Auf rechter Straße

„Er führet mich auf rechter Straße“ (Ps. 23:3).

Eine wichtige Lektion, die in diesen Worten enthalten ist: Er führt mich. Kannst du das auch sagen? Führt Er dich? In der Schweiz kommen jedes Jahr allerlei traurige Unglücksfälle vor. Wie oft ließt man in der Zeitung davon, dass wahrhaftige Bergsteiger abgestürzt und gestorben sind. In den allermeisten Fällen kommt es daher, dass sie sich ohne Führer in die gefährlichsten Höhen wagen. Wer eine solche Wanderung im Hochgebirge machen will, der tut gut, einen Führer mitzunehmen, der den Weg und seine Gefahren kennt. Mit diesem Führer wird dann der Tourist zusammengebunden. Ein Seil verbindet die beiden.

Ach, auf der Wanderung des Lebens gibt’s auch steile Höhen und tiefe Schluchten. Es ist schon mancher abgestürzt, weil er keinen Führer hatte. Du musst einen Führer haben. Du musst dir Jesus zum Führer machen.

„Die Jesus sich zum Führer wählen,

Können nie das Ziel verfehlen,

Sie nur gehn auf sichrer Bahn“.

Jesus ist bereit, die Führung zu übernehmen. Es kommt nur darauf an, ob du dich von Ihm führen lassen willst. Seine Hand ist dir entgegengestreckt. Hast du die deine schon hineingelegt? Bist du schon durch die Seile der Liebe und die Bande des Glaubens mit Ihm verbunden? Oh, wenn du das etwa noch nicht bist, dann bringe diese Sache doch gleich in Ordnung, damit du es auch bezeugen kannst: Er führet mich. Aber wenn Er auch die Führung übernommen hat, mein Bruder, meine Schwester, dann lasse sie Ihm auch. Dann kritisiere Ihn nicht. Dann denke nicht, dass du es besser wüsstest!

Bei einer Wanderung im Hochgebirge wird gewiss kein Tourist so töricht sein, seinen Führer zu meistern und ihm dreinzureden. Aber der Herr Jesus muss sich das von Gläubigen gefallen lassen, wer weiß wie oft. Oder bist du noch nie mit seiner Führung unzufrieden gewesen? Hast du noch nie gemeint, der Weg sei zu steil, den Er dich führt? Andere führt Er auf viel leichteren Wegen? Oh, wenn du das gemeint hast, dann hast du heute eine sehr wichtige Lektion zu lernen. Sie heißt: „Auf rechter Straße.“ Der Weg, auf dem Er dich führt, ist gerade der rechte Weg. Den hat Er für dich ausgesucht. Wie, sagst du, das soll der rechte Weg sein? Eine Schwierigkeit folgt nach der anderen. Ist eine Verlegenheit noch nicht überwunden, dann kommt schon eine neue. Es ist manchmal etwas zu arg. Wenn ich erzählen möchte, was ich schon durchgemacht habe...

Ja, es ist der rechte Weg, verlass dich darauf. Ein junger Mann lag auf seinem Sterbebett. Da sagte er zu seiner Gattin: „Liebe Frau, wenn der Herr einen anderen Weg für uns gehabt hätte, dann hätte Er uns ihn geführt. Aber Er hat für uns keinen anderen Weg. Durch die lange Jahre ihres Witwenstandes hat die liebe Frau sich daran festgehalten: Dies ist der rechte Weg für mich. Gott hat mich gerade so führen müssen. Und in diesem Glauben ist ihr Herz stille geworden und stille geblieben. So ist es auch für dich der rechte Weg. Diese schwierige Menschen in deiner Umgebung, über die du so viel klagst, die gebraucht Gott gerade zu deiner Erziehung. Wenn du nur mit Menschen zusammen wärst, die freundlich und liebevoll mit dir umgehen, würdest du dann wohl Gelegenheit haben, dich in der Demut, in der Geduld, in der Sanftmut zu üben und auszubilden? Nicht wahr, das wäre dann nicht möglich. Sieh, darum hat Gott dir diese schwierige Menschen in deinen Lebensweg hineingestellt, weil Er dich umarbeiten und zubereiten will in des Lammes Bild.

Willst du nun nicht aufhören, über diese schwere Menschen dich zu beklagen? Sieh, Gott will dir durch sie einen Dienst leisten, einen sehr wesentlichen Dienst. Darum sieh ihn nur mit rechten Augen an. Sie gehören mit zur rechten Straße. Und die schwierigen Verhältnisse nicht minder! – Die Unannehmlichkeiten mit deinen Vorgesetzten, mit deinen Untertanen, mit deinen Dienstboten, mit deiner Herrschaft. Sie sind auch ein Stück von der rechten Straße. Du kannst dich diesen Unannehmlichkeiten entziehen, du kannst kündigen, du kannst ausziehen. Aber vielleicht kommst du dann aus dem Regen in die Traufe. Gott will etwas aus dir machen. Und wenn du dich auf diese Weise Ihm entziehst, dann setzt Er auf einer anderen Weise seinen Willen durch, denn Er ist treu. Und Er weiß besser, als wir es wissen, was uns gut ist und was not tut. Und die Trübsal, ja, die gehört auch dazu. Sogar sehr wesentlich. Wie recht hat doch der Dichter, wenn er sagt:

„Wenn alles eben käme,

Wie du gewollt es hast,

Wenn Gott dir gar nichts nehme,

Und gäb’ dir keine Last,

Wie wär’s dann um dein Sterben,

Du, Menschenskind, bestellt?

Du müßtest ja verderben,

So lieb wär’ dir die Welt!“

Ja, ob Er dich über die Höhen der Freude oder durch die Täler der Trauer führt, Er führt dich auf rechter Straße – um seines Namens willen! Sein Name heißt Jesus, und das heißt Seligmacher. Weil Er uns selig machen will, weil Er uns in die Herrlichkeit bringen und für die Herrlichkeit passend machen will, führt Er uns so, wie Er tut. Liebes Herz, Er will aus dir einen Edelstein machen. Um dazu tauglich zu werden, musst du in die Schleiferei hinein. Das ist die rechte Straße.

Gib dich deinem Gott vertrauensvoll hin. Er macht keinen Fehler. Er weiß, was du brauchst und was dir gut ist. Er hat Herr-lichkeitsabsichten mit dir. Hindere Ihn nicht mehr durch dein Besser-wissen-wollen, durch dein Selbst-machen, durch deinen Eigenwillen, sondern überlass dich Ihm und seinen Händen. Er macht es recht. Wie Er dich auch führt – Er führet dich auf rechter Straße um seines Namens willen!