Die Kundgebung der Kraft Gottes

In 35. Kapitel des Buches Jesaja zählt uns der Prophet einige Segnungen auf, die der Welