Die günstigste Zeit

Schon Salomo sagte: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde“ (Pred. 3,1). Es ist ratsam und weise, den günstigsten Zeitpunkt wahrzunehmen, wenn es sich um die Abwendung eines Übels oder die Erlangung eines Gutes handelt. In Bezug auf die Ergreifung des Seelenheils kann die Jugendzeit aufs Nachdrücklichste als die günstigste Zeit bezeichnet werden. In der Jugendzeit bieten sich dem Menschen die wenigsten Hindernisse. Zu keiner anderen Zeit werden die Verhältnisse so günstig sein, wie dies in der Jugend der Fall ist.

Dein Geist, mein junger Freund, ist jetzt noch frei und unbelastet von den Sorgen und Verpflichtungen des späteren Lebens. Die Jugendzeit bietet dir mehr Gelegenheit, über geistliche Dinge nachzudenken, als du sie jemals später haben wirst. Dein Herz ist empfindsamer, als es jemals sein wird, dein Gewissen zarter und dein Gedächtnis am zuverlässigsten. Der Heilige Geist mag sich jetzt in einer besonders mächtigen Weise um dich bemühen und das Heil mag dir besonders nahegelegt werden. Du magst dir jetzt noch keine sündhaften Gewohnheiten angeeignet haben und dein Herz ist noch nicht verhärtet gegen die Einwirkungen der göttlichen Wahrheit. Niemals wird sich dir wieder eine Gelegenheit bieten, die zur Erlangung des Heils günstiger sein wird als die Jugendzeit. „Ich liebe, die mich lieben; und die mich frühe suchen, finden mich“ (Spr. 8,17).

Ich weiß, dass das jugendliche Herz, solange es nicht durch die göttliche Gnade umgewandelt ist, ein sündhaftes Herz ist. Auch weiß ich, dass außer dieser Gnade nichts imstande ist, die Verdorbenheit des Herzens zu entfernen. Und doch ist es vollständig in Übereinstimmung mit der biblischen Lehre von dem Wirken des Heiligen Geistes zu sagen, dass die Bekehrung mancher Sünder von größeren Schwierigkeiten begleitet ist, als die Bekehrung anderer. Das Wirken des Geistes Gottes ist der menschlichen Natur und den Verhältnissen angepasst, in denen sich ein Mensch befindet. Je nach dem Grad, in dem die Sünde schon die Herrschaft über seinen Geist erlangt hat, richtet sich auch die Wirkung des Heiligen Geistes.

Ein Prediger richtete einst eine tiefernste Ansprache an junge Leute. Als er nach der Versammlung den Saal verlassen wollte, trat ein alter Mann an ihn heran, der ihm die Hand drückte und mit tiefer Bewegung sprach: „Ich würde Welten dafür geben, wenn ich noch einmal dahin versetzt werden könnte, wo ich mich befand, als ich zwanzig Jahre alt war.“

Frühzeitige Frömmigkeit ist Gott besonders wohlgefällig. Zu allen Zeiten hat er sich in besonderer Weise für die Jugend interessiert. Ein bedeutender Teil der Heiligen Schrift ist für die Belehrung und Ermahnung der jungen Leute bestimmt. Gott verlangt von den Eltern, dass sie ihre Kinder ihm frühzeitig weihen und sie in seinen Wegen unterrichten. Er hat es den Predigern zur Pflicht gemacht, die Lämmer zu weiden – die jungen Leute zu ermahnen, züchtig und ehrbar zu sein. Und es hat ihm stets wohlgefallen, frühzeitige Frömmigkeit besonders zu beachten und zu ehren.

Joseph liebte und ehrte Gott schon in seiner Jugend. Und seine Geschichte zeigt uns, dass das göttliche Wohlgefallen auf ihm ruhte und dass Gott bis an sein Lebensende mit ihm war. Als er von seinen Brüdern gehasst und verkauft wurde, wachte Gott über ihm und brachte ihn zu Ehren. Er gab ihm eine Stellung, die es ihm ermöglichte, seines Vaters Familie vor dem Hungertod zu schützen und ein ganzes Volk während der Teuerung zu erhalten.

Samuel wurde schon früh dem Herrn geweiht, und er wuchs zu einem der hervorragendsten Männer Gottes heran. Er zeichnete sich nicht nur durch seine Frömmigkeit, sondern auch durch seine Begabung und Leistungsfähigkeit aus.

