Vorbereitung der Diener Gottes

Ich halte es für sehr gut, wenn jemand, der ein Prediger werden will, noch ehe er zur Bibelschule geht und die Reichsgottesarbeit beginnt, erst irgendeinen irdischen Beruf erlernt. Dadurch beweist er, dass er ein fähiger und tüchtiger Mensch ist. Ist jemand im Irdischen tüchtig, dann sieht man, dass da eine natürliche Anlage ist, auch ein fähiger Prediger zu werden. Jesus sagt etwas davon in dem Gleichnis von den Talenten: Er gab seinen Knechten „einem jeglichen nach seinem Vermögen“ (Matth. 25:15). Je breiter und tiefer ein Flussbett, je mehr Wasser kann dadurch fließen. Die Diener Gottes sind Kanäle, durch die der Segen Gottes, das Wasser des Lebens, zu den Menschen fließen soll. Darum müssen natürliche Fähigkeiten da sein, die Gott gebrauchen will. Dazu kann auch eine gute Schulbildung beitragen. Menschen mit bester Bildung und entsprechender Gabe, die vom sündigen Ich gereinigt und ganz Gott geweiht sind, kann Gott zu größeren Dingen gebrauchen, als solche mit geringer Schulbildung. Aus diesem Grunde ließ Gott es zu, dass Mose, von der Tochter Pharao aus dem Wasser gezogen, an den königlichen Hof kam, um dort „in aller Weisheit der Ägypter“ unterrichtet zu werden und dadurch ein Mann zu werden, „mächtig in Worten und Werken.“ Das war die Voraussetzung dafür, dass er später der Führer des Volkes Israel sein konnte. Das Gleiche geschah mit Joseph, der von seinen Brüdern auf ungerechte Weise nach Ägypten verkauft wurde. Dort aber kam er in das Haus ­Potipha­rs, eines königlichen Beamten. Joseph wurde Potiphars Vertreter oder Sekretär. Dort lernte er Ägypten und die Ägypter kennen, sowie ihre Sprache, Regierungsweise und alles, was not tat, um zur von Gott gegebenen Zeit ein Führer in Ägypten zu werden. Darin war auch eingeschlossen, dass er auf dem Weg durch das Gefängnis lernte, mit den Gefangenen Mitleid zu haben.

Wie es nun bei Mose und Joseph war, dass sie der natürlichen Vorbereitung bedurften, um danach den göttlichen Auftrag ausführen zu können, so ist es auch in unsern Tagen mit solchen, die in das Predigtamt eintreten wollen. Es ist gut, wenn Eltern das beachten und ihren Kindern eine gute Schulbildung geben. Das Werk des Herrn braucht auch heute Männer wie Mose und Joseph. Auch ein Paulus hatte zu den Füßen Gamaliels studiert. Damals war dies etwas, was wir heute Universität nennen.

Zwar musste Mose 40 Jahre in der Wüste zubringen, um bei aller Weisheit und Bildung, die er hatte, von sich selbst leer zu werden, los von dem sündigen Ich und eigenen Können. Joseph brauchte dazu 13 Jahre, bei Paulus mögen darüber 17 Jahre vergangen sein. Erst als sie das gelernt hatten, konnte Gott sie zu dem Dienst gebrauchen, dazu sie berufen waren. Das stimmt mit den Worten Jesu überein, die er sagte, als er einmal von seinen Jüngern gefragt wurde, wer doch der Größte im Himmelreich sei. Seine Antwort darauf war: „Wahrlich ich sage euch: Es sei denn, dass ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich“ (Matth. 18:1-4). Auch sagt der Herr an anderer Stelle: „Was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott“ (Lk. 16:15).

In den Jahren unserer Tätigkeit in Südamerika versuchten wir mit des Herrn Hilfe, mit viel Gebet und mit der Kraft des Heiligen Geistes die Lehre des Herrn und der Gemeinde Gottes zu verbreiten. Das geschah in den Versammlungen, Gemeinden, Lagerversammlungen, Predigerversammlungen, Bibelschulen und Bibelkursen. Besonders unsern Mitarbeitern im Werke des Herrn legten wir die Wahrheiten der Bibel dar, soweit uns der Herr dazu Gnade gab. Wir arbeiten bis auf den heutigen Tag in der gleichen Weise, wie wir es in Deutschland und andern Ländern Europas taten, ehe wir nach Brasilien zogen. Und unsere Arbeit ist durch Gottes Gnade nicht vergeblich gewesen. Wohl ging unser Weg nicht auf Rosen. Es gab bei allem Segen auch viele Kämpfe, wie sie ja keinem Boten Gottes erspart bleiben. Doch ist unsere innere Einstellung noch die gleiche wie damals, als wir 1936 Deutschland verlassen haben.