Der innere Kampf

Nun führte mich der Herr einen Weg, der noch schwerer war. Gott sah, dass trotz der herrlichen Erfahrungen, die ich bis jetzt mit ihm machte, ich noch wichtige Lektionen zu lernen hatte. Das war für mich selbst wichtig, um befestigter zu werden und später andern eine Hilfe sein zu können.

Die Ursache dieser Kämpfe, durch die ich zu gehen hatte, lag in meiner Unkenntnis über geistliche Dinge. Ich kannte nicht den Unterschied zwischen Versuchung und Sünde. Auch lag der Fehler darin, dass ich mehr ein Gefühls- als ein Glaubensleben führte. In jener Zeit war ich so im Alter von 18-19 Jahren. In meiner Seele ging es mir gut. Damals war ich der einzige junge Mann in der Versammlung. Obwohl ich in der Großstadt Essen ohne jegliche Aufsicht lebte, stellten die weltlichen Dinge für mich keine Versuchung dar. Ich war erlöst und dem Herrn geweiht oder geheiligt. Gott aber sah, dass meine Glaubenserfahrung tiefer gehen müsste und ließ schwere Versuchungen über mich kommen, die von mir mehr verlangten, als die Kämpfe mit meinen Angehörigen.

Eines Abends kamen mir gewisse sündige Gedanken und der Feind sprach zu mir: „Du hast gesündigt!“ Da ich den Unterschied zwischen Versuchung und Sünde noch nicht kannte, ließ ich den Schild des Glaubens sinken und glaubte, ich hätte gesündigt. Dadurch kam ich in tiefe geistliche Dunkelheit und es war mir so, als ob Gott mich verlassen hätte. Darauf ließ ich einen Prediger zu mir kommen, fing an zu beten und zu fasten und der Bruder betete mit mir. Ich tat Buße über meinen vermeintlichen Fall und fand mich wieder zurecht.

Weil ich so unwissend war, wiederholte sich dieser Vorgang des Öfteren, denn ich hielt die Versuchung für Sünde. Dadurch wurde ich mit der Zeit im geistlichen Leben sehr schwach und entmutigt. Ich glich einer Pflanze, die Kinder täglich herausziehen um nachzusehen, ob sie angewachsen sei. Ich dachte, dass ein erlöster und geheiligter Menschen in der Stunde der Versuchung andere Gefühle haben müsste. So erging es mir ungefähr drei Jahre.

Mit der Zeit gab mir Gott Licht und ich konnte etwas von dem Geheimnis des Willens erkennen, das heißt, dass Gott nicht auf unsere Gefühle schaut, sondern auf unser Wollen. Der Wille des Menschen ist sein Herz. Wir können das Rechte wollen, unabhängig von schlechten Gefühlen. Die Einflüsterungen des Feindes mögen schlechte Gefühle bewirken, Gott aber sieht darauf, was wir wollen. Es war mir klar, dass ich das Rechte tun wollte und es war mein Wunsch, den Willen Gottes zu tun. Als ich das lernte und durchschauen konnte, war der Sieg da! Fest widerstand ich dem Feind und lernte es erkennen, dass, wenn mein Wille mit dem Worte Gottes übereinstimmte, ich den Sieg hatte und Gott mit mir zufrieden war.

Des Sünders Wille ist gebunden. Paulus sagt von seinem alten Leben: „Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht“ (Röm. 7:18). Der Wille der Kinder Gottes ist frei, erlöst von der Macht des Teufels. Sie können ungeachtet der Gefühle den Versuchungen nein und zu Gottes Willen ja sagen. Das ist das Geheimnis der Erlösung und des Sieges. Wir führen ja kein Gefühls- sondern ein Glaubensleben. Das Wort sagt nicht, wer da recht fühlt, „wird selig werden,“ sondern „wer da will“ und „wer da glaubt“! Gott wirkt in uns das rechte Wollen und gibt dazu auch das Vollbringen. Darum achte nicht auf Gefühle oder auf Stimmen, sondern baue deinen Glauben auf das Wort Gottes. „Vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichtes (Eph. 6:16).“