Fehler

Unsere Fehler sind eine fruchtbare Quelle der Anklagen und Schwierigkeiten solange, bis wir lernen, wie wir ihnen entgegentreten und einen Nutzen aus ihnen ziehen können. Es ist eine Tatsache, die wohl zu bemerken ist, dass ein jeder Fehler begeht. Vielleicht tun oder sagen wir etwas, das uns nachher sehr leid tut. Dieses ist die Ursache, warum einige so sehr angeklagt werden. Gedankenlos mögen wir in kleinen Dingen nachlassen. Wir sind z. B. nicht so nüchtern und ernst, wie wir sein sollten, oder wir bleiben um einer geringen Entschuldigung willen von der Versammlung fern usw. Wenn nun dies ans Licht kommt, werden wir von einem Gefühl der Entmutigung über unseren christlichen Fortschritt beinahe überwunden.

Fehler erwachsen aus der Macht der Gewohnheit, Mangel an Erfahrung (nicht an Erlösung!), Mangel an Verständnis in geistlichen Dingen, Mangel an Erkenntnis und Weisheit, früheren Belehrungen usw.

Die Macht der Gewohnheit ist schwer zu überwinden. Hier sind nicht sündige Gewohnheiten gemeint, denn mit diesen wird bei der Bekehrung gebrochen, sondern solche, die oben erwähnt wurden. Nimm z. B. Leute, welche die Gewohnheit haben, über jedes spaßige Ereignis zu lachen. Nach ihrer Bekehrung werden sie gewöhnlich merken, dass es für sie immer noch eine leichte Sache ist, die spaßige Seite der Dinge zu sehen, und dass sie diese Gewohnheit nur durch eine beständige Anstrengung und Widerstand brechen können. So verhält es sich auch mit anderen Gewohnheiten dieser Art.

Es gibt Gewohnheiten sowohl des Gemüts als auch des Körpers. Ein Mensch, dessen Gedanken während seines sündigen Lebens auf gewissen sündigen Gleisen so lange fuhren, bis er diese Gedankenrichtung schließlich als vollkommen normal ansah, wird nach seiner Bekehrung merken, dass er sich entschlossen anstrengen muss, um seinen Gedankengang zu ändern, um sozusagen auf andere Gleise zu kommen, damit sein Sinn natürlicherweise auf das Gute und Reine gerichtet sei. Nimm z. B. einen Menschen, der bestrebt war, reich zu werden oder sich durch große Errungenschaften zu einer hohen Stellung im Leben zu erheben. Nach seiner Bekehrung können Gedanken dieser Art durch sein Gemüt schweifen, ebenso wie es vorher der Fall war. So ist es auch mit wollüstigen Gedanken, Träumerei, Gedanken an weltliche Ehre usw. Dies geschieht durch die Macht der Gewohnheit und auch weil Satan das gebraucht, um die Seele zu versuchen.

Alles dies kann durch einen beständigen Widerstand, durch unsere Hingabe und Erfüllung der geistlichen Pflichten überwunden werden. Aber gerade hier versagen viele. Anstatt voranzugehen und ihre Fehler als Stufen zum größeren Sieg zu nutzen, richten Leute ihre Augen auf ihre Fehler, ihr Versagen und ihr langsames geistliches Wachstum. Sie treten damit in eine Zeit der Entmutigung und Anklagen, die auf die Dauer immer größer und schmerzlicher wird.

Gott weiß, dass wir Fehler begehen werden, darum hat er in seiner Liebe die richtige Fürsorge dafür getroffen. Schlage Hebr. 12:5-11 auf und lies das Wort sorgfältig. Wenn wir sündigen, so nimmt der Vater uns (als eine unfruchtbare Rebe am Weinstock) hinweg (Joh. 15:2); aber wenn wir einen Fehler begehen, so züchtigt er uns als seine Kinder.

Wir mögen uns dazu gedrungen fühlen, in einer Versammlung Zeugnis abzulegen, aber gerade dann steht ein anderer auf und wir bleiben sitzen. Wir machen einen Fehler und erhalten eine Züchtigung. Vielleicht sind wir danach zu freudig und bekommen noch eine Züchtigung. Wir bleiben von der Versammlung fern und erhalten noch eine. Wenn wir diese Züchtigungen nicht erhielten, würden wir bald abweichen.

Einmal gab mir der Herr die Salbung, über ein gewisses Thema zu predigen. Nachher, als ich an einem anderen Ort war, war ich in der Vorbereitung zur Predigt ein wenig nachlässig und kam endlich zu dem Entschluss, dass ich über jenes Thema, worin ich zuvor soviel Freiheit zum Vortragen hatte, predigen würde. Die Folge war ein großer Fehlschlag und für meine Nachlässigkeit erhielt ich eine passende Züchtigung, die mir zum Nutzen war.