Ein gesalbtes Taschentuch

In Zelinograd wohnte die alte Schwester Martha Wolf. Sie hielt sich gerade in Kamenka auf, als Br. Barbulla Br. E. Schmidtke nach Jak. 5,14-15 behandelte und der daraufhin gesund wurde. Siehe "Die ersten Grundsätze der biblischen Wahrheit, vorgetragen von Br. Barbulla" (Anm. d. Hrsg.)

In den 60er-Jahren erkrankte Schw. Wolf an Krebs und wurde so schwach, dass sie nicht mehr nach Kamenka kommen konnte. Durch Br. Artur Reimann richtete sie eine Bitte an die Brüder in Kamenka aus. Die Gemeinde in Kamenka solle doch für ihre Heilung beten und die Brüder sollten doch ein Taschentuch salben und es ihr zuschicken. Wir nahmen daraufhin ein Taschentuch und setzten auf jede Ecke und auch in die Mitte je einen Tropfen Salböl. (Bei dem Salböl handelte es sich um Olivenöl, das von Br. Ebel gesegnet war. So weit uns bekannt ist, hat Br. Ebel das Öl Schw. Wolf übergeben, als er Russland verließ. Sie sollte es aufbewahren und wenn nötig, den Brüdern übergeben. Als Br. J. Barbulla Br. Schmidtke die Wunde am Bein salben sollte, übergab sie das Öl ihm. Sie hatte es die Jahre hindurch aufbewahrt. Der Bruder war schon alt und so übergab er es mir mit den Worten: „Ihr seid noch jünger, ihr werdet es noch brauchen.“) Dann legten wir die Hände auf das Taschentuch und beteten das Gebet des Glaubens. Danach wurde das Taschentuch von zwei jungen Schwestern zu Schw. Wolf gebracht. Diese legte sich das Taschentuch auf und wurde geheilt. Sie lebte danach noch einige Jahre. Gott segnete diesen Dienst der Krankenheilung und sein Name wurde dadurch verherrlicht. Ihm gebührt alle Ehre!

 

Vater berichtete noch von einer anderen Krankenheilung. Die Tochter einer Schwester aus unserer Gemeinde, ein Mädchen von acht Jahren, wurde krank. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und untersucht. Der Befund ergab, dass sich im Hinterkopf, hinter dem Ohr, Eiter gebildet hatte. Man musste eine Öffnung im Kopf machen, um den Eiter entfernen zu können. Bei dieser Behandlung kam es zu schweren Nebenwirkungen. Ein Bein des Mädchens begann abzusterben, es wurde ganz kalt und gefühllos. Die Ärzte fassten den Entschluss, das Bein zu amputieren, um das Leben des Mädchens zu retten. Es war bereits ein Operationstermin festgelegt und die Vorbereitungen wurden getroffen.

Das Krankenhaus, in dem das Mädchen lag, befand sich in Zelinograd, etwa 80 km von uns entfernt. Telefone waren in jener Zeit bei uns noch recht selten. Als nun eines Tages der Vater des Mädchens kam, um sie zu besuchen, erzählte ihm seine Frau, die bei der Tochter geblieben war, dass am nächsten Tag der Termin für die Amputation wäre. „Was können wir tun, damit der Tochter das Bein erhalten bleibt?“, war ihre Frage. Der Mann, der unerlöst war, antwortete ihr: „Das musst du besser wissen.“ Daraufhin fasste die Schwester Mut und sagte ihm: „Gehe zu Dobersteins und berichte ihnen von unserer Lage. Bitte, dass die Gemeinde für unsere Tochter beten soll.“ Ihr Mann meinte, er könne das nicht tun, sie solle diese Bitten aufschreiben und er würde dann den Brief überbringen.

Als der Vater des Mädchens mir den Brief überbrachte, war es bereits 23.00 Uhr. Wenn sich solche Notfälle bei uns einstellten, haben wir gewöhnlich zunächst gefastet und gebetet. Hier erlaubte es uns die Zeit nicht, eine Entscheidung zu verschieben.

Wir sagten diese Nachricht auch anderen Geschwistern weiter. Meistens waren es Hausfrauen, die nicht in der Kolchose arbeiteten. Sie hatten ein mitleidiges Herz und waren wie auch die Brüder H. Günter, H. Domke, meine Frau und ich bereit, diesen Gebetsdienst zu tun. Wir kamen wieder zusammen und besprachen, was hier zu tun sei und wie es gemacht werden sollte. In das Krankenhaus konnten wir nicht fahren. So beschlossen wir, das zu tun, was wir in diesem Moment tun konnten. „Wir wollen heute für das Kind beten und am kommenden Tag fasten und beten.“ Wir vereinigten uns sofort für ca. eine halbe Stunde im Gebet.

In dieser Zeit geschah Folgendes. Die Mutter des Kindes war im Krankenhaus. Sie weinte und seufzte zu Gott, er möchte sich doch erbarmen und alles so leiten, dass dem Kind das Bein erhalten bliebe. Als sie in ihrem tiefen Kummer auf das Kind blickte, sagt das Mädchen zu ihr: „Mama, das kranke Bein juckt so, was ist da?“ Die Mutter versuchte das Bein zu reiben. Es wurde wieder warm und man spürte Leben darin. Die Mutter war von solch einer schnellen Wendung völlig überrascht. Sie fing an, Gott laut zu danken. Als nun die Nachtschwester lautes Sprechen hörte, kam sie um nachzusehen, was dort geschieht. Sie fand eine fassungslose Mutter vor, die Gott für seine Hilfe dankte. Nun kam auch der diensthabende Arzt dazu. Er untersuchte das Bein, betastete es und versuchte die Empfindsamkeit mit spitzen Gegenständen zu testen. Das Mädchen wich mit dem kranken Bein aus, sobald die Spitze die Haut berührte. Das Gefühl im kranken Bein war wieder so, wie bei dem gesunden Bein.

Am nächsten Morgen kam eine ganze Gruppe Ärzte in das Krankenzimmer. Sie wollten wissen, was hier in der Nacht geschehen war. Sie untersuchten abwechselnd das Bein des Mädchens und fanden, dass alles in Ordnung war. Da sagte ein Arzt zu den anderen: „Ist das, was die Mutter sagt, möglich? Kann Gott so heilen?“ Einer von den Ärzten, ein Georgier, antwortete ihm: „Ja es gibt so etwas, aber nur sehr selten.“

Die Mutter bat darum, dass man ihre Tochter aus dem Krankenhaus entlassen solle. Doch sie musste noch für ein paar Tage dort bleiben. Als man sie entließ, war das Bein geheilt, doch die Wunde am Hinterkopf noch nicht. Man entließ das Kind mit der Auflage, dass die Wunde unter ärztlicher Aufsicht weiter behandelt werden soll. Bei uns im Dorf gab es keinen Arzt, lediglich eine Krankenschwester. Als nun das Mädchen zur weiteren Behandlung zu ihr kam, verweigerte sie zunächst die Behandlung, weil die Verantwortung ihr zu groß schien.

Daraufhin erzählte die Mutter des Mädchens der Krankenschwester, was Gott an ihrem Kind getan hatte und sagte ihr dann: „Erfüllen sie nur ihre Pflicht an dem Mädchen. Der liebe Gott, der bis hierher geholfen hat, wird auch weiter helfen.“ Im Verlauf einer Woche war auch die Wunde am Kopf verheilt.

Wie haben wir alle Gott für seine wunderbare Wohltat gedankt! Besonders die Mutter des Kindes dankte Gott. Das Mädchen erholte sich, ging wieder zur Schule und lebt heute noch.