Wie ich die Druckpresse mit einer Zaunlatte reparierte

Sehr lebhaft erinnere ich mich noch an die Schwierigkeiten, die wir mit der Presse und anderen Maschinen hatten. Durch irgend einen Umstand war die Presse aus ihrer richtigen Lage geraten. Dadurch rissen oft die Transportbänder, welche die Bögen an ihren Bestimmungsort brachten. Keiner unter uns hatte eine Ahnung, wo der Fehler zu suchen war. Um unsere Not noch zu vergrößern, versagten auch noch die Maschine und der Kessel.

Es war eine bitterkalte Winternacht. Die Kälte im Maschinenraum war so groß, dass die Farbe kaum floss. Alle paar Minuten klebte der Bogen auf der Farbwalze fest und wickelte sich um sie. Das Herausnehmen der Walze zum Ablösen des Papiers dauerte dann jedesmal eine geraume Zeit. Oft gestört von diesen unliebsamen Unterbrechungen hatten wir eine Anzahl Bögen gedruckt, als uns ein neues Mißgeschick traf. Ein Transportband riss und musste genäht werden. Die Maschine lief noch einige Minuten, um dann auch zu versagen. Zu guter Letzt fiel im Kessel der Wasserstand so tief, dass wir eine Explosion befürchteten. Nachdem auch diese Störungen beseitigt waren, gerieten die Farbwalze und die Transportbänder wieder außer Ordnung. So mussten wir um 2.30 Uhr morgens müde und abgespannt den Maschinenraum verließen.

Aufgrund unserer Unerfahrenheit hatten wir nicht gemerkt, dass ein Ende der Presse aus der richtigen Lage geraten war und dass dies die Ursache all unseres Mißgeschicks war. Wir quälten uns die ganze Nacht hindurch und baten den Herrn oft um Hilfe. Später wurde es uns immer wieder klar, dass wir nur mit der besonderen Hilfe des Herrn imstande waren, unter diesen Umständen den Druck fertigzustellen.

In vielen Dingen, was die Wirksamkeit und Kundgebungen des Geistes Gottes und das Erkennen teuflischer Einflüsse anbetrifft, waren wir damals noch sehr unerfahren. Während wir auf so viele Schwierigkeiten stießen, fragten wir uns, ob es möglich sein könnte, dass der Teufel den Lauf der Maschinen hinderte. Wir wollten gerade einen Bericht veröffentlichen, durch den die Werke eines Mannes bloßgestellt wurden und dessen Erscheinen uns seine Rache einbringen würde. Wir hatten gerade genügend „Posaunen“ gedruckt, als die Presse plötzlich anhielt und trotz aller unserer Versuche nicht mehr in Gang zu bringen war.

Am nächsten Morgen war die Landschaft mit Schnee bedeckt. Bruder S. Michels kam, um uns einen kurzen Besuch abzustatten. Wir erzählten ihm von unseren Nöten. Er sagte dann, dass er mit Maschinen vertraut sei, da er längere Zeit in einer Sägemühle gearbeitet hatte, und er glaube, uns helfen zu können. Nach kurzer Prüfung steckten wir die Kurbel auf die Welle, um die Presse von Hand zu drehen. Dann zogen wir den Bolzen von der Stütze des Pressbettes heraus und sahen, dass die Zähne eine Kerbe hineingearbeitet hatten.

Bruder Michels kroch unter die Presse und, auf dem Rücken liegend, macht er mit Kreide gewisse Zeichen an einigen Stellen der Maschine, während ich den Zylinder drehte und die Presse vorwärts drehte. Doch scheinbar war alles ohne Erfolg. Um elf Uhr versammelten wir uns zu einem kurzen Gebet. Dann nahm Br. Michels wie zuvor seinen Platz unter der Presse ein und rief schon nach wenigen Minuten: „Dem Herrn sei Dank, lasst sie laufen.“

Die Presse war wieder in die richtige Lage geraten. Wir versäumten jedoch, den Bolzen in das Verbindungsstück vom Arm des Pressbettes zu schieben. Als ich die Kurbel drehte, rieben die Zahnräder wie vorher und wir standen vor denselben Schwierigkeiten, ohne zu wissen, wie wir sie beseitigen sollten. Nachdem wir eine Zeitlang ohne Erfolg gearbeitet hatten, wurden wir zum Essen gerufen, verweilten jedoch vorher noch einige Minuten im Gebet und baten Gott, uns zu helfen.

Beim Essen überkam mich das eigenartige Gefühl, ich sollte in den Maschinenraum gehen und ein Experiment ausführen. Während die anderen noch am Tisch saßen, verließ ich das Haus, betrat das Eisenbahngleis und fand ein Stück von einem Lattenzaun. Ich nahm es und ging damit in den Maschinenraum.

Nun schob ich das Brett unter das hintere Ende der Presse so, dass es zwischen dem Bett der Presse und dem darunterliegenden Eisenrahmen kam. Dann begann ich, das andere Ende der Latte herunterzudrücken, ohne die geringste Ahnung zu haben, was sich jetzt ereignen würde. Das Ergebnis belehrte mich, dass ich gerade das Richtige getroffen hatte. Das Bett der Presse hob sich, bewegte sich plötzlich vorwärts und die Zahnräder rutschten in ihre richtige Lage. Noch wusste ich nicht, wie alles gekommen war, aber die Gewissheit, das Richtige getroffen zu haben, bescherte mir große Freude. Nachdem ich den Bolzen in das Verbindungsstück gesteckt hatte, drehte ich die Kurbel und sah, dass die Maschine nun intakt war. Schnell eilte ich die Treppe hinauf und rief ins Zimmer: „Ich hab’s gefunden, die Presse läuft.“ „Wie hast du das fertiggebracht?“, fragten die anderen. Ich erklärte ihnen den Vorgang.

Noch nach vielen Jahren, wenn die Pressen einmal nicht ganz in Ordnung waren, fragten mich die Drucker, ob ich vorhätte, sie mit einer Zahnlatte zu reparieren.