Das Lamm lehrt uns tragen

„Er trug!“, lesen wir wiederholt, und noch öfter sehen wir es. Nach Jesu eigenem Zeugnis bestand seine Macht darin, dass er sein Leben lassen konnte (Joh. 10:18), und zwar nicht erst am Kreuz, sondern sein ganzes Dasein war ein fortgesetztes „Leben lassen“. Er hat sich durch den ewigen Geist Gott geopfert – schon in den täglichen Schwierigkeiten. Und so wurde er reif, das große Opfer am Kreuz zu bringen. Von seinem Volk nicht aufgenommen, von seinen Familienangehörigen für irrsinnig erklärt, von den Füh­rern des Volkes als Verführer abgestempelt zu werden – dies alles bedurfte großer Tragkraft.
„Denn gleichwie er ist, so sind auch wir in dieser Welt“ (1.Joh. 4:17). Darum sagt er in Offb. 3:12: „Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes.“ Leute, die etwas sein wollen, sind keine Pfeiler. Sie brechen zusammen, sobald es etwas zu tragen gibt. Leute, die empfindlich sind, sind auch keine Pfeiler, denn empfindlich sein ist gerade das Gegenteil von tragen. Wir brauchen Leute, die Tragkraft haben; Leute, bei denen der Geist der Empfindlichkeit und der Zertrennung keinen Raum findet. Wieviel Tragkraft hast du?
Im Hause Gottes braucht man mehr Tragkraft als sonst wo. Im Hause Gottes heißt es: Drunter bleiben, unter der Last bleiben! Das heißt Geduld haben. Wie überwand Jesus? – „Er trug!“ Menschen, die dem Lamm folgen, sind Menschen, die Tragkraft haben. Ein Prediger, dem jemand ein Unrecht zugefügt hatte, sprach zu seiner Frau: „Dem will ich den Meister zeigen!“ „Welchen Meister?“, fragte seine Frau sanft. Da erschrak er und sagte beschämt: „Ja, diesmal hätte ich ihm nicht den Meister, sondern mich gezeigt“. Anderen den Standpunkt klarmachen kann man nur in den Fußtapfen des Lammes, in seiner Liebe, in seiner Demut.