Besondere Fälle göttlicher Leitung während meines Predigtamtes in Essen

Nach dem ersten Weltkrieg kam es zur Besatzung des Ruhrgebietes durch Franzosen und Belgier. Das war einerseits eine schwere und unruhige Zeit, anderseits diente es dem geistlichen Fortschritt der Sache Gottes. Man leistete passiven Widerstand. Die Leute gingen zur Arbeitsstelle, doch arbeiteten sie nicht, bekamen aber ihren Lohn von der deutschen Regierung.

Zu jener Zeit wurde angenommen, dass dieser Zustand zu einem Krieg führen könnte, und dass ich dadurch auch interniert werden könnte. Man riet mir darum, Essen zu verlassen. Wochenlang betete ich über diese Angelegenheit um Klarheit und göttliche Leitung. Als ich dann auf einer Reise in Ostpreußen war, sprach der Herr durch Hebr. 11:24-26 deutlich zu mir,  nicht wegzugehen, sondern um des Werkes willen in Essen zu bleiben. Wie richtig diese Weisung war, zeigte dann die weitere Entwicklung. Hätte ich nur meine Vorteile und die Erhaltung meiner Familie im Auge gehabt, müsste ich mich der irdischen Arbeit zuwenden. Die Ausbreitung des Werkes im Ruhgebiet wäre unterblieben und zudem wäre noch manches, das schon bestand, zurückgegangen. Der Dichter Naylor sagt:

 

„Sollt selbst ich meine Wege wählen,

So würde ich bald irregehn,

In große Finsternis geraten

Und nie den Herrn im Himmel sehn.“

 

Es gab dann auch keinen Aufstand und keinen Krieg. Die Besatzungsmächte zogen wieder freiwillig ab, denn man hatte sich auf anderer Weise geeinigt. Es ist gut, sich von Gott leiten zu lassen und immer zuerst nach den Vorteilen des Reiches Gottes zu trachten.

Später ging es noch einmal so ähnlich. Als ich meine öffentliche Tätigkeit in Deutschland aufgeben musste, stand ich vor der Wahl, nach Polen oder nach Brasilien zu gehen. In Polen waren große Gemeinden und wenig Prediger, und menschlich schien es so, als wäre da die Notwendigkeit am größten. Nach Brasilien zu gehen, war für mich der schwere Weg. 1936 war Brasilien noch nicht das, was es heute ist. Auch stand keine Mission und keine Gemeinde hinter uns, um uns finanziell zu unterstützen. Doch uns wurde klar, dass wir den Weg nach Brasilien machen sollten, und wir ließen uns nicht aufhalten. Davon berichte ich noch im Folgendem einiges.