatsache ist, dass eine Person nur dann erlöst werden kann, wenn ihr Herz durch die Wirkung des Heiligen Geistes und ihren Gehorsam dahin gebracht wird, wo sie durch den Glauben die verheißene Vergebung sich aneignen kann – und das ohne Berücksichtigung, wo und wann dies stattfinden mag.

Diese obengenannten Ansichten leiten natürlicherweise dazu, dass im Versuch, dem Suchenden zu helfen, mehr menschliche Energie sich eindrängt, als nützlich ist; und dies raubt mehr oder weniger dem Suchenden das Recht der persönlichen Berührung mit Gott. Für jemanden zu entscheiden, dass er erlöst ist, weil er alles getan hat, was er zu tun wußte, und weil die Helfer sagen, dass das alles ist, was nötig ist, und dass er jetzt nur zu glauben hat, dass das Werk vollbracht ist, wird niemandem Zufriedenheit bringen. Es ist eine Tatsache, dass wir erlöst sind, nicht weil wir etwas tun, sondern weil wir an den Herrn Jesus Christus glauben: „Aus Gnade seid ihr selig geworden, durch den Glauben“. Wenn wir alles getan haben, was wir zu tun wußten, so sind wir dennoch noch unerlöst; jedoch sind wir dann da angelangt, wo wir uns selbst völlig und hilflos der Barmherzigkeit Gottes übergeben können und wo der Glaube wirksam wird und uns das Verlangen des Herzens stillt. Es ist jedermanns persönliches Vorrecht, dieses für sich selbst und direkt vom Herrn zu wissen. Jemanden zu drängen, dass er glauben soll, ehe der Geist Gottes ihn zu diesem Punkt gebracht hat, ist mehr oder weniger eine mechanische Weise, die für den Suchenden ein unberechenbarer Schaden sein wird. Solch einer wird mit Schwierigkeiten, Zweifel und Furcht zu tun haben und wird ein Gegenstand der Anklagen und der Unterdrückungen des Teufels sein. Es ist nichts in seinem Bewußtsein vorhanden, worauf er sich stützen kann, dass er es vom Herrn empfangen hat. Obwohl die Helfer im Geist fühlen mögen, dass nur noch der Glaube nötig ist, so wird es doch dem Suchenden, wenn er dies nicht begreifen wird, nichts helfen; in diesem Fall würde sich der Glaube mehr auf die Helfer gründen als auf Gott. Der Suchende muss den Punkt erreichen, wo er für sich selbst von ganzem Herzen glauben kann; danach folgt das Bewußtsein in seinem Herzen, dass sein Glaube durchgedrungen ist und dass er das Gewünschte erlangt hat. Es ist besser, unsern Glauben mit seinem zu vereinen und ihn zu ermahnen, ernstlich den Herrn im vollen Glauben zu suchen, bis er den Herrn gefunden hat und bis der Herr sich ihm selbst offenbart – selbst wenn er mehrere Tage suchen oder vielleicht mehrere Male zum Altar kommen muss.

 (Anm. d. Red. Im weiteren Verlauf spricht der Autor noch andere Mißstände im Altardienst an. Der Auszug wird jedoch aus Platzgründen nur bis hierher zitiert).

H. W. Nelson (aus der Evangeliumsposaune 1910)

 

Die Wiedergeburt durch den Glauben

Durch die Wiedergeburt wird der Seele des Menschen neues Leben eingeflößt. Die Wiedergeburt ist die Lebendigmachung des menschlichen Geistes, der in Übertretungen und Sünden tot ist. Diese Lebendigmachung geschieht durch die lebengebende Kraft des Heiligen Geistes. Wahre Rechtfertigung schließt stets geistliches Leben mit ein.

