Geschwister Julius und Olga Schmidt

Es war gegen Ende der 50er-Jahre, als wir diese Geschwister kennenlernten. Sie waren damals bereits im fortgeschrittenen Alter. Mit der Lehre der Gemeinde Gottes waren sie bereits in Wolhynien bekannt geworden. Sie erzählten uns etwas sehr Bemerkenswertes. Sie beide waren Waisenkinder und verdienten ihren Lebensunterhalt im Dienst bei Bauern. Als die beiden sich kennenlernten, kam bei ihnen der Wunsch auf, einander zu heiraten. Nun gab es dort eine Familie mit einer Tochter, deren Mutter wünschte, dass Br. Julius unbedingt ihre Tochter heiraten sollte. Doch er willigte nicht ein, sondern heiratete Olga. Jene Mutter war daraufhin sehr verärgert und drohte Schw. Olga mit Rache.

Als nun die jungverheiratete Olga ihr erstes Kind bekam, wurde sie nach der Geburt so krank, dass sie ihr Kind nicht selber versorgen konnte. Sie war bettlägerig, hatte große Gliederschmerzen und fand keinen Schlaf. Die Haare auf ihrem Kopf waren filzig geworden. Dieser Zustand dauerte bereits eine Zeit an, als Br. Barbulla an diesen Ort kam. Geschwister Schmidt haben ihm ihre Lage geschildert und um Hilfe gebeten. Nachdem er sich mit dem Sachverhalt vertraut gemacht hatte, kam er zu folgendem Schluss: „Diese Krankheit ist eine Geisteskrankheit; dem Geist muss im Namen Jesu widerstanden werden.“

Br. Barbulla fragte nun die Schwester, ob sie Glauben hätte, dass Gott sie auf sein Gebet hin heilt. Schw. Olga berichtete: „Da alle menschliche Hilfe, die bisher angewendet wurde, nichts brachte und ich auch weiter keine Hoffnung darauf hatte, bejahte ich von ganzem Herzen die Frage des Bruders. So hat Br. Barbulla mich nach Jak. 5,14-15 gesalbt und für mich gebetet. Als dieser Vorgang beendet war, habe ich nicht sofort eine Besserung verspürt. Der Bruder sagte noch, man soll mir die verfilzten Haare abschneiden und sie vergraben. So taten wir es auch. Br. Barbulla verließ uns wieder, und mir ging es von Tag zu Tag besser, bis ich wieder vollständig gesund war. Wie froh und dankbar waren wir Gott und sind es noch bis heute für diese wunderbare Hilfe!“

Geschwister Schmidt wohnten in einem Dorf, das ca. 25 km von Kamenka entfernt war. In diesem Dorf waren nicht viele deutsche Einwohner, ebenso keine Glaubensgeschwister aus der Gemeinde Gottes. Sie hatten dort lediglich Gemeinschaft mit einigen Gläubigen aus den Baptisten oder Mennoniten.

In diesem Kreis war nun eine Frau sehr leidend. Geschwister Schmidt wollten ihr eine Hilfe sein und gaben ihr das Buch „Göttliche Heilung der Seele und des Leibes“ zu lesen. Nach einer Zeit brachte sie das Buch mit der Bemerkung zurück: „Es ist schön zu lesen, aber heute gibt es solche Heilungen nicht mehr. Ich habe bei unseren Brüdern nachgefragt und sie bestätigen, dass die Zeit, in der Gott auf das Gebet hin derartig hilft, vorbei ist.“ Geschwister Schmidt widersprachen ihr: „Das stimmt so nicht. In Kamenka ist eine Gemeinde, die auch heute noch für Kranke betet, und Gott hat oft geholfen. Komm mit und sprich dort mit den Brüdern.“ So kamen sie an einem Sonntag und nahmen am Gottesdienst teil. Wir feierten gerade die Verordnungen und jene Kranke hat ebenfalls an der Fußwaschung und auch am Abendmahl teilgenommen. Nach dem Gottesdienst kam sie zu mir und legte ihr Anliegen vor.

Ich wusste nicht sofort, wie ich handeln sollte, kam sie doch aus einer anderen Glaubensgemeinschaft. So fragte ich, wie es um ihre Seele stehe, ob sie erlöst sei. Sie antwortete: „Ja, ich bin erlöst und bin bereit zu sterben. Ich leide an einer Frauenkrankheit, meine Kraft nimmt täglich ab. Ich habe einen Sohn, mein Mann hat sich inzwischen von mir abgewandt. Menschliche Hilfe ist mir versagt. Ich weiß, wenn Gott nicht hilft, bin ich mit meinem Leben am Ende.“

Sie berichtete dann von dem Buch, das sie gelesen hatte. Ich fragte nach, ob sie denn glaube, dass Gott auch heute noch heilen könne. „Das glaube ich!“ Ich fragte, was sie sich denn wünschen würde. „Wenn es damals den Menschen geholfen hat, als für sie zu Gott gebetet wurde, so glaube ich, dass Gott auch heute noch helfen wird. Ich möchte nach Jak. 5,14-15 behandelt werden.“ Diese Bitte haben wir ihr erfüllt. Sie fuhr mit dem Bus nach Hause und wir hörten zunächst nichts mehr von ihr.

Ich glaube nach etwa einem Jahr kam eine gut aussehende junge Frau zu uns. Sie fragte: „Ihr kennt mich wohl nicht? Ich sehe heute anders aus als vor einem Jahr, als ich zu euch kam und ihr für mich gebetet habt. Als ich nach dem Gebet nach Hause kam, wurde es mit mir von Tag zu Tag besser. Wie ihr seht, bin ich wieder vollkommen gesund. Mein Mann hat sich bald wieder zu mir gewandt und wir haben inzwischen noch ein Kind bekommen. Ich bin Gott für seine Hilfe unendlich dankbar. Er ist es, der die Person nicht ansieht, sondern in allerlei Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm (Apg. 10,34-35). Gott hat seine Heilungskraft an mir offenbart.“

Wir legten ihr nahe, dass sie, wo immer sie Gelegenheit dazu finden würde, Gottes Heilkraft rühmen solle. Das versprach sie zu tun und bedankte sich herzlich für die empfangene Liebe. Sie teilte mit, dass sie mit ihrer Familie an einen anderen Ort ziehen würde und sagte: „Ich bin gekommen, damit ihr über mich Bescheid wisst und damit ich meine Freude und mein Glück mit euch teilen kann.“