Auch Davids frühzeitige Frömmigkeit zog das besondere Wohlgefallen Gottes auf ihn herab. Obwohl er nur ein Hirtenknabe war, wurde er später doch ein König und Prophet. Und nicht nur das, sondern auch der herrliche Psalmendichter und Sänger Israels.

Josia suchte den Herrn schon frühe. Und Gott ehrte ihn dadurch, dass er durch ihn eine große Reformation sowie seine Strafgerichte im Volk ausführen ließ.

Johannes der Täufer war schon von Kindheit auf mit dem Geist Gottes erfüllt. Und er wurde würdig erachtet, der Vorläufer Jesu zu sein und die Bahn für den Heiland der Welt zu bereiten.

Timotheus wusste schon von Kind auf die Heilige Schrift und wandelte schon früh in den Wegen seiner frommen Vorfahren. Er wird von dem Apostel Paulus wegen seiner Frömmigkeit und auch wegen seiner Fähigkeiten gelobt. „Ich habe keinen, der so gar meines Sinnes ist, der so herzlich für euch sorgt“, sagte der Apostel von ihm (Phil 2,20).

Und wer sind diejenigen, die in späteren Zeiten sich in der Förderung des Reiches Gottes am meisten auszeichneten? Sind es nicht solche, die schon in ihrer Kindheit und Jugend dem Herrn dienten? Lies die Lebensbeschreibungen von Watts, Doddridge, Baxter, Brainert, Martyn, Edwards oder auch von hervorragenden Frauen wie Jane Gray, der Gräfin von Huntingdon, und Harriet Newell. Sie alle bekehrten sich schon frühe zu Gott. Betrachte die Liste der bedeutendsten Prediger und Missionare und du wirst sehen, dass weitaus die Mehrzahl sich schon in früher Jugend dem Herrn weihte. Von 507 Personen, die sich im Jahr 1834 in den Vereinigten Staaten auf das Predigtamt vorbereiteten, bekehrten sich vier Fünftel, ehe sie einundzwanzig Jahre alt waren.

Unter dem Alten Bund verlangte Gott die Erstgeburt der Menschen, des Viehs und auch die ersten Früchte des Feldes. Wenn wir ihm ein angenehmes Opfer bringen wollen, so müssen wir ihm schon unsere frühesten Lebensjahre weihen.

Wenn Gott für das, was er für uns tat, irgend etwas von uns verlangen kann, so ist es unser Bestes. Unsere besten Fähigkeiten, unsere besten Kräfte, unsere innigste Liebe, unsere besten Tage. Nicht die Gebrechlichkeit des Alters, sondern die Blüte der Jugend und die Kraft des Mannesalters. Willst du deine Kräfte im Dienst der Sünde vergeuden und dann erwarten, dass Gott dich annimmt, wenn du alt und gebrechlich geworden bist? Wie viel edler, schicklicher und Gott wohlgefälliger ist es, ihm das Gold zu bringen anstatt die Schlacken, den Weizen anstatt die Spreu! Angenommen, du hättest in deinem Alter noch Gelegenheit, dich dem Herrn zu übergeben, müsstest du dich nicht schämen und es bitter bereuen, dass du deine besten Kräfte im Dienst der Sünde vergeudet hast? Ein alter Mann von 87 Jahren machte einmal die Äußerung: „Ich interessierte mich nicht für den Glauben, bis ich 45 Jahre alt war. Und ich musste schon öfters dem Herrn sagen, dass ich ihm nichts zu bieten habe als nur den Abschaum des Lebens“.

Frühzeitige Frömmigkeit bringt auch viele Vorteile mit sich. Sie sichert uns die notwendigen irdischen Segnungen. Der Gott, der die jungen Raben ernährt, wenn sie zu ihm schreien, und der das Gras und die Blumen auf dem Feld mit wunderbarer Schönheit kleidet, wird sicherlich nicht derer vergessen, die ihm dienen und sich ihm anvertrauen. Wenn du zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trachtest, so hast du die Verheißung, dass alles andere dir zufallen wird.

