Meine geistliche Entwicklung

Seit meiner frühen Kindheit hatte ich gewisse religiöse Neigungen. Von gläubigen Eltern erzogen und durch die Teilnahme an den regelmäßigen Familienandachten angeregt, hatten sich diese Neigungen zu gewissen Erkenntnissen entwickelt. Wir wurden angehalten, regelmäßig die Gottesdienste zu besuchen. Und nicht einem Zwange gehorchend, sondern weil ein wirkliches Interesse an diesen Andachten in uns geweckt worden war, gingen wir hin. Nach meiner Bekehrung wurde ich von dem Wunsch beseelt, mich auf irgendeine Weise bei der Gewinnung von Seelen für Christus nützlich zu machen. Meine Schüchternheit war jedoch so groß, dass ich nicht den Mut zu einem öffentlichen Gebet oder Zeugnis fand. Eine große Mutlosigkeit war dann oft das Ergebnis meiner Versuche.

Als ich die Sonntagsschule besuchte, war das Einprägen der Lernverse für mich von besonderem Interesse. Jede Woche las ich eine Anzahl Schriftstellen. Eines Tages bot ein Mann einen Preis von einem Dollar allen an, die die Bibel bis Weihnachten durchgelesen hätten. Der Inhalt dieses herrlichen Buches fesselte mich bald dermaßen, dass ich morgens, mittags und abends, auf dem Wege von und zur Arbeit, überhaupt bei jeder sich bietenden Gelegenheit am Lesen war und so den Preis darüber fast vergaß. Natürlich erhielt ich zu Weihnachten auch meinen Dollar. Wohl verstand ich damals viele Schriftstellen nicht, aber noch nach Jahren konnte ich bei entsprechender Gelegenheit passende Stellen aus der Bibel wie aus einem reichen Vorratshaus meinem Gedächtnis entnehmen und verwenden. So wurde ich für meinen kindlichen Eifer reichlich belohnt. All dies hat zweifellos dazu beigetragen, mich für meine spätere Arbeit vorzubereiten.

Schon in meiner Kindheit, wenn ich Betrachtungen über das Gelesene anstellte, fasste ich den festen Entschluss, wenn ich je berufen würde, das Evangelium zu verkündigen, es so zu tun und auszuleben, wie es Christus und seine Jünger getan hatten.

Im Alter von 16 Jahren wurde ich zum Sonntagsschullehrer einer Klasse gewählt, die aus Knaben im Alter von 9 bis 14 Jahren bestand. Diese Arbeit förderte mich in mancher Hinsicht und ich fand große Freude daran. Im nächsten Jahr erlaubte der Leiter der Sonntagsschule den Kindern, ihre Lehrer selbst zu wählen. Jeder Lehrer musste die Wahl annehmen. Die Kleinkinderklasse durfte beginnen und wählte mich nun als ihren Lehrer. Meine frühere Klasse und auch ich waren über diese Wahl sehr enttäuscht und es kostete erst einiges Überreden, bis ich meinen neuen Platz einnahm. Man bedenke, ein furchtsamer Junge wie ich musste nun versuchen, den Kleinen, von denen nicht eins imstande war zu lesen, das Wort Gottes nahebringen, ohne sie zu langweilen. In weniger als fünf Minuten hatte ich alles gesagt, was ich wusste und geriet danach in große Verlegenheit. Der Leiter wies mir dann eine Mädchenklasse zu, deren Besucher das gleiche Alter wie meine früheren Jungen hatten.

Als ich einige Jahre später mein letztes Universitätsjahr verlebte, studierte ich besonders die Bibel und bereitete mich gründlich für die Sonntagsschularbeit vor. Jahrelang war es dann mein besonderes Vorrecht, die Hauptklasse zu leiten.