Doch muss ein Ehepaar, das in solcher Ehe lebt und nun die Wahrheit erkannte, nur noch wie Bruder und Schwester zusammenleben?

Manche Menschen haben die Lehre verbreitet, wenn z. B. ein Mann sich mit seiner ersten Frau schied und eine andere heiratete, er mit ihr nur noch als Bruder und Schwester, nicht aber als Mann und Frau zusammenleben darf. Doch solche Anweisungen finden wir in dem Wort Gottes nicht. Solch eine Bürde bringt den Menschen in eine Knechtschaft der Gesetzlichkeit. Auch gibt sie dem Teufel Anlass, die Seele zu versuchen, zu beunruhigen und hin- und herzuwerfen.

Das Wort und der Geist Gottes lehrt alle Kinder Gottes und die Gnade Gottes befähigt sie, mäßig, rein, geistlich gesinnt und in allem so enthaltsam zu leben, dass Gott verherrlicht wird. Und so sollten wir alle leben. Ja, „das aber sage ich, ihr Brüder: Die Zeit ist nur noch kurz bemessen! So sollen nun in der noch verbleibenden Frist die, welche Frauen haben, sein, als hätten sie keine, und die weinen, als weinten sie nicht, und die sich freuen, als freuten sie sich nicht, und die kaufen, als besäßen sie es nicht“ (1Kor 7,29- 30). Wie gewaltig reden diese Worte zu uns, die wir in den letzten Tagen dieser Welt leben! Doch dieses heilige und selbstverleugnende Leben sollte gänzlich unter der Leitung des Geistes und nach dem Gesetz der Freiheit geführt werden. Nicht unter dem Gesetz der Knechtschaft, das eine Falle ist und gewöhnlich Gebundenheit und den Tod bringt.

Meidet die Gesetzlichkeit und „wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen“ (Gal 5,16). Wenn ihr wisst, dass Gott alle Sünden eurer Vergangenheit vergab und von euch nicht erwartet, dass ihr euch trennt, dann lebt im Rahmen des Wortes Gottes als Mann und Frau zusammen. Und erlaubt weder Menschen noch Satan euch zu verklagen oder ein unbiblisches Joch auf euch zu legen. „Wenn euch nun der Sohn frei machen wird, so seid ihr wirklich frei“ (Joh 8,36). „Nur macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch“ (Gal 5,13). Amen.

Doch sollte ein Mann oder eine Frau aus niederer Lust oder Verrat Ehepartner und Kinder verlassen, nachdem sie jahrelang zusammengelebt haben, und eine andere Ehe schließen, so verlangen Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit, dass man die zweite Ehe auflöst und zu der ungerecht behandelten Familie zurückkehrt und ihr Genugtuung verschafft.

So ist es auch für einen Menschen, der bekennt gerettet zu sein und im Lichte des Wortes Gottes zu leben, in Gottes Augen eine Sünde und ein Gräuel, wenn er dem Teufel erlaubt, „seine oder ihre Liebe“ vom rechtmäßigen Ehepartner auf einen dritten „zu übertragen“. Wer sich solcher Sünde schuldig macht, hat zuvor die Gnade Gottes verloren und ist abgefallen. Und solche werden den zweiten Ehepartner verlassen müssen und der ungerecht behandelten Familie völlige Genugtuung verschaffen, bevor irgendein Kind Gottes ihnen vertrauen kann.

Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen. Das ist‘s, was den Menschen verunreinigt! Aber mit ungewaschenen Händen essen, das verunreinigt den Menschen nicht“ (Mt 15,19-20).

Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor, Ehebruch, Unzucht, Mord, Diebstahl, Geiz, Bosheit, Betrug, Zügellosigkeit, Neid, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen“ (Mk 7,21-23).

Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Mord, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, dass die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden“ (Gal 5,19-21). Hier wird uns deutlich gesagt, „dass die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden“.

Die Tatsache, dass unser gnädige Hohepriester den Unwissenden und Irrenden“ vergeben kann, darf uns nicht veranlassen, die Anforderungen des Wortes auch nur ein bisschen zu mindern, noch die Schuld dessen abzuschwächen, der Gottes Gebote kannte und übertrat. Gottes Wort ist unbeugsam denen gegenüber, die bewusst sündigen. Auf der anderen Seite sollten wir die Seelen nicht beunruhigen, denen Gott ganz offensichtlich ihre Fehltritte vergeben hat, die sie im Reich der Finsternis begangen haben. Der Herr gibt uns beides, Weisheit und Liebe, so dass wir die Forderungen nach Gerechtigkeit im Gesetz Gottes einerseits und Erbarmen mit den Seelen der Menschen andererseits angemessen abwägen können.

Amen.