Wahre frühzeitige Frömmigkeit wird dich dem Einfluss manch einer gefährlichen Versuchung entziehen und dich gegen diejenigen wappnen, die an dich herantreten, damit du ihnen widerstehen kannst. Eine jede Lebensperiode hat ihre Gefahren, aber wohl keine ist so gefährlich wie die Jugend. In dieser Zeit zeigt sich uns die Welt in ihrer ganzen trügerischen Schönheit und übt den größten Reiz auf uns aus. Es ist sehr leicht, im jugendlichen Eifer und Übermut in die Schlingen zu geraten, die uns die Welt überall stellt. Du wandelst, sozusagen, auf bezaubertem Boden. Und die Gefahr, in der du dich befindest, wird durch deine Unerfahrenheit noch vermehrt. Du kennst die Welt und auch dein eigenes Herz noch sehr wenig. Die Empfindsamkeit deines Charakters, so günstig dies auch für den Einfluss der göttlichen Wahrheit sein mag, macht dich auch gleichzeitig für den Einfluss des Irrtums empfindsam.

Das menschliche Leben gleicht einer Meerfahrt. Es ist eine Fahrt über das Meer der Zeit zum Hafen der Ewigkeit. Das Meer, das wir zu befahren haben, sieht glatt und ungefährlich aus, aber es ist voller Klippen und Sandbänke. Auf dieser großen und weiten Meeresfläche segelst du dahin, vielleicht ohne bestimmtes Ziel, ohne Kompass und ohne Karte. O wie sehr bedarfst du eines zuverlässigen Führers und Beschützers! „Mein Vater, der Führer meiner Jugend bist du!“ (Jer. 3:4; Van Eß Übers.) solltest auch du rufen. Du magst hinblicken, wo du willst, und du wirst Leute sehen, die traurigen Schiffbruch erlitten haben. Viele von denen, die nun tief gesunken sind, deren Charakter ruiniert ist, hatten einst ebenso gute moralische Grundsätze wie du, und doch fielen sie dem Verderben anheim. Nur in Gott bist du sicher. Nur wenn seine starken Arme dich stützen, bist du geborgen. Wenn du dir selbst überlassen bleibst, so werden die natürlichen Neigungen deines Herzen dich veranlassen, alle Schranken zu brechen, die dich bis jetzt zurückgehalten haben, und du wirst tiefer und tiefer in die verschiedensten Laster und Torheiten der Sünde sinken.

Auch die Tatsache, dass das Heil schon in dieser Welt eine Quelle der höchsten Freude und Glückseligkeit ist, sollte einen jeden veranlassen, es schon frühe zu suchen. Ich weiß, dass es schwierig ist, dich von dieser Tatsache zu überzeugen. Ernste, aufrichtige Frömmigkeit wird oft als etwas Freudenloses betrachtet, während der Weg der Sünde sehr verlockend und anziehend aussieht. Sei jedoch versichert, dass dies eine Täuschung ist. Du wirst dich niemals jener Glückseligkeit erfreuen können, für die du erschaffen bist und nach der du verlangst, bis du dich deinem Gott, den du verlassen hast, zuwendest und die Freuden des Heils genießest. Suche wo du willst, nirgends in der ganzen Schöpfung kannst du sie finden. Der Reichtum spricht: „Ich vermag sie dir nicht zu bieten“. Weltlust, Ruhm und Ehre sagen gleichfalls: „Auch in uns ist sie nicht zu finden“. „Deine [, Herr,] Güte ist besser denn Leben“ (Ps. 63,4).

Das einstimmige Zeugnis aller, die in den Dienst Gottes getreten sind und den Weg des Friedens betreten haben, lautet: „Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Steige sind Friede!“ (Spr. 3,17) Ein frommer Mann sagte: „Ich habe auf verschiedenen Wegen nach dem wahren Glück gesucht. Ich suchte es in den Freuden und Vergnügungen der Welt. Ich suchte es im Streben nach Ruhm und Ehre. Ich suchte es darin, dass ich mich in das Studium der Weltgeschichte und der Wissenschaften vertiefte. Schließlich suchte ich es auch in dem Dienste Gottes. Und hier fand ich das, wonach meine Seele hungerte. Hier fand mein unruhiges und geängstetes Herz Ruhe, Frieden und Freude. Gleich jenem alten Philosophen kann ich ausrufen: ‚Ich habe es gefunden, ich habe es gefunden!‘ Doch dieser Ausruf hat für mich eine viel tiefere Bedeutung. Im Dienste Gottes bin ich unaussprechlich glücklich. Und wenn ich ihm treuer diente, könnte ich noch glücklicher sein. Um nichts in der Welt wollte ich wieder zu meinem vorigen Zustand zurückkehren. Ich wollte dieses Glück, das ich gefunden habe, nicht aufgeben, wenn mir alle Schätze der Welt dafür angeboten würden.“

O dass ich dich veranlassen könnte, selbst einen Versuch zu machen! Dieses große Heil wird auch für dich das tun, was Gottes Wort verheißt. Das, was sonst nichts anderes für dich tun kann. Es wird dir die Herrschaft über die Sünde geben, deine ungestümtesten Leidenschaften zähmen, dein nagendes Gewissen beruhigen, dir den Sieg über die Schrecken des Todes geben und vor deinen Blicken jene Schätze enthüllen, die ewig und unvergänglich sind. Nur hier, und sonst nirgends, kann wahre Glückseligkeit gefunden werden.

