Das Lamm lehrt uns demütig sein

„Ich bin von Herzen demütig“, sagt Jesus, „lernt von mir!“ (Mt. 11:29). Nichts besitzen wir von Natur so wenig als Demut. Der sicherste Beweis, dass wir Demut besitzen, ist der, wenn wir den Demütigungen nicht mehr aus dem Weg gehen, wenn wir für Demütigungen danken können. Denn das Wort Paulus’: „Ich will am allerliebsten mich vielmehr meiner Schwachheiten rühmen“ (2.Kor. 12:9), heißt auch: Ich finde Gefallen an allem, was mich demütigt. Petrus sagt uns: „Gott gibt dem Demütigen Gnade“, „umkleidet euch mit Demut“ (1.Petr. 5:5). Demut ist der Mantel, der uns gegen Erkältung schützt. Demut ist nicht eine Tugend, sondern der Boden, auf dem alle anderen Tugenden gedeihen. Darum sagt Jesus, was wir vor allem von ihm lernen sollen – seine Demut! Demut ist die Kraft, die allen dienen kann (Joh. 13). Demut ist die Kraft, die sich selbst zu nichts macht. „Er entäußerte sich selbst“, lesen wir in Phil. 2:7. Die Demut führt uns zur Selbstvernichtung, bis wir nichts mehr sind und Gott alles ist.
Demut ist die Kraft, die keine Ehre für sich sucht. Sie weist die Ehre von sich ab. Sie ist die Kraft, die ihr Tun eher verkleinert als vergrößert, damit sie nicht Stimmung für sich macht. Die größte Demut sehen wir bei dem dreieinigen Gott selbst. Der Vater und der Sohn bahnten das Reich des Geistes an, darin wir heute leben. Der Geist und die Braut sprechen: „Komm, Herr Jesus, komme bald!“ Sie bahnen das Reich des Sohnes an. Und wiederum, der Sohn, der Geist und die Braut führen das Reich des Vaters herbei, wo Gott alles in allem sein wird, wo er Vater sein wird über alles und in allem, was nach ihm benannt wird (Eph. 3:15). Darum können wir nur von Christus, dem geoffenbarten Gott, lernen, was Demut ist. Und demütig werden können wir nur durch den innewohnenden Christus, durch den wir in der Liebe eingewurzelt und gegründet werden. Und diese Liebe ist eben die Demut. Es heißt von Jesus: „Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende“ (Joh. 13:1).