Ein Blick in die Zukunft

„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang“  (Ps. 23:6).

Von alters her haben es sich die Menschenkinder gewünscht, einen Blick in die Zukunft tun zu können. Darum wallfahrteten die alten Griechen zu ihren Orakeln, um einen Gottesspruch zu bekommen, der eine Anweisung gäbe, was sie tun sollten. Darum wächst der Spiritismus so sehr in unseren Tagen, weil die Menschen so gern den Vorhang lüften möchten, der das geheimnisvolle Land der Zukunft verhüllt. Darum laufen die Leute zu Wahrsagerinnen und Kartenlegerinnen, um ihr Schicksal zu erfahren. Darum steht in der Passage in Berlin (und anderen Städten) ein Wahrsagerautomat (Horoskop) neben dem anderen, weil die Leute so gern etwas von der Zukunft wissen wollen. Es ist eine Frage, die seit alters brennend die Gemüter bewegt hat: Was wird die Zukunft bringen?

Kinder Gottes haben einen Blick in die Zukunft, und zwar einen sehr beruhigenden und tröstlichen: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen...“. Wo ein Kind Gottes geht, da laufen ihm Gutes und Barmherzigkeit nach; sie heften sich an seine Versen, „Gutes und Barmherzigkeit.“ Ich denke mir, „Gutes“ bezieht sich mehr auf unser leibliches Leben, auf unsere irdische Bedürfnisse, während „Barmherzigkeit“ wohl mehr das bezeichnet, was unsere Seele bedarf.

Alles kommt aus der Hand Gottes; und was aus der Hand Gottes kommt, das ist immer gut, ganz einerlei, ob es in Freude oder in Trauer an uns herantritt. Gott macht keine Fehler, und bei allem, was Er tut, hat Er seine weisen und liebevollen Absichten. Er meint es in jedem Fall gut mit uns. Davon darfst du überzeugt sein.

Auch wenn Er dir Trübsale schickt, auch wenn es Schwierigkeiten gibt, – Er meint es gut. Nun, dann vertraue Ihm doch. Dann schreib Ihm nicht mehr vor, wie Er’s machen soll, sondern sei überzeugt, dass Er’s unter allen Umständen recht macht. „Gutes“ folgt uns. Es gibt, so meine ich, nur zweierlei Arten von Dingen und Ereignissen: schöne und gute. Schlechte gibt’s gar nicht. Was nicht schön ist, was dir nicht angenehm ist, das ist aber sicher gut. Wir wissen ja, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten zusammenwirken. Weil alles auf dieses eine bestimmte Ziel hinarbeitet, das Bild Jesu in uns zur Ausgestaltung zu bringen, darum ist alles gut für uns.

Auch wenn das Dienstmädchen die schöne Tasse fallen lässt, und wenn die Frau die Suppe versalzen hat, oder wenn das Essen angebrannt ist – auch das ist gut. Und wenn es am Sonntag Nachmittag regnet, wo man auf Sonnenschein gewartet hat, so ist das auch gut. Denn hinter allem sieht ein Kind Gottes nicht einen blinden Zufall, sondern eine väterliche Hand.

„Gutes und Barmherzigkeit“. Von der Barmherzigkeit Gottes sind wir umgeben, werden wir getragen. Seine Barmherzigkeit ist alle Morgen neu. Ein Kind Gottes muss anbetend bekennen: „Und was du tust, sind Barmherzigkeiten auf allen Seiten“.

Ich weiß von einem Mann, der in Afrika sich eine Veruntreuung hatte zuschulden kommen lassen. Da lief ihm die Barmherzigkeit Gottes nach über das Weltmeer. Als er wieder daheim war, meldete sich die Barmherzigkeit Gottes bei ihm und sagte: „Du hast da etwas getan, was nicht recht ist. Bringe es in Ordnung“. Oh, wie treu, wie geduldig die Barmherzigkeit Gottes den Menschen nachgeht, auch den Kindern Gottes, um ihnen zu sagen, dass Gnade da ist zur Vergebung und zur Bewahrung.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang. Braucht man sich da vor der Zukunft zu fürchten: Werde ich auch dem Herrn die Treue halten bis ans Ende? Wenn Gutes und Barmherzigkeit unser Leben lang uns nachfolgen, dann brauchen wir uns nicht mehr zu fürchten, dann dürfen wir dem Herrn einfach und kindlich vertrauen! Wenn du dem Herrn vertraust, dann wirst du frei von den leidenschaftlichen Wünschen und Befürchtungen, dann lebst du ruhig und vertrauend! Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.