Etwas über das Geld

Ein Bauer in England hörte eines Tages John Wesley predigen. Bald war die Aufmerksamkeit des Mannes gefesselt. Wesley predigte über den Genuss des Geldes. Der erste Punkt der Predigt war: „Erwirb, so viel du kannst“. Das gefiel dem Landmann. Der zweite Punkt war: „Spare, so viel du kannst“. Wesley predigte gegen die Verschwendungssucht, er strafte den Luxus und den unnötigen Aufwand. Der Bauer dachte: „Gerade so habe ich es von meiner Jugend auf gehalten“. Aber nun kam der dritte Punkt der Predigt: „Gib, so viel du kannst“. Da wurde der Landmann ganz stille und schlich sich heimlich davon.

So sind viele Christen eingestellt. Über das Thema „Der Christ und das Geld“ wollen sie nicht gerne etwas hören. Ein Prediger sagte einmal, es seien viele Menschen zu seelsorgerischer Aussprache zu ihm gekommen, aber noch niemand, der ihm sagte, er leide an Geiz. Und doch ist der Geiz sehr verbreitet. Er ist eine Wurzel alles Übels.

„Was sie alle suchen, ist Geld, und woran sie alle leiden, ist Geld. Ihr ganzes Denken kreist um Geld, Geld ist das große Zeichen der Zeit. An der Goldküste, wo nichts verdient wird, findet man den Afrikaner kaum mehr. Die ganze Ruhelosigkeit des Europäers, die Habgier und der Konkurrenzkampf hat sich dem Schwarzen mitgeteilt.“ So lesen wir im Buch „Anibue“ von Missionsdirektor Dr. Hartenstein. So ist die ganze Menschheit von der Jagd nach Geld ergriffen. Viele, viele gehen dabei an Leib und Seele zugrunde.

Der „Evangelische Botschafter“ schrieb kürzlich: „Das Geld spielt heute eine ungeheure Rolle. An einem Ort wird Weizen verbrannt, weil er billiger zu stehen kommt als Kohle, an einem anderen Ort lässt man gar ganze Haufen verfaulen, weil kein Geld da ist, um zu kaufen. An einem anderen Ort hungern Millionen, weil sie kein Geld haben, sich das Nötigste anzuschaffen. Wir leben in einer merkwürdigen Zeit. Not und Hunger gehen um unter Millionen. Nicht, weil zu wenig wachsen würde oder weil die Erde die vielen Menschen nicht mehr ernähren könnte. Es ist im Gegenteil immer noch reichlich Raum für alle und Brot wächst im Überfluss. Aber der Profitgeist, die Geldgier hindert die richtige Verteilung. Jeder lauert darauf, wie er einem anderen einen Vorteil abgewinnen kann. Das Geld erwürgt die Bruderliebe. Es zertritt das Menschenglück. Es entseelt das Leben. Das Geld macht die Seelen hart und starr wie Stein. Es tötet die edleren und reineren Gefühle in der Menschenbrust. Das Geld droht zum Würger der Menschheit zu werden. Das Geld ist Macht. Um Geld ist alles zu haben, selbst Menschenleiber. Es ist der Schlüssel zu tausend Türen. Darum hat der Goldrausch die Menschheit so umnebelt. Nur zu einer Tür öffnet das Geld die Wege nicht, zur Tür des Himmelreiches. Nein, es verschließt ­diese Tür. ‚Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingehe‘ (Lk. 18,24-25).“

„Warum predigen Sie wider das Geld, das ist doch eine so schöne und gute Sache“, sagte mir einst eine Dame, die viel hatte. „Erstens predige ich nicht wider das Geld, sondern wider die Hartherzigkeit des Menschenherzens, und zweitens ist das Geld wohl eine schöne Sache in der Hand dessen, der damit Gutes tut. In den Händen der Hartherzigen ist es eine Fessel und ein Fluch“. Wer sich vom Gelde beherrschen lässt, wer es zum Götzen seines Lebens macht, dem bringt es sicherlich Verderben. Wenn aber in deinem Herzen der Segen Gottes wohnt, dann kannst du das Geld auch zum Segen wandeln. Wie das möglich ist, zeigen uns die Werke der inneren und äußeren Mission. An Gelegenheiten, mit dem Gelde Segen zu stiften, ist in unseren Zeiten wahrlich kein Mangel.

Wie wird man reich? Reich werden wollen doch gerne die meisten Menschen. Das Geben ist der sicherste Weg zum Reichwerden. Zwar spricht die menschliche Vernunft: „Das ist Torheit! Das ist der sicherste Weg zum Armwerden“. Der Glaube spricht anders. Er hält sich an Jesu Wort: „Gebet, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen“ (Lk. 6,38). Stellen wir unsere Gaben in seinen Dienst, erleben wir das Geheimnis, das der Apostel ausspricht in den Worten: „... als Arme, die aber viele reich machen; als die nichts haben, und doch alles besitzen“ (2.Kor. 6,10).

Bei einer Konferenz wurde das Thema behandelt „Der Christ und das Geld“. Das Eingangsgebet lautete:

Sieh, wir sitzen dir zu Füßen,

Großer Meister, rede du – auch über das Geld!

Sieh, wir hören deiner süßen

Rede heilsbegierig zu – auch über das Geld!

Lehr uns, wie wir selig werden – auch mit unserem Geld!

Lehr uns, wie wir unsere Zeit,

Diese kurze Zeit auf Erden

Nützen für die Ewigkeit – auch mit unserem Geld!

Der ehrwürdige Johann Sebastian Storr (1712-1773) hatte für sein Verhalten zum irdischen Gut zehn Hausregeln aufgestellt, die auch uns etwas sagen können:

Halte es für eine Last, nicht für eine Lust, wenn du mehr hast, als du brauchst!

Halte es für eine Erleichterung, wenn du ohne deine Schuld um etwas kommst! Du hast umso weniger zu verantworten.

Sei immer bereit, alles zu verlassen!

Gebet, so wird euch gegeben!

Geben ist seliger denn Nehmen.

Schaffe jeden ungerechten Pfennig von dir!

Glaube von Herzen, dass du dich selbst allein betrügst, unter welchem Schein du auch kärglich säst, denn so erntest du in alle Ewigkeiten auch kärglich.

Achte auf einen Heller, auf ein Blättchen Papier!

Wie viel Hundert du um Jesu willen geben magst, so viel und noch mehr Tausend bewahrt er dir. Und wie viel Körnlein dieses schweren Sandes du bewahren willst, so viel Hände voll zerstreut dir Gottes Hand.

 Wofür du vor Gottes Augen Rechenschaft ablegen kannst, darum bekümmere dich nicht, wenn es vor Menschenaugen vergeudet heißen möchte!

Mögen diese und die nachfolgenden Zeilen dazu dienen, dass viele die rechte Stellung zum Geld gewinnen.