Das Lamm lehrt uns stille sein

„Als er gemartet ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm“ (Jes. 53:7). Das erste, was man in der Schule des Lammes lernt, ist stille zu sein und sich zu beugen (Mt. 11:29). Die Schrift spricht von einem Stillesein vor Gott, von einem Stillesein zu Gott und von einem Stillesein in Gott. Bevor Gott mit uns redet, müssen wir vor ihm stille werden. Als Abraham auf sein Angesicht fiel und schwieg, da redete Gott mit ihm weiter (1.Mose 17:3). In dem Stillesein vor Gott wird man stille zu Gott.
„Sei nur stille zu Gott, meine Seele,“ sagt David in Ps. 62:6. Stille zu Gott! Das ist schon eine höhere Stufe. Stillesein zu Gott heißt, ihm alles anvertrauen und von ihm alles erwarten, alles aus seiner Hand annehmen, hinter allem den Vater sehen. Jesus sagt in Joh. 6:37: „Alles, was mir mein Vater gibt, das wird zum mir kommen“. Maria war eine solche Seele, die gelernt hatte, zu Gott stille sein. Sie saß nicht vergeblich zu Jesu Füßen; sie hatte eine der schwersten Lektionen gelernt, nämlich zu schweigen! Sie nahm ein Pfund Salbe von ungefälschter, köstlicher Narde, salbte seine Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Judas sagte: „Was soll diese Vergeudung?“ Jesus verteidigte sie und sprach: „Sie hat ein gutes Werk an mir getan... Wahrlich, ich sage euch: Wo immer dieses Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat“ (Joh. 12:3-7; Mk. 14:3-9).
Und sie ist es wert, dass ihr Gedächtnis bleibt, und dass wir heute von ihr lernen, was es heißt, „stille sein zu Gott“. Doch hat dies niemand so vollkommen ausgelebt wie das Lamm Gottes. Er war stille zu Gott, als er nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte; stille zu Gott, dass er einen Judas unter seinen Jüngern haben musste; stille zu Gott im Garten Gethsemane; stille zu Gott am Kreuz.
Stille in Gott. Das ist ein Standpunkt, wo unser Wille, unsere Wünsche, all unser Begehren mit dem seinigen in eins zusammengeflossen sind. Wo er sogar unsere Erwartungen in uns wirkt, wie wir in Ps. 63:2-9 lesen. Hier ist die Seele eingegangen in die Sabbatruhe, in Gottes Ruhe. Hier genießt sie tiefe Stille, die gleich der Meerestiefe von keinem Sturm mehr berührt und getrübt werden kann. O lasst uns tief genug in Jesu eindringen und wir werden ungestörte Ruhe und Stille genießen (Jes. 32:17).