Glasrücken

Ein Brief aus Berlin erzählt vom Glasrücken und wie es dabei zugegangen ist. »Durch Bekannte im Haus wurden wir, meine Frau und ich, mit dem Glasrücken bekannt. Wir wußten: Spiritismus ist vom Teufel und hätten uns nie mit solcherlei Sachen befaßt. Aber diese Art war uns ganz neu. Das Glas bewegte sich von einem Buchstaben zum anderen auf einem Alphabet, das auf Papier geschrieben war. Es meldeten sich Namen und Geister der Verstorbenen. Auf jede Frage wurde geantwortet und jeder, der im Zimmer war, erhielt Antworten.
Nun sagten wir uns beide: Es muß sich offenbaren, was für eine Kraft das ist. Wir suchten Gott und fühlten uns gefeit gegen Anschläge des Bösen. Aber in unseren Herzen stand es noch nicht recht mit ihm, sonst wären wir nicht in diese Sündentiefen hineingeraten. Wir hatten noch nicht Buße getan, wir waren noch nicht bekehrt, doch wir suchten Gott aufrichtig.
Wir glaubten: Gott kennt unser Suchen, und hier in unserer Wohnung muß sich offenbaren, durch wessen Kraft das Glas gerückt wird. Wir sollten diese Kraft erfahren, aber anders, als wir es gedacht hatten. Also meine Frau und ich versuchten es allein. Jetzt begann ein mächtiges Kämpfen. Wir wiesen alle sogenannten Geister der Verstorbenen ab und wollten erfahren, wer mit uns redet. Nun ging das Glas mit einer ungeheuren Kraft auf der Platte hin und her, zog Kreise usw., drängte auch Buchstaben wieder zurück. Wir wiesen alles Teuflische ab und riefen den Geist der Wahrheit. Es sollte uns nichts antworten, was vom Teufel wäre. Darauf wurde zögernd, aber klar geschrieben: >Ein Bote Gottes.< Von nun an wurden uns unsere Gedanken gesagt. Wenn wir zweifelten, hieß es sofort: »Vertraut, ich bin ein Bote Gottes. Gott offenbart sich euch, weil ihr Gottsucher seid. Gott offenbart, wem und was er will.«
Dann kamen viele Botschaften: das Ende der Welt stehe vor der Tür und sie sollten Gottes Werkzeuge werden. Als Propheten sollten sie der Welt die letzte Botschaft bringen, ehe das Gericht hereinbreche. Das Ehepaar glaubte wirklich, der Herr Jesus spräche mit ihnen. Tage- und wochenlang standen sie unter diesem Einfluß. Die kleine dreijährige Tochter, so sagte der angebliche Bote Gottes, wolle er persönlich heimholen, dann sollten sie mit dem elfjährigen Sohn ihr Prophetenamt antreten. Sie vergaßen Essen und Trinken, gaben auch den Kindern nichts zu essen, so sehr standen sie unter diesem Bann. Es wurde immer ärger. Schreckliche Unsauberkeiten mußte die Frau nachsprechen, die in ihrem Herzen sein sollten. Dabei sagte sie: »Wenn dies in meinem Herzen gefunden ist, so hat es der Teufel hineingelegt, denn ich bin es nicht.« Dabei wurde das Glas sehr unruhig.
Endlich, endlich erkannten sie, daß es der Teufel war, mit dem sie sich eingelassen hatten, der sie betrogen hatte. Sie sagten sich von allem Teufelswesen los. Zwei Tage darauf wurde die Frau von der teuflischen Macht hin- und hergerissen, wie es von jenem Besessenen in der Bibel berichtet wird. In ihrer Angst rief sie: »Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein!« Da wich die Macht. Und heute rühmen sie, frei zu sein von dem Banne des Teufels.
Das war das »unschuldige« Glasrücken!