Mordgedanken

In einem Brief wird um Fürbitte für eine Frau gebeten, die schon jahrelang an der Wahnvorstellung leidet, daß sie jeden vergiften wolle. Sie geht nun jede Woche zum Direktor der nahen Irrenanstalt, um sich von ihm mit Hypnose behandeln zu lassen. Alle seine Versuche, auf die Ursache der Krankheit zu kommen, sind mißlungen. So wagt sich die arme Frau kaum unter Menschen, aus lauter Furcht, daß sie jeden vergiften wolle. Als eine Besucherin mit ihr über die merkwürdige Krankheit sprach, kam es heraus, daß sie einmal, als sie den Brand im Gesicht hatte, besprochen worden ist. Sie ist damals auch auf diesem Weg geheilt worden. Aber das hält die Kranke für nicht schlimm, sie sagt, sie habe daran doch auch nicht geglaubt. Und dabei war sie eine gläubige Frau, Mitglied einer Freikirche. Es ist unmöglich, ihr klarzumachen, daß hier die Ursache des unheimlichen Zustandes zu suchen und zu finden ist.
Das ist ein Meisterstück des Feindes, daß er den Menschen vorredet: »Davon kommt das nicht!« Wenn man das erkennen würde, dann täte man dafür Buße und die Macht des Feindes wäre gebrochen. Das muß er natürlich zu verhindern suchen. Darum sagt er ihnen: »Davon kommt das nicht!«
Und es kommt doch davon. Ich meine, das müsse man merken, wenn man alle diese Zeugnisse und Bekenntnisse liest von den furchtbaren Folgen des Besprechens. Man gerät in den Bann des Teufels, und der wird nicht so leicht durchbrochen.
Furchtbar werden manche gequält, die sich mit dem Feind eingelassen haben:
»Der Feind ist in mein Herz gedrungen und hat es verderbt. Zweifel schlichen sich dann ein, und ich konnte nicht wieder zum fröhlichen Glauben kommen. Jesus versuchte immer wieder, mich zu heilen; aber auch der Teufel setzt jetzt seine ganze Gewalt ein, um mich umzubringen. Die Höllenmaschinen höre ich Tag und Nacht in meiner Stube, die üben einen Einfluß auf meinen Körper aus. Des Nachts ist es mir, als ob die Geister mich fortschafften, um mich umzubringen. Der Herr hat es aber noch nicht zugelassen. Wenn ich doch von dieser schrecklichen Plage wieder frei würde! Mein sehnlichster Wunsch ist, aus dieser Hölle wieder herauszukommen. Immer muß ich über die Stelle nachgrübeln, wo der Herr sagt: Wenn der Baum keine Frucht bringt, wird er abgehauen und ins Feuer geworfen. In dem Feuer bin ich schon jetzt und wünsche nur, daß ich wieder herauskomme!«
Daß doch alle, die sich mit diesen Zaubereisünden einlassen, bedenken möchten, was für furchtbare Folgen es nach sich zieht, wie der Teufel nachher seine Beute quält! Sie würden sich wohl warnen lassen.
Das Furchtbarste enthält wohl der nachfolgende Brief aus Württemberg. Darin heißt es: »Ich geriet in schwere Anfechtung, daraus ich nimmer kommen konnte. In dieser Lage betete ich in einem unbewachten Augenblick: Lieber Satan, mach mich frei! Seitdem liegt mein Leben unter einem schweren Bann und unter Beeinflussung des Teufels. Ach, das arme, kurze Leben so zertrümmert! Ach, die finsteren Mächte, die lästerlichen Gedanken, nimmer weichen sie, trotz allen Bittens und Flehens. Es sind ganz innere Gedanken ohne Aufhören Tag und Nacht. Gilt dieses Wort nimmer: >Sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut?< Diese Bluts- und Geisteskraft belebt und reinigt mich nimmer. Den ganzen Tag gehe ich traurig einher, so voller Jammer und Qual ist die Seele unter diesem schweren Bann. Ach, diese lästerlichen Gedanken wider Gott und den Heiland! Ganz im Innern sind sie, diese unreinen, finsteren Gedanken! Der schwere Bann, kann der nimmer gebrochen werden? Noch einmal möchte ich reines Herzens werden, um dem Herrn folgen und dienen zu können. Das ist mein einziges Verlangen.«
Das sollte keiner überhören, der die Sache für harmlos hält, der, um einen geringen Schmerz loszuwerden, die Mächte der Hölle in Anspruch nimmt! Der Teufel ist ein grausamer Fürst. Erst lockt er die Menschen in seine Netze, erst spiegelt er ihnen vor, es sei etwas Frommes, es werde ja dabei gebetet und der Name Gottes angerufen, und hinterher höhnt er: »Deine Sünde ist größer, denn daß sie dir vergeben werden möge! Nimm dir einen Strick und häng dich auf!«
Alle, die ihr Zuflucht zu der Hilfe teuflischer Mächte genommen habt, tut Buße und fleht den Herrn an, daß er eure Bande zerreiße! Gott sei Dank: Er ist der Durchbrecher aller Bande!
Aber ehe wir davon reden können, müssen wir uns noch dem Wahrsagen und Kartenlegen, dem Tischrücken und Totenfragen zuwenden und sehen, was dadurch angerichtet wird.
Aus der Erfahrung wird berichtet: »Als Kind ward ich von meinem Vater besprochen. Dann beschäftigte ich mich viel mit dem 6. und 7. Buch Mose, woraus ich Zauberformeln abschrieb. Nach dem Tode meiner Mutter, die verzweifelt aus der Welt ging - auch sie stand unter dem Bann des Teufels -, fühlte ich meine Seele bald in Schwermut. Ich konnte mich nicht einmal mehr an der Natur, an dem Licht der Sonne erfreuen. Nur tot sein, das war die Stimme in mir. Gottes Gnade wirkte schon damals an mir, sonst wäre ich umgekommen. In meiner Haltlosigkeit ging ich dann sehr viel zur Kartenlegerin, trug auch längere Zeit einen Himmelsbrief bei mir. Bis in die tiefste Tiefe dieser Sünde bin ich hineingezogen worden.
Vor zwei Jahren durfte ich hier die Stunden besuchen und entschied mich für Jesus. Aus dem Sündenschlamm wurde ich ans Licht gebracht. Ich bin mir wohl bewußt, Jesu Eigentum zu sein und doch fehlt mir die rechte Freude am Herrn. Auch wenn ich an den Tod denke, werde ich unruhig. Mir fehlt die feste Heilsgewißheit. Wie unter einem Druck stehe ich oft, wenn ich fühle, mir fehlt Gottes Kraft. Zu den Stunden gehen, in der Bibel lesen, meist auch das Gebet geschieht nur pflichtgemäß, es kommt nicht aus einem inneren Drange. Wie quäle ich mich ab, mein ganzes Heil in Christus zu haben, und komme nicht weiter.«

Weil da eine Macht ist, die zurückhält und bindet. Aber Gott sei Dank, der Herr Jesus ist der Durchbrecher aller Bande!