Reiseerlebnisse

Diese Reisen waren jedesmal mit vielen Strapazen und Kosten verbunden, ja es ereigneten sich dabei auch Unfälle. Doch der Herr ist immer bei uns gewesen und hat uns wunderbar geholfen. Er hat uns bewahrt und mit den Mitteln versorgt, die wir dazu brauchten. In den ersten Jahren unseres Aufenthaltes in Brasilien machten wir keine Reise, ohne dass etwas passierte. Einmal, als wir von Jaragua nach Porto Union fuhren, entgleiste die Lokomotive zweimal. Auch auf anderen Reisen ging es ähnlich. Als wir einmal von Rio das Antas nach Porto União reisten, lagen einige Stationen hinter Caçador Wagen eines Güterzuges auf der Strecke. Da wir in Neu-Hoffnung nur Brot aus Maismehl aßen, gaben uns Geschwister in Rio das Antas von ihrer Ernte Weizenmehl mit. Das schätzten wir sehr. Als wir nun an die Unglücksstelle kamen, galt es, alles Gepäck an dem Güterzug vorbeizutragen bis zu einem Gegenzug, den man von Posto Union aus erwartete und der uns weiterbringen sollte.

Inzwischen hatte man neben dem Geleise auf freier Strecke ein Feuer gemacht, damit sich die Reisenden wärmen konnten. Die Nächte werden in jener Gegend kalt. Die Bahn steigt bis auf 1.200 Meter hinauf und da wird es frisch. Auf einmal hieß es: Zurück nach Caçador, wo die Bahnbeamten ihr Abendbrot einnahmen. Da wir der Landessprache nicht mächtig waren, ließen wir uns überreden zurückzufahren. Darum mussten wir wieder alles, unser Gepäck und unsere Last mit Mehl, zurücktragen zu dem Zug, den wir verlassen hatten. Gegen Morgen kamen wir wieder zurück und mussten dann zum dritten Mal alles zu der Stelle schleppen, von wo aus die Reise weiter gehen sollte. Das wurde mir doch schwer und beinahe zuviel. Der Herr aber gab mir Gnade und Kraft nach Leib und Seele, die Widerwärtigkeiten zu überwinden und den Sieg in der Seele zu behalten.

Nun kamen wir aber zu spät in Porto União an und verpassten dadurch den Zug, den wir morgens besteigen und weiterzureisen sollten. Da dieser Zug jeden Tag nur einmal fährt, mussten wir bis zum nächsten Tage warten. Da wir knapp an Geld waren, bedeutete das für uns eine Mehrbelastung. So mussten wir bis nach Neu-Hoffnung anstatt vier Tage nun fünf Tage unterwegs sein.