Du magst vielleicht wähnen, dass du jetzt ohne diese Freuden und Segnungen leben kannst. Aber die Zeit wird kommen, da du einsehen wirst, wie sehr du sie benötigst. Am Morgen deines Lebens hat alles um dich her ein angenehmes, rosiges Aussehen. Du denkst an kein Leid, sondern bist voller Hoffnungen und bist geneigt zu wähnen, dass es immer so bleiben oder noch herrlicher werden wird. Aber wie schnell kann alles anders werden!

„Es kann vor Nacht leicht anders werden,

Als es am frühen Morgen war!“

Du magst dich jetzt der besten Gesundheit erfreuen und alles um dich her mag Licht und Sonnenschein sein. Aber wie bald kann eine heimtückische Krankheit einsetzen, die deinen Körper in kurzer Zeit hinfällig und hilflos macht. Die Freunde, von denen du jetzt umgeben bist und aus deren Gesellschaft du einen großen Teil deiner gegenwärtigen Freuden ziehst, können dir bald entrissen werden. Wohin willst du fliehen, wenn das Unglück über dich hereinbricht, wenn Krankheit und Tod in deine Familie oder in deinen Freundeskreis einkehren? Wo willst du Trost und Hilfe suchen, wenn nicht Gott deine Zuflucht, deine Zuversicht und Stärke ist? Wer, außer ihm, kann den heilenden Balsam in das wunde Herz gießen? Wer, außer ihm, kann uns erhalten, wenn alle irdischen Stützen brechen? Wer, außer ihm, kann das Tal der Todesschatten erleuchten und es dir ermöglichen, triumphierend und im Frieden dem Tod ins Antlitz zu schauen? Wenn du sein Eigentum bist und er dein geworden ist, so hast du einen Schatz, der unvergänglich ist und der dich in alle Ewigkeit beglücken wird. Er ist ein Freund „und steht fester bei denn ein Bruder“ (Spr. 18,24). Das Lächeln seines Wohlgefallens über dir wird auch die größte Dunkelheit vertreiben und dir einen Frieden mitteilen, den die Welt nicht geben, aber auch nicht nehmen kann.

Noch ein anderer Punkt sollte in Betracht gezogen werden. Je früher du dich dem Dienste Gottes hingibst, umso größer wird deine Glückseligkeit nicht nur in dieser, sondern auch in der zukünftigen Welt sein. Alle Erlösten werden vollkommen glücklich sein, aber nicht alle in demselben Maß. Gleichwie es schon auf Erden Unterschiede im Gnadenstand gibt, so wird es auch im Himmel verschiedene Grade der Seligkeit geben. Uns wird gesagt, dass Gott nicht ungerecht sei, unseres Werks und unserer Arbeit der Liebe zu vergessen. „Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich!“ (Dan. 12,3). O wie sollte uns das zu frühzeitiger Frömmigkeit anspornen! Je eher du in den Weinberg des Herrn eintrittst, desto mehr Arbeit kannst du verrichten. Wenn du selbst gerettet bist, kannst du ein Werkzeug zur Rettung anderer werden. Wer wollte nicht nach diesem hohen Vorrecht streben? Wer kann damit zufrieden sein, nur ganz allein und mit leeren Händen in den Himmel einzugehen? Wer wollte bei seinem Eintritt in die Herrlichkeit nicht gerne von jemand begrüßt werden, der durch ihn auf den Weg des Lebens gebracht wurde?

