Einige Erfahrungen aus der praktischen Arbeit

Neben der Beaufsichtigung und Verwaltung des ganzen Geschäftsbetriebes half ich auch bei allen anfallenden Arbeiten mit. Eine meiner ersten Erfahrungen auf diesem Gebiet machte ich beim Versuch, das Bedienen der Druckpresse zu lernen. Wir hatten eine alte Druckpresse, die schon 40 Jahre ihren Dienst geleistet hatte. Sie konnte mit Dampf und auch von Hand betrieben werden und machte ziemlichen Lärm, wenn sie im Gange war.

Bruder Warner, alle seine Mitarbeiter im Evangeliumswerk,  das Büropersonal sowie einige Gäste waren Zeugen meiner er­sten Versuche als Bediener der Druckpresse. Noch nie hatte ich Gelegenheit gehabt zu sehen, wie eine solche Maschine bedient wird, und ich war ziemlich überrascht, als ich den Mädchen beim Einlegen der Bögen zuschaute. Ich nahm dann ihren Platz ein und versuchte, das Gleiche zu tun. Die ersten zwei oder drei Bögen nahmen den vorgeschriebenen Weg, aber dann war es schon vorbei. Ich verpaßte den richtigen Moment zum Einlegen, die Greifer fingen dann gleich zwei oder drei Bögen auf einmal und gaben sie, zur Belustigung der Zuschauer, in die Maschine. Verwirrt durch das Misslingen meines ersten Versuches, versäumte ich einen weiteren Bogen einzulegen, und der Zylinder drehte sich ohne Papier. Die Folge war, dass der Druck auf den Papieraufzug des Zylinders ging, und ich musste nun zwei oder drei Bögen extra einlegen, um das Abschmieren weiterer Bogen zu vermeiden.

Jedoch nach einigem Wiederholen lernte ich die Kunst des Einlegens. An einer anderen Presse machte ich wieder eine andere Erfahrung. Der Vorarbeiter erklärte mir, wie ich arbeiten sollte, da er aber eine Zeit nicht zugegen war, hatte ich die Druckform beschädigt. Natürlich musste eine neue Form gesetzt werden.

Bald nachdem uns dieser Vorarbeiter verlassen hatte, machten wir einige interessante Erfahrungen mit der Dampfmaschine und dem Dampfkessel, die jedoch nicht so glimpflich verliefen, wie die eben geschilderten. Keiner von uns hatte genügend Erfahrung im Bedienen von Dampfmaschinen. In unseren Tagen war die Dampfmaschine auf den Bauernhöfen eine Seltenheit. Somit war uns Jungen keine Gelegenheit gegeben, auf diesem Gebiet Erfahrungen zu sammeln. Ich war doch recht ängstlich, den Hebel zu ziehen, der die Dampfpfeife betätigte. Ich glaubte in der Tat, überhaupt kein Talent für Maschinen zu haben, aber jetzt hieß es zu handeln. Es war uns gezeigt worden, wie man den Kessel unter Dampf bringt, ich wusste die Wasserpumpe zu bedienen, konnte die Maschine ölen und war imstande, an- und abzustellen – dies war alles.

Solange die Maschine in guter Verfassung war, ging alles gut. Aber dann kamen Tage, an denen uns die Presse viel zu schaffen machte, die Maschine schlecht lief, zu wenig Wasser im Kessel war und der Regler den Dienst verweigerte. Niemand war da, uns zu belehren, und oft setzten wir unsere Arbeit unter Furcht und Zittern und vielem Gebet fort. Wenn wir einmal vollständig am Ende unserer Fähigkeiten angelangt waren, beteten wir ernst um Weisheit und Hilfe. Es verdient besonderer Erwähnung, dass oft sofort die Hilfe vom Herrn kam, indem die Schwierigkeiten beseitigt und der Weg wieder frei war. Um ein unregelmäßiges Arbeiten des Reglers zu verhindern, hatte der Vorarbeiter entsprechende Anweisungen an der gegenüberliegenden Wand angebracht. Einige Male jedoch sank der Wasserstand im Kessel zu tief. Die Wasserpumpe zog nicht mehr an und das Wiederauffüllen musste von Hand geschehen. Den Wasserkessel von Hand zu füllen, war keine Kleinigkeit. Ganz oben im Kessel fanden wir einen abnehmbaren Verschluss mit einem Hahn. Dieser befand sich jedoch so dicht am Rauchabzug, dass er nicht zu drehen war. Wir berieten miteinander und fassten den Entschluss, den Rauchabzug zu entfernen, den Hahn zu öffnen und den Rauchabzug nach dem Füllen des Kessels wieder anzubringen. Die Sache klappte und in den nächsten Wochen wiederholten wir diese Prozedur mehrmals, bis wir dann eine weit günstigere Stelle entdeckten.

Eines Tages besuchte uns W. B. Grover. Er war ein Prediger, war jedoch früher Schiffsheizer gewesen. Als er hörte, dass wir solch große Mühe mit unserer Maschine hatten, kam er, um uns zu helfen. Als er den Maschinenraum betrat, sagte er: „Wie bedient ihr den Regler?“ Ich wollte gerade, wie gewohnt, die Ventile aufdrehen, als Br. Grover aufgeregt rief: „Halt ein! Halt ein! Du kannst den Kessel zur Explosion bringen!“

„So habe ich es immer gemacht“, entgegnete ich.

„Das ist jedoch falsch. Du hättest dich genau nach den gegebenen Anweisungen richten sollen, denn sie sind richtig“, sagte er. Er versuchte dann, gemäß der Anleitung die Maschine in Gang zu bringen, was ihm nicht gelang. Dann versuchte er sehr langsam und sorgfältig, wie ich es zuvor tun wollte, und hatte Erfolg. Darauf sagte er, wir hätten es Gott zu verdanken, dass der Kessel noch nicht in die Luft geflogen sei. Bis heute ist es mir noch rätselhaft, wie die Maschine ganz entgegen den Anweisungen richtig arbeitete. Nachdem Br. Grover den Regler gründlich repariert hatte, arbeitete er den Anweisungen gemäß.

Die nächste Bank befand sich in Bangor, sieben Meilen von unserem Wirkungsort entfernt. Deshalb erledigten wir unsere meisten Geldgeschäfte über das Postbüro. Die durchschnittliche Kasseneinnahme betrug in jener Zeit 2 bis 15 Dollar pro Tag. Im Büro waren wir zu fünft beschäftigt, mussten aber nebenbei die Hausarbeit und alle anderen vorkommenden Arbeiten miterledigen. Unsere Post brachten wir in einem einfachen Marktkorb zum Postamt, und die „Evangeliums Posaune“, die alle zwei Wochen erschien, wurde mit einem Schubkarren zum Postbüro gefahren. Bald wurde der Betrieb jedoch größer. Immer mehr Personal musste eingestellt werden. Und als wir elf Jahre später nach Moundsville, West Virginia, übersiedelten, betrug die Anzahl der Beschäftigten mit ihren Familienmitgliedern hundert Personen.

Die erste Lieferung von Druckpapier bestand nur aus wenigen Ballen im Wert von 12 bis 20 Dollar. Nach 25 Jahren unterzeichnete ich mit einer Papiergroßhandlung einen Liefervertrag über  25.000 Dollar. Im Laufe des Jahres kamen noch weitere Verträge mit anderen Lieferanten dazu.