Mein fester Entschluss

Man sagt oft, dass Entschlossenheit der halbe Sieg sei. Viele Menschen begehen Fehler durch einen Mangel an Entschlossenheit; andere wiederum, weil sie ihre einst entschlossene Haltung aufgeben.

Ich hatte zu Hause eine christliche Erziehung genossen. Als die Zeit kam, dass ich das Elternhaus verlassen musste, um noch weiter zur Schule zu gehen, wusste ich, dass vieles von all dem Neuen, das ich nun erleben würde, meinem geistlichen Wachstum nicht förderlich sein würde. Deshalb fasste ich schon vor meinem Abschied von zu Hause den festen Entschluss, meine geistlichen Erfahrungen nicht nur festzuhalten, sondern sie in den kommenden Schuljahren noch zu vertiefen. Diesen Entschluss hatte ich mit einer Bestimmtheit gefasst. So war ich imstande, als ich mit dieser neuen Welt in Berührung kam, tapfer durch manche Schwierigkeit zu gehen.

Wie oft wäre ich den Anläufen des Verführers erlegen oder vom rechten Weg abgewichen, wenn ich diesen Entschluss, unter allen Umständen treu zu bleiben, nicht so fest in meinem Herzen gehabt hätte. Während meiner Schulzeit musste ich einmal mein Zimmer mit noch zwei jungen Männern teilen. Das waren zwei Menschen, die sich fein benehmen konnten, wenn es der Augenblick verlangte. Wenn sie jedoch unter sich waren, zeigten sie sich von einer ganz anderen Seite, so dass man sie dann zu den gewöhnlichsten, ungebildetsten Menschen rechnen musste. Ihre Sprache untereinander und in Gesellschaft mit manchen anderen war dann ordinär und gottlos bis zum Äußersten und ihre intimsten Bekanntschaften waren von sehr fraglichem Charakter.

Ich erkannte sogleich, dass ich versuchen musste, einen guten Einfluss auf sie auszuüben, um sie von ihrem bösen Weg abzubringen. Aber ich wusste ebenso, dass sie mich durch ihren schlechten Einfluss vom schmalen Weg ziehen könnten, wenn es mir nicht gelänge, meinen Entschluss auszuführen. Gleich am ersten Abend, bevor wir schlafen gingen, nahm ich meine Bibel und sagte zu ihnen: „Ich bin ein Christ, und ehe ich mich schlafen lege, pflege ich etwas aus meiner Bibel zu lesen und dann kniend zu beten.“ Ich fragte dann, ob sie etwas dagegen einzuwenden hätten, wenn ich dies in ihrer Gegenwart tun würde. Ich solle tun, wie es mir beliebe, und meinen Neigungen folgen, war die höfliche Antwort. Still las ich ein Kapitel aus der Bibel und kniete dann in ihrer Gegenwart nieder, um mein stilles Gebet zu verrichten. Keiner lachte darüber oder verspottete mich und später sagten sie mir, dass sie meinen Standpunkt und auch meine Handlungen achteten. Sie versuchten mich jedoch oft auf die verschiedenste Weise, um zu sehen, ob ich meinen christlichen Prinzipien treu bliebe. Zeitweise legten sie mir allerlei Verpflichtungen auf, obwohl sie wussten, dass die Erledigung derselben mir gar nicht zukam, und ließen sich sogar zu allerlei Kränkungen hinreißen. Mein Entschluss, unter allen Umständen dem Herrn zu dienen, machte es mir jedoch immer leicht, ihre Anmaßungen freundlich zurückzuweisen. Oft wusste ich, dass sie aufs Höchste überrascht gewesen wären, wenn ich nachgegeben und ihre Wünsche erfüllt hätte.

Später hatte ich während eines Semesters einen gleichgesinnten Zimmergenossen. Während unserer Andachten, morgens und abends, lasen wir laut aus dem Worte Gottes und beteten dann miteinander. Zuweilen schlugen dann die ungläubigen Studenten im angrenzenden Zimmer zum Protest an die Wand, lachten laut oder machten beißende Bemerkungen, um uns zu stören. Wir ließen uns jedoch nicht abschrecken und stärkten uns jeden Morgen und Abend durchs Gebet und durchs Wort. Alle diese Erlebnisse trugen dazu bei, mich in meinem geistlichen Stand mehr und mehr zu befestigen, um, wie ich erst später erkannte, weitere Aufgaben übernehmen zu können. Als die Schulzeit zu Ende war, fand ich, dass ich durch Gottes Hilfe auf dem Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit ein gutes Stück vorgedrungen war und einen festeren Grund hatte.

Es gibt viele junge Männer und junge Mädchen, die zum Seminar, zur Universität oder einer anderen Schule mit der Absicht gehen, ihrer christlichen Überzeugung treu zu bleiben und ihr geistliches Leben auch in dieser Zeit zu pflegen. Aber das Studium mit seinen vielen Pflichten, die Umgebung und noch andere Umstände erweisen sich bald als sehr große Hindernisse in ihrem Bemühen, würdige Nachfolger des Herrn zu bleiben. Sie vernachlässigen zunächst das Gebet und auch das Lesen der Bibel, und wie bald ist ihr geistliches Leben dahin. Wie so ganz anders könnte es doch sein. Wenn der Mensch von einem heiligen, unerschütterlichen Entschluss beseelt ist, können ihn Weltlichkeit, Unglauben und manch andere ungöttliche Dinge während seiner Schulzeit nicht hin- und hertreiben. Er lebt dort für seinen Gott genauso wie an anderen Orten, an denen die Umgebung für seine geistliche Entwicklung günstiger ist.