Beginn der Arbeit im Verlagshaus

Gleich nach der Lagerversammlung fuhr ich, begleitet von Bruder J. C. Mayne und den andern Mitarbeitern, im Wagen nach dem sieben Meilen entfernt liegenden Dorf Grand Junction, das nun für elf Jahre der Ort meiner Wirksamkeit wurde. Br. Mayne blieb nur vier Monate bei uns und trat dann sein Predigtamt an. Am Nachmittag des 21. Juni 1887 trafen wir an unserem Bestimmungsort ein und begaben uns gleich an die auf uns wartende Arbeit. Bei unserer Ankunft sahen wir auch, dass das so arg vom Wetter mitgenommene Gebäude, das mir bei der Hinfahrt den Aufenthalt in Grand Junction ziemlich verleidet hatte, das Verlagshaus der „Evangeliums Posaune“ war. Die Wohnräume befanden sich im oberen Stockwerk. In diesem Haus mussten wir nun essen, schlafen und arbeiten.

Während der nächsten Wochen benutzten wir unsere Freizeit dazu, das Haus in solchen Zustand zu versetzen, dass es bewohnbar war und nach außen einen guten Eindruck machte. Dort gab es noch kein elektrisches Licht, keine Wasserleitung und keinerlei moderne Annehmlichkeiten, die in der heutigen Zeit das Leben bequemer machen. Im Dorf gab es einige kleine Geschäfte und ein Postbüro, aber keine Bank.

Von den früheren Mitarbeitern verblieben nur zwei Schwestern im Werk. Schon seit drei Jahren stellten sie ihre Kraft zur Verfügung. Br. Spaulding, der frühere Buchhalter, blieb noch drei Wochen, um uns in der Arbeit seines Faches anzulernen, und zog danach in einen anderen Teil der Staaten. D. S. Warner, der Schriftleiter, der gleichzeitig auch ein Evangelist war, blieb zehn Tage im Büro und verließ uns schon am 1. Juli mit einer Anzahl von Reichsgottesarbeitern und Sängern, um in den Süd- und Weststaaten zu evangelisieren. Seine Rückkehr war erst für Mitte April des nächsten Jahres vorgesehen. Während seiner Abwesenheit erledigte Br. Warner einen großen Teil der Artikel-Versorgung für die „Evangeliums Posaune“. Viele Manuskripte mussten jedoch von uns zum Druck erst fertig gemacht werden. Andere Geschwister sandten Artikel, Neuigkeiten vom Missionsfeld und Zeugnisse, von denen manche veröffentlicht werden konnten; andere hingegen eigneten sich weniger zum Druck. Es gab auch Zeiten, in denen nicht ein Manuskript zum Drucken vorhanden war und der Schriftleiter tausend Meilen weit entfernt war.

Zwei Schwestern, die im Büro mithalfen, waren die einzigen, die mit der Arbeit vertraut waren. Sie erledigten die Setzarbeiten und konnten auch die meisten anderen Arbeiten in der Druckerei ausführen. Bruder Mayne unterstützte sie bei dieser Arbeit.

Unter solchen Umständen war meine Aufgabe als Herausgeber der „Evangeliums Posaune“, Buchhalter und Geschäftsführer in der Tat schwierig, weil ich doch keine praktische Erfahrung in all diesen Arbeiten hatte. Meine früheren Befürchtungen, dass ich aufgrund meiner großen Unkenntnis der Aufgabe nicht gewachsen sei, bestätigten sich mehr und mehr. Meine Unkenntnis in biblischen Lehrpunkten und manchen Gemeindefragen brachten mich manchmal in eine gar schlimme Lage. Oft war niemand da, der mir einen guten Rat oder eine Belehrung hätte geben können. Betrüger suchten diese Lage auszunutzen und sandten eine Menge falscher Belehrungen zur Veröffentlichung. Meistens gab der Herr mir die Erleuchtung, wenn ich ein Manuskript las, um den Teil zu erkennen, der falsche Lehren oder Dinge enthielt, welche zur Veröffentlichung unpassend waren. Wie oft ging ich vom Büro in mein Zimmer und flehte zu Gott um Hilfe, und wie oft war bei meiner Rückkehr jedes Hindernis verschwunden! Der Herr war zu jener Zeit mein Hauptberater und mein Helfer in meinen Unternehmungen.

Auch in geschäftlicher Hinsicht musste ich eine harte Schule durchmachen, hatte ich doch in den meisten geschäftlichen Angelegenheiten fast gar keine Erfahrung. Noch nie hatte ich Verhandlungen mit Geschäftshäusern oder reisenden Händlern geführt, und jeden Tag gab es gerade auf diesem Gebiet schwierige Probleme, die es zu lösen galt. Alle Geschäftsbriefe, die eingingen, wurden sorgfältig geprüft, und von reisenden Händlern wurde manch gute Information gewonnen. Diese Dinge, vereint mit der täglichen praktischen Erfahrung, machten es mir dann langsam möglich, Herr der Lage zu werden.

Bruder Spaulding, der frühere Buchhalter, blieb auch nur drei Wochen bei uns. Bald nach seiner Abreise hatten wir eine kleine geschäftliche Angelegenheit im Büro zu erledigen. Als ich mich anschickte, eine Eintragung in den Büchern vorzunehmen, musste ich feststellen, dass dies gar nicht so leicht war, weil diese Buchung anders als alle bisherigen war. Nachdem ich die Bücher eine Zeitlang durchgelesen hatte und keinen Anhaltspunkt fand, nach dem ich diese Eintragungen hätte vornehmen können, rief ich Br. Mayne herbei. Wir suchten nach der Lösung bis zehn Uhr abends ohne Erfolg. Dann kniete ich vor meinem Bett nieder und sagte Gott, dass er mich in seine Arbeit berufen habe und dass ich nicht im Stande sei, sie ohne seine Hilfe zu tun. Nachdem ich ernst um Weisheit und Verstand gebetet hatte, überließ ich die Sache meinem Gott. In der Erwartung, dass er es mir offenbaren werde, wie ich die Schwierigkeiten meistern solle, schlief ich ein. Als ich am nächsten Morgen aufstand, war kein Anzeichen da, dass der Herr in einer bestimmten Weise eingreifen wolle. Noch ein kurzes Gebet und ich eilte an die Arbeit. Ich öffnete die Bücher und war schon auf eine Fortsetzung meiner gestrigen Suche gefasst, als ich plötzlich die Lösung der ganzen Angelegenheit begriff. Die Abwicklung des Geschäftsganges war mir so klar und ich machte die Eintragungen so sicher, als hätte ich nie etwas anderes getan. Alles war mir so geläufig, dass ich mich wunderte, wie es möglich war, dass diese Dinge noch gestern meinem Verstand verborgen waren. Aber ich wusste, dass der Herr mein Gebet erhört hatte.