Spiritualismus

In einem anderen Brief heißt es: »Ich war noch unbekehrt, als ich zu einer als christlich bekannten Familie durch meinen Beruf ins Haus kam. Die Familie betete, ging auch fleißig in die Kirche, lebte ruhig für sich und war sehr wohltätig. Die Leute sind Spiritisten, nennen sich aber Spiritualisten. Ich kannte den Spiritismus nicht, glaubte aber es sei etwas Gutes und Göttliches. Ich wurde aufgefordert, mitzugehen und stand so ein Jahr lang unter dem Bann des Spiritismus, bis ich durch Gottes Führung mit einer gläubigen Schwester zusammenkam, welche mich darauf aufmerksam machte, daß es Teufelswerk sei. Nun ging der Kampf los, welcher vier Wochen lang währte durch viel Unruhe; aber Gott sei Dank hat mich der Heiland freigemacht. Ich sah während dieser vier Wochen alles mit doppelten Augen und hörte mit doppelten Ohren, so ging mir der Verstand dafür auf, was hier vor sich ging. Ich fürchtete mich abends nach den Versammlungen und sah im Dunkeln blitzartige Erscheinungen im Dreieck. Immer habe ich den Herrn gebeten, er möge mir den richtigen Weg zeigen. So kam ich in die Gemeinschaft und bin heute ein freies, fröhliches Gotteskind durch die Gnade unseres Herrn Jesus.«
Dieser Spiritualismus unterscheidet sich vom gewöhnlichen Spiritismus dadurch, daß es hier keine Experimente gibt. Die Versammlung wird eingeleitet durch Gesang und Gebet, Bibellesung und dann Auslegung des Schriftwortes, woran sich alle beteiligen können. Kam nun eine Pause dazwischen, daß es ruhig wurde, trat ein Medium auf im Trance-Zustand, welches dann auf das Schriftwort einging und wohl zehn bis dreißig Minuten sprach. Die Einleitungsworte waren meist: »Friede sei mit euch, ihr lieben Menschenkinder! Was ich euch jetzt bringe, sind Worte meines Vaters im Himmel.« Das Medium trat als ein Engel Gottes auf oder als ein Prophet des Alten Bundes, als Dr. Martin Luther usw. Es gab sechs Medien in der Versammlung, welche sich den Namen >Loge wahrer Weg< oder >Loge Emmaus< zugelegt hat. Von diesen sind drei Sprechmedien und drei Sehmedien. Die Sehmedien sehen, was vorgeht in der Versammlung, zum Beispiel: es steht der Geist hinter dem Stuhl des Mediums, der eigene Geist tritt aus, der fremde Geist tritt ein und wirkt durch das Medium.
Im inneren Kreis, wo selbst keine Gäste Zutritt haben, sondern nur die festen Mitglieder, »tritt der Herr Jesus persönlich ein«, worauf alle Anwesenden auf die Knie fallen und einzeln vorrutschen, um den Segen zu empfangen.
Dieser Spiritualismus soll nun die reingeistige Lehre sein. Der Herr Jesus lehrt persönlich die Brüder, welche alle Bibelnamen der zwölf Jünger haben, und auch die Medien haben bekannte Bibelnamen. Drei Jahre soll der Herr Jesus lehren, dann sind sie alle vollkommen. Alles andere lehnen sie entschieden ab als minderwertig, sie haben alles viel besser und direkt durch ihre Medien von ihrem Meister. Dann sagen sie, sie zitieren die Geister nicht, sondern es wäre eine Zulassung von Gott zur Aufklärung und Besserung der Menschen hier auf Erden. Auch kämen keine so niederen Geister mehr, sondern nur geläuterte höhere Wesen. Eine Aufgabe der Spiritualisten sei, verstorbene Geister, welche durch Medien sprechen, zu Gott zurückzuführen durch Gebet. So kam es vor, daß ein Verstorbener sprach, welcher vor zweihundert Jahren abgeschieden war. Er erzählte, daß er ein Kirchenräuber war, ein anderer war ein Mörder usw. Die Brüder hatten nun die Aufgabe, dieselben zu Gott zurückzubringen, indem sie mit den Geistern beteten, auch das Kreuz Christi vorzeigten, ob sie den am Kreuz nicht gekannt hätten, worauf mancher gebetet hat. Andere wollten auch nichts davon wissen. Gewöhnlich kommen dieselben Geister in den Versammlungen wieder, sie sagten, sie seien nun auf dem Lichtsweg. Sie brachten auch andere mit. Auch böswillige Gesellen kamen, welche solche Kraft durch das sonst schwächliche Medium entwickelten, daß es um sich schlug, so daß das Medium durch vier Brüder gehalten werden mußte. Zuletzt lag es fünfzehn Minuten lang leblos da, ohne zu atmen. Die Brüder und alle Anwesenden beteten dann, daß die eigene Seele wieder eintreten konnte. Doch solche Vorfälle kommen nur im inneren Kreis vor. War das Medium wieder frei, so war es, als ob nichts geschehen wäre.
Ein Ausspruch der Brüder dem eingetretenen Geist gegenüber ist auch der: »Deine Sünden können dir alle vergeben werden, und wenn sie blutrot wären, können sie doch schneeweiß gewaschen werden.« Die Leiter magnetisieren auch durch Striche, indem sie vom Kopf bis zu den Füßen Striche machen, um damit Beeinflussungen wegzustreichen. Sie sagen, bei manchen kranken oder müden und matten Menschen wären es nur Beeinflussungen von Geistern, die in der Luft sind, dieselben hängen sich an medial veranlagte Menschen oder auch an andere, und durch die Abstreichungen wird das auf das anwesende Medium übergeleitet. Meist sind es Tote, die nicht zur Ruhe kommen und lebende Menschen quälen. So offenbaren die Geister oft manches, was sonst ein Rätsel ist.
Die Dame, welche mich einst mitnahm, ist auch Medium, und zwar heilt sie kranke Menschen, denen kein Arzt mehr Hilfe leisten konnte, durch magnetische Kraft. Sie tut alles unentgeltlich und hat großen Zulauf. Ich traf dort auch eine Gemeinschaftsschwester, welche sich behandeln ließ und nichts dabei fand. Sie sagte mir, daß doch alles im Namen Jesu getan würde und mit Gebet.
Das Losungswort der Loge ist: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. Die Mitglieder stehen nicht mehr in der Welt, sondern gehen ganz auf in ihren Bestrebungen.
Wie weit dieser Spiritualismus schon vorgeschritten ist, geht daraus hervor, daß die Berichte, die alle stenographisch aufgenommen werden, vervielfältigt und versandt werden.«
Man sieht, der Teufel versucht auf allerlei Weise, die Menschen zu betrügen. Damit er sie noch sicherer umgarnen kann, benutzt er gern Bibelsprüche, Gebete und den Namen des dreieinigen Gottes. Aber das ändert an der Tatsache nichts, daß man durch diese frommscheinenden Dinge in den Bann des Teufels gerät.