Aus dem Leben und Wirken von R. Doberstein

Vorwort

„Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern
einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest oder auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst oder aufstehst“ (5. Mose 6,6-7).

Wir möchten durch die nachfolgenden Erinnerungen einiges aus dem natürlichen wie auch dem geistlichen Leben und Wirken unseres verstorbenen Vaters Robert Doberstein berichten.

Wir hatten ihn zu seinen Lebzeiten gebeten, er solle doch seine Erlebnisse aufschreiben, damit wir nach seinem Tod eine Erinnerung an seine Erfahrungen hätten. Vater lehnte es nach einigem Nachdenken ab. Er mag wohl seine Gründe gehabt haben. Einer davon war vermutlich der, dass er Gott nicht die Ehre rauben wollte. Er sagte einmal sinngemäß: „Alles, was in meinem Leben geschehen ist, was ich wirken konnte, war Gnade von Gott. So sollen die Werke auch Gott zugeschrieben werden und nicht mit dem Namen Doberstein verbunden sein.“ Vater hatte zudem kein Tagebuch, das uns eine Grundlage für einen Bericht über all die Geschehnisse gegeben hätte.

Einige Glaubensgeschwister wie auch Kinder und Enkelkinder traten mit der Bitte an uns heran, doch etwas aus dem Leben unseres Vaters zu berichten. Auf diesen Wunsch hin möchten wir versuchen, den Lesern einen kleinen Einblick in sein Leben, sein Wirken und den Aufbau der Gemeinde Gottes in Kamenka zu geben. Zum Teil haben wir das Berichtete persönlich erfahren und miterlebt.

Vaters Arbeit, wie schlicht sie auch war, hatte gesegneten Erfolg. Seine Schulbildung war sehr begrenzt, er hatte nur zwei Schuljahre in einer deutschen Schule aufzuweisen. So musste er sich fortlaufend weiterbilden. Dazu hat er, wenn auch nicht vollkommen, die russische Sprache in Wort und Schrift erlernt. So konnte er zurechtkommen.

Im Geistlichen war er immer bereit, bei anderen Brüdern zu lernen. Wenn jemand zu Besuch kam, so sollte er etwas hinterlassen, sei es eine Erfahrung mit Gott oder ein Zeugnis des Heils. Die Gemeinde wurde dadurch gesegnet.

Unsere Mutter war dem Vater auch in der Gemeindearbeit eine große Hilfe. Während Vater seiner natürlichen Arbeit nachging, kamen Geschwister zu ihr nach Hause, klagten ihre Not oder fragten um Rat. So war vieles bereits besprochen, wenn Vater von der Arbeit heimkam. Auf diese Weise konnten sie das ausführen, was sie sich vorgenommen hatten. Außerdem war es Mutters Aufgabe, den Gesang in der Gemeinde zu organisieren. Sie hatte eine Gabe, die Lieder richtig anzustimmen, ohne dass ihr ein Ton angegeben wurde. So konnte dem Anstimmen ein harmonischer Gesang folgen. Nicht nur hierin, sondern auch durch ihre Zustimmung zu den notwendigen geistlichen Tätigkeiten des Vaters war sie ihm eine große Stütze. So konnten die Eltern manche Aufgabe bewältigen.

Vater hat besonders viel von Br. Johann Barbulla gelernt, dessen Erfahrungen ihm wichtig waren. Vater hat uns davon erzählt und wir möchten von dem Gehörten auch manches berichten, weil wir glauben, dass es lehrreich ist. Br. J. Barbulla war gut mit Br. Wilhelm Ebel bekannt. Als Br. Ebel in Kaukasus missionierte, hat er für zwei Jahre im Hause von Geschwister Barbulla gewohnt. So hatte Br. Barbulla Gelegenheit, die Grundlagen der biblischen Wahrheit von ihm zu lernen.

Eine weitere Hilfe für Vaters spätere geistliche Arbeit war das Buch „Was die Bibel lehrt“ von Br. F. G. Smith. Dies Buch hat seine Arbeit sehr geprägt, weil es alle biblischen Lehrthemen der Gemeinde Gottes behandelt. Auch die Bücher „Das Geheimnis der Erlösung“ und „Göttliche Heilung der Seele und des Leibes“ von Br. E. E. Byrum waren ihm wahre Wegweiser, um das Wort Gottes zu erschließen. Das waren Bücher, die ihm Ausrichtung gaben.

Im Rückblick auf die vergangenen Jahre seiner Tätigkeit kann man den Eindruck gewinnen, dass Vater eine große Arbeit geleistet hat. Zudem war er nicht frei von seiner natürlichen Arbeit. Mit seiner Arbeit in der Kolchose  (landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft in der Sowjetunion (Anm. d. Hrsg.)) musste er so wie alle anderen für den Unterhalt seiner Familie sorgen.

Die Gemeindearbeit forderte ihm viel Kraft und Zeit ab. Oft wurde er morgens, bevor er zur Kolchose ging, zu Kranken gerufen. Ebenso am Abend, nach der Arbeit, warteten die Kranken auf seinen Besuch. Sie wünschten getröstet zu werden und dass er das Gebet des Glaubens über ihnen betete. Solche Arbeit kann man nur mit der besonderen Hilfe Gottes bewältigen.

Sooft wir mit dem Vater zusammen waren, hat er uns viel aus seinem Leben, von der geistlichen Arbeit und aus seinen Erfahrungen erzählt. Wir sind dem Herrn recht dankbar für die Segnungen, die wir dadurch empfangen haben. Wir glauben, dass dieser niedergeschriebene Bericht vielen Lesern ebenso zum Segen sein kann.

                                             Die Kinder, im Mai 2011