Die Rechtfertigung ist die Vergebung der Sündenschuld des Menschen. Er wird durch den Verdienst der Versöhnung Christi als gerecht erachtet. Die Wiedergeburt ist die wahre Umwandlung in den Neigungen und dem Zustand des Menschen. Durch die Rechtfertigung werden dem Menschen die Strafen der Sünde erlassen. Die Wiedergeburt pflanzt das Prinzip des Gehorsams in das Herz hinein. Johannes stellt es in folgender Weise dar: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünden vergibt, und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1.Joh. 1:9). Die Wiedergeburt ist eine Abwaschung. „Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit machte Er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes“ (Tit. 3:5). Diese Abwaschung oder Reinigung befähigt den Wiedergeborenen, die friedsame Frucht der Gerechtigkeit hervorzubringen, Sieg über Sünden und schlechte Gewohnheiten zu haben, die zurückgebliebenen Elemente der Verdorbenheit und des fleischlichen Sinnes in Unterwerfung zu halten, und sie pflanzt ein Verlangen und Sehnen nach vollkommener Heiligkeit ins Herz. Die Liebe zur Sünde wird durch das Werk der Wiedergeburt zerstört, denn „wer Sünde tut, der ist vom Teufel“ (1.Joh. 3:8).

Das Werk der Wiedergeburt ist ein vollkommenes Werk. Sie ist nicht eine vollkommene Erlösung oder eine vollkommene Heiligung, aber sie ist eine vollkommene Wiedergeburt. Ein Mensch kann nicht teilweise wiedergeboren oder teilweise lebendig sein. Ein wiedergeborener Mensch lebt Gott und ist der Sünde abgestorben. Der Zustand zur Erlangung der Rechtfertigung muss aufrecht erhalten werden, wenn man die Erfahrung behalten will. Die Buße geht der Rechtfertigung und Wiedergeburt voraus. Man sollte so lange vor dem Throne Gottes verweilen, bis die Seele wirklich neugemacht und die lebengebende Kraft von oben eingeflößt worden ist, um die Liebe zur Sünde zu zerstören.

Ich befürchte, dass viele teure Seelen, die um Vergebung zu Gott kommen, nur teilweise zufriedengestellt davongehen. Es ist unsere Pflicht als Evangeliumsarbeiter den Suchenden zu belehren, mit solchem Ernst und Glauben zu suchen und durchzudringen, dass die Folge ein das Herz wirklich zufriedenstellendes Werk sei. Durch das Bekennen oder Geständnis wird der Druck der Sündenschuld zum großen Maß entfernt; aber die Seele darf auf diesem Punkt nicht stehenbleiben. Die Tatsache, dass die Last verschwunden und ein Gefühl der Freiheit empfunden wird, ist kein sicheres Zeichen, dass wir wiedergeboren sind. Nachdem wir Gott und auch das, was notwendig, den Menschen bekannt und gänzlich den Weg der Sünde verlassen haben, sollten wir die Verheißung Gottes, eine neue Kreatur aus uns zu machen, im rechten Glauben ergreifen, „denn in Jesus Christus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur“ (Gal. 6:15); „denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem durch das lebendige und bleibende Wort Gottes“ (1.Pet. 1:23; Elbf. Ü.); „darum ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“ (2.Kor. 5:17); „Ich will reines Wasser über euch sprengen (das Bad der Wiedergeburt), dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will Ich euch reinigen. Und Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben“ (Hes. 36:25-26).

Alle diese Schriftstellen schildern das Werk der Wiedergeburt. Die alten sündigen Gewohnheiten werden freudig aufgegeben. Ein neues Leben wird angefangen; neue Bestrebungen beherrschen den Menschen; ein neuer Mensch tritt hervor, um „besonnen, gerecht und fromm zu leben in dieser Welt“ (Tit. 2:11). Lieber Leser, bist du wiedergeboren? Bist du von neuem geboren (Joh. 3:3)?

(aus der Evangeliumsposaune 1912)

 

Heilsgewissheit

Die Heilserfahrung, wie das Neue Testament sie lehrt, besteht nicht in einer leeren Einbildung, sondern ist eine gesegnete Wirklichkeit. Die Apostel redeten davon mit fester Überzeugung und in großer Gewissheit. So bezeugte Johannes: „Wir wissen, dass wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind“ (1.Joh. 3:14). „Wir wissen, dass wir von Gott sind“ (5:19). „Wir sind von Gott... und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott“ (4:6-7). Die Erfahrung des Heils ist in ihrer Natur so bestimmt, dass wir auch Gewissheit darüber haben, sobald wir sie erlangen; dennoch wollen wir kurz betrachten, auf welche Weise uns die Gewissheit der Erfahrung wird.