Doch müssen wir diese ernste und wichtige Sache noch von einer anderen Seite aus betrachten. Wenn du, mein lieber junger Freund, in deiner Jugend alle geistlichen Dinge vernachlässigst, so ist es höchst wahrscheinlich, dass du sie vernachlässigen wirst, bis es zu spät ist. Die Jugendzeit ist eine überaus wichtige und auch verhängnisvolle Zeit. Sie ist meistens die Zeit, die über unsere Bestimmung nicht nur in dieser, sondern auch in der zukünftigen Welt entscheidet. Bei alten und auch bei Leuten in den mittleren Jahren sind Bekehrungen selten. Hin und wieder sieht man einen in der Sünde ergrauten Mann sich vor dem Kreuz Jesu beugen und um Gnade bitten. Aber die große Mehrheit derer, die die Erfahrung der Wiedergeburt erlangen, sind unter den Kindern und jungen Leuten zu finden. Als Gott seinen Geist auf das Volk Israel in der Wüste ausgoss, kam dieser nicht auf die Alten, sondern auf die Jungen. Während er an den Vätern, die ihm lange ungehorsam waren und ihm widerstanden hatten, vorbeiging, kehrte er bei ihren Söhnen und Töchtern ein, um sie zu seinem Dienst und zu seiner Verherrlichung heranzuziehen. So war es auch in den Erweckungen aller Zeiten.

Der verstorbene Prediger Bedell von Philadelphia sagte einmal, als er zu jungen Leuten predigte: „Ich habe nun schon fast zwanzig Jahre lang das Evangelium verkündigt. Doch könnte ich keine drei Personen nennen, die, nachdem sie das fünfzigste Lebensjahr überschritten hatten, die wichtigste aller Fragen stellten: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“

Von 55 Personen, die in der Gemeinde, deren Prediger der Schreiber ist, einst ein öffentliches Bekenntnis ablegten, waren nur 9 über zwanzig und nur 5 über fünfundzwanzig Jahre alt.

Spencer machte folgende Beobachtung: „Zu einer gewissen Zeit hatte ich 253 bekehrte Personen unter meiner Aufsicht. Und ich stellte eine Untersuchung an, in welchem Lebensalter sich diese dem Herrn übergeben hatten. Das Ergebnis war folgendes: Die Zahl derer, die sich bekehrten

unter 20 Jahren –                                                 138    

zwischen 20 und 30 Jahren –                                85

zwischen 30 und 40 Jahren –                                22

zwischen 40 und 50 Jahren –                                  4

zwischen 50 und 60 Jahren –                                  3

zwischen 60 und 70 Jahren –                                  1

über 70 Jahre –                                  kein Einziger!“

„Zeigt uns dieses nicht, wie gefährlich es ist, die Bekehrung aufzuschieben? Je länger damit gezögert wird, je weniger wahrscheinlich ist es, dass diese jemals stattfindet. Wie schnell schwindet die Aussicht auf Bekehrung dahin! Viel schneller, als die anderen Aussichten, die das Leben bietet. Lass einen Sünder bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr zögern, und er hat schon über die Hälfte der Wahrscheinlichkeit seiner Bekehrung, die er in seinem zwölften Lebensjahr hatte, verloren. Lasst ihn dann noch bis zu seinem dreißigsten Jahr zögern, und er hat drei Viertel der Wahrscheinlichkeit seines Heils, die er noch in seinem zwanzigsten Jahr hatte, verloren. Wenn er bis zu seinem vierzigsten Jahre in seinem Zögern beharrt, so bleiben ihm noch 29 Möglichkeiten aus 1000. Zögert er bis zum fünfzigsten Jahr, so hat er nur noch 14 Möglichkeiten aus 1000. Welch ernste Lehre über die Gefahr des Zögerns! Welch tiefen Eindruck sollte sie auf alle machen!“

O mein lieber junger Freund, setze dich nicht der schrecklichen Gefahr aus! Das Heil deiner Seele ist eine zu ernste Sache, um damit zu tändeln. Jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist für dich der Tag des Heils. Benutze die Gelegenheit, die dir jetzt, in diesem Augenblick, geboten wird. Schenke der mahnenden und werbenden göttlichen Liebe jetzt Gehör. Jetzt, während der Geist und die Braut noch sprechen: „Komm!“ (Offb. 22,17).

Aber auch du, mein Freund, der du schon ergraut bist, lass nicht deine grauen Haare unter der Last der unvergebenen Sünden zu Grabe getragen werden. Dein Leben ist fast beendigt und du musst unverzüglich handeln. Deine Aussichten sind wohl dunkel, ja sehr dunkel, aber dein Fall mag doch noch nicht gänzlich hoffnungslos sein. Wenn der Heilige Geist beim Lesen dieser Zeilen an dir wirkt, so ist deine Gnadenzeit noch nicht abgelaufen. Und wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden.