Ein Erwachen unter dem Volk

In schweren Zeiten fangen die Menschen an, nach Gott zu fragen. In unserem Dorf haben wir es auch so erfahren. Da denke ich besonders an Familie Grewe: eine Mutter mit ihren sechs Kindern, zwei Söhnen und vier Töchtern. Sie waren lutherisch. Weil 1955 – 1956 bereits öffentliche Versammlungen stattfanden, kamen auch sie zum Gottesdienst. Eines Tages wurde der jüngste Sohn schwer krank. Er musste ins Krankenhaus, doch es gab dort für ihn keine Hilfe. So wurde er ohne Hoffnung auf Genesung nach Hause gebracht. Die ganze Familie war davon sehr betroffen, hauptsächlich deshalb, weil der 19-jährige Mann nicht bereit war zu sterben. Da haben sie mich gerufen, damit ich ihm sage, wie man sich bekehren kann; er wollte doch nicht verloren gehen.

Ich wies ihn auf manche Schriftstellen hin und auf die Worte Jesu: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh. 3,5). Hier spricht Jesus von etwas, das die Leute zu jener Zeit unter dem alttestamentlichen Gesetz noch nicht verstanden. Diese Neugeburt, oder mit anderen Worten, diese Umwandlung hat der Herr Jesus verbunden mit der Seligkeit oder Eingehen ins Reich Gottes. Diese beiden Dinge sind unzertrennbar. Jesus sagt es unmissverständlich. Der Apostel Johannes sagt uns: „So wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend“ (1. Joh. 1,9). Die Schrift sagt weiter, dass wir alle gesündigt haben, und so werde auch er wohl seine Schuld einsehen müssen. Will er aber von seiner Schuld frei werden, muss er sie vor Gott bekennen und Jesus um Vergebung anrufen, so wird er sie vergeben.

Auch der Apostel Paulus sagt uns: „Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Röm. 5,1). Wenn wir unsere Schuld bekennen, müssen wir es im Glauben fassen, dass Gott uns vergeben hat, und um das Zeugnis des Geistes bitten. Denn „derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Röm. 8,16).

Auch manch andere Schriftstelle konnte ich ihm vorlesen. Er hat es noch gut begriffen, tat Buße und fand Frieden mit Gott.

Er hatte noch den Wunsch, nach Jak. 5,14-15 behandelt zu werden und dass das Gebet des Glaubens für ihn gebetet würde. Wir taten es, aber es wurde mit ihm nicht besser. Es war gerade die Zeit vor Pfingsten, als die Gemeinde die Verordnungen feierte. Br. Barbulla war bei uns zu Besuch, und wir gingen gemeinsam zu dem Kranken und haben auch ihm das Abendmahl ausgeteilt. Kurze Zeit danach verstarb der junge Mann.

Für seine Familie war dies ein sehr ernstes Reden Gottes. Kurz vor seinem Tod hatte er seine Geschwister zu sich gerufen und ihnen gesagt: „Ihr müsst euch bekehren, sonst geht ihr alle verloren.“ Bald darauf bekehrten sich seine Geschwister einer nach dem anderen und zum Schluss auch seine Mutter.

Gott hatte mit dieser Familie einen besonderen Plan. Das Haus der Familie wurde für über zehn Jahre zu einem Ort, an dem sich die Jugend der Gemeinde regelmäßig dienstags und donnerstags versammeln konnte. Weil die Familie keinen Vater hatte und die Mutter von stiller Natur war, hat die Obrigkeit ihre Aufmerksamkeit nicht so sehr auf sie gerichtet. Nur einmal, so denke ich, kam der Parteiführer, um nachzusehen, was die jungen Leute dort machen. Sein Vorhaben wurde uns angekündigt und so ging die Jugend in ein anderes Haus. Als der Parteiführer kam, war nur die Mutter im Haus.

Die Jugend sang gemeinsam und spielte geistliche Lieder, las gemeinsam Bücher und schloss dann das Beisammensein mit Gebet. Gott segnete dies einfache Bemühen um die jungen Menschen, und die Arbeit brachte reichlich Frucht.