Zuerst sei darauf hingewiesen, dass wir uns der großen Umwandlung in uns dadurch bewußt werden, dass alle unsere Sünden hinweggetan sind. Wir lesen, dass Jesus kam, „um seinem Volke Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden“ (Lk. 1:77 Elbf. Ü.). Wenn der Heilsuchende in Bewußtsein seiner Sünden, mit der Last seiner Schuld zu Jesus kommt, seine Übertretungen den Bedingungen des Wortes Gottes gemäß bekennt und sich davon abwendet, und der Herr sie in seiner großen Barmherzigkeit durch die Kraft seiner Gnade hinwegnimmt, so dass der süße Himmelsfriede das wiedergeborene Herz durchströmt, braucht er nicht erst darüber in Kenntnis gesetzt zu werden, dass er gerettet ist; denn er selbst erlangt zuallererst darüber Kenntnis und Gewissheit. Die Erfahrung, von der Sünde und der Schuld freigeworden zu sein, ist ihm jetzt genauso gewiß, wie das Vorhandensein der Sünde vorher. Aber das ist noch nicht alles. Neue Empfindungen, ein neues Verlangen und eine neue Hoffnung erfüllen die Seele, und man erkennt die Wahrheit der Schrift, die da sagt: „Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden! Aber das alles von Gott“ (2.Kor. 5:17-18).

Sehr wohl erinnert der Schreiber dieser Zeilen sich jenes Abends, da er „von neuem geboren“ und eine „neue Kreatur“ in Christus wurde. Und wenn ich so lang wie Methusalah leben würde, könnte ich diese Erfahrung nie vergessen. Meine Sünden standen gleich Bergen vor mir, und mit einem in Sündenüberzeugung gebrochenen, mit Sündenschuld beladenem und von Reue zerknirschtem Herzen kniete ich vor dem Herrn und erflehte sein Erbarmen. Seine große Liebe, die Ihn für mich den Kreuzestod erdulden ließ, ergriff mich und gewann mein Herz; und während mein Glaube die Verheißung des ewigen Lebens und des Heils erfaßte, entschwand die Last der Sünde, und der köstliche Friede Gottes erfüllte mein ganzes Sein. Halleluja! Am nächsten Morgen bekam ich den Eindruck, als ob in der ganzen Natur eine Wandlung vorgegangen wäre. Nie zuvor war mir das Sonnenlicht so hell und strahlend und das Grün des die Erde bedeckenden Teppichs so lieblich erschienen. Die Blumen waren schöner als je, und sogar der Gesang der Vögel in den Bäumen war für mich eine Melodie, die himmlisch klang. Die ganze Natur schien an diesem Morgen in himmlischer Herrlichkeit und Schönheit zu strahlen. Ein wenig Überlegung jedoch brachte es mir zum Bewußtsein, dass die Natur in Wirklichkeit dieselbe geblieben war und dass die Umwandlung in mir selbst stattgefunden hatte: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur“.

Ein weiterer klarer Beweis unserer Erlösung ist der unverkennbare Wechsel in unseren Neigungen und Trieben. Erstens, in bezug auf Gott. In der Sünde lebend, liebt der Mensch Gott nicht, da er sich in einem Zustand der Gottentfremdung und im Widerspruch mit den göttlichen Forderungen befindet. Manche Menschen steigen so tief in die Sünde hinab, dass sie zu Gottesverächtern werden (Röm. 1:30). Wenn jedoch unsere Seelen zur Erkenntnis der Wirklichkeit der großen göttlichen Liebe zu uns erwachen, dann werden sie durch die Kundgebung der göttlichen Zuneigung zu uns, wie sie im Leiden und Sterben unseres Herrn Jesu zum Ausdruck kommt, für Gott zurückgewonnen, und wir rufen dann mit dem Apostel aus: „Lasset uns Ihn lieben; denn Er hat uns zuerst geliebt“ (1.Joh. 4:19). Wie natürlich ist es dann, Gott zu gehorchen! „Wer Mich liebt", sagt der Herr, „der wird Mein Wort halten“ (Joh. 14:23).

