Mein Leben als Farmer

Nach dem Tode meines Vaters musste ich die Leitung unseres Hofes übernehmen. Nun hatte ich auch für meine Mutter, zwei Schwestern und zwei jüngere Brüder zu sorgen. Es galt, die Arbeit einzuteilen, Wald- und Feldarbeiter zu beaufsichtigen und manches andere zu tun. Kurz vorher hatte in unserer Gegend ein ungeheurer Sturm gewütet. Siebzig große Eichen und eine Menge anderer Bäume auf unserem Anwesen waren dem Orkan zum Opfer gefallen. Eine Anzahl Männer war nötig, um Bau- und Scheitholz zu schneiden. Dies alles gut zu ordnen und manche andere Angelegenheit zu meistern, war keine kleine Aufgabe für einen fünfzehnjährigen, schüchternen und unerfahrenen Jüngling wie ich.

Meine Mutter mit ihren Erfahrungen aus den Pioniertagen des Landes war für mich in den nächsten Jahren ein unerlässlicher Berater. Viel Dank schulde ich ihr für ihren Beistand bei der Regelung vieler Angelegenheiten, wozu auch meine und meiner Geschwister Schulausbildung zählt. Jetzt, wo all die Jahre vergangen sind, kann ich zurückschauen und sehen, dass gerade die Erfahrungen, die ich in jenen Jahren machte, dazu bestimmt waren, mich für meine spätere Arbeit vorzubereiten. Viele interessante Vorfälle, Erfahrungen, Prüfungen und Erfolge erlebte ich in jenen Tagen und es ist nicht leicht, einige von ihnen auszuwählen.

Zu den Aufgaben, die mir gleich am Anfang meines Farmerberufes den Kopf reichlich verwirrten, gehörte das Schlachten der Schweine. Schon oft hatte ich zugeschaut, aber mein Dienst als Laufjunge bei solchen Arbeiten hatte nicht ausgereicht, um mir die notwendigen Kenntnisse zu vermitteln. Jetzt war ich gezwungen, das selbst zu tun, was ich nur als Zuschauer erlebte. Das Töten und Abbrühen der Schweine sowie alle anderen Metzgerarbeiten wurden mir überlassen. Noch nie hatte ich ein Gewehr gebraucht, um ein Tier zu töten. Das Schießeisen war ein einläufiger, schwerer Vorderlader, der die Kraft eines Mannes erforderte, um ruhig gehalten zu werden. Nachdem ich das Gewehr geladen hatte, legte ich es über das Gitter des Geheges und richtete den Lauf auf eins der Schweine. Noch ehe ich gezielt hatte, krachte der Schuß. Trotz meiner Aufregung hatte ich gut getroffen und das Schwein sank tot nieder. Fünf Schweine konnte ich in jener Nacht, unterstützt von meiner Mutter und meinen Schwestern, töten und zerlegen.

Im nächsten Frühjahr musste ich zur Kreisstadt gehen, um die Steuer zu zahlen. Ich ging nach Union City, um von dort mit dem Zug zehn Meilen weiter nach Winchester zu fahren. Dies war meine erste Eisenbahnfahrt und zugleich mein erstes geschäftliches Zusammentreffen mit Staatsbeamten.

Eines Tages im Vorfrühling verpflichteten mich einige Holzarbeiter, sie mit einem Fuhrwerk nach dem Staat Ohio zu fahren, dessen Grenze vier Meilen östlich von unserem Hof war, damit sie dort ihre neue Arbeit aufnehmen konnten. Nachdem die Männer mit ihrem Werkzeug im Wagen Platz gefunden hatten, ging die Fahrt los. Wir hatten auf schlechter, aufgeweichter Straße die Grenze noch lange nicht passiert, als meine Fahrgäste erkannten, dass wir auf falschem Wege waren. Da der Gruppenführer den Zettel mit der Adresse des neuen Arbeitgebers verloren hatte, auf dem auch die Anweisungen zum Auffinden seines Wohnortes aufgezeichnet waren, wurde unsere Lage kritisch. Wir fuhren in der nun einmal eingeschlagenen Richtung weiter und erreichten am Abend eine Farm. An der Straßenseite des Hofes war ein Mann mit Holzzerkleinern beschäftigt. Unser Führer fragte ihn: „Können Sie uns sagen, wo dieser Weg hinführt? Wir haben uns verirrt.“

„Wo wollt ihr hin?“, war die Gegenfrage.

„Irgendwo in diesem Teil des Landes haben wir Stellung als Holzarbeiter angenommen. Den Namen unseres Herrn haben wir jedoch vergessen und die Anweisungen, nach denen wir ihn finden sollten, sind verlorengegangen.“

„Einem Mann, der nicht weiß, wo er hin will, ist schwer, den Weg zu weisen. Ich fürchte, euch nicht helfen zu können.“

„Was sollen wir nun anfangen? Haben Sie gar keinen Rat in unserer Not?“

„Halt, jetzt fällt mir etwas ein. Zwei Meilen nordwärts wohnt ein Mann, der mir sagte, dass er Holzarbeiter suche. Zu ihm seid ihr aber auf verkehrtem Weg und müßt nun noch vier Meilen fahren.“

Spät am Abend erreichten wir jenen Hof und wie freuten wir uns, als es sich herausstellte, dass wir am Ziele waren. Ich blieb über Nacht dort und fuhr am nächsten Morgen heimwärts.