Zweitens erfahren wir eine wirkliche Veränderung unserer Neigungen zu unseren Feinden. Anstelle des Hasses und des Gefühls der Bitterkeit, empfinden wir Gefühle der Liebe ihnen gegenüber, und das Wort, welches Jesus diesbezüglich gesprochen hat, ist in uns in Erfüllung gegangen: „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel“ (Mt. 5:44-45).

Drittens sind auch unsere Gefühle den Kindern Gottes gegenüber verändert. „Wir wissen, dass wir aus dem Tode zum Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder“ (1.Joh. 3:14). „Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten“ (1.Joh. 5:2). „Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit. Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor Ihm damit stillen“ (1.Joh. 3:18-19). Unsere Liebe zu allen Kindern Gottes ist so groß, dass Christus davon sagt: „Dabei wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt“ (Joh. 13:35).

Aber der beste und klarste Beweis unserer Annahme bei Gott ist das innewohnende Zeugnis des Geistes Gottes. Das Heil der Seele wird durch den Glauben erlangt. Paulus sagte dem Kerkermeister: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du selig“ (Apg. 16:31), und Johannes sagt: „Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat dieses Zeugnis in sich“ (1.Joh. 5:10). Es ist unmöglich, seligmachenden Glauben in Christus auszuüben, ohne dabei das innere Zeugnis des Heiligen Geistes, dass wir gerettet sind, zu erlangen. Es ist sehr schwierig, Gottes Zeugnis in Worten zu erklären; aber, Dank dem Herrn! es kann erfahren werden.

Ein dem Schreiber dieser Zeilen persönlich bekannter Mann behauptete, er sei bereits zwei Jahre lang bekehrt gewesen, ohne sich dessen bewußt gewesen zu sein. Eine Bekehrung jedoch, von der man selbst über zwei Jahre hinweg keine Kenntnis hat, kann sicherlich nicht viel wert sein. Nach der Lehre des Wortes Gottes ist es offensichtlich, dass jener Mann keine biblische Bekehrung erlebt hatte, denn der wahre Gläubige „hat dieses Zeugnis in sich“.

Ein anderer Mann träumte, dass er gerettet sei und das Evangelium predigte; und als er am Morgen erwachte, fühlte er sich so glücklich, dass er meinte, wirklich gerettet zu sein. Für den Abend desselben Tages gab er eine Versammlung bekannt und versuchte, den Leuten zu predigen. Eine biblische Heilserfahrung kann jedoch nicht in einem unbewußten Zustand oder im Traum gemacht werden, sondern nur durch bewußten Glauben. Wer das Heil erlangen will, muss in einer klaren und nüchternen Verfassung sein und Gott in Übereinstimmung mit seinem Wort ernstlich suchen. Werden diese Bedingungen erfüllt, dann erfährt der Glaubende eine wirkliche Umwandlung seines Herzens, worauf er auch gleich das direkte Zeugnis des Geistes Gottes empfangen wird, dass er gerettet ist. „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Röm. 8:16). Zeitpunkt und Hergang der erfahrenen Umwandlung werden dem erlösten Kind Gottes fortan unauslöschlich im Gedächtnis bleiben.

Erinnerst du dich, lieber Leser, des Zeitpunkts in deinem Leben, da deine Sünden hinweggenommen wurden, und deine Seele mit der Gnade Gottes erfüllt wurde? Wenn nicht, dann laß es mich dir sagen, dass du noch nicht von neuem geboren bist und deshalb auch kein wahrer Christ sein kannst. Du magst ein guter moralischer Mensch sein und als Christenbekenner das Ansehen deiner Mitmenschen haben; aber im Lichte des Wortes Gottes gesehen, bist du kein Christ. „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen“.

F. G. Smith; (aus dem Buch „Was die Bibel lehrt“;   Übersetzung vom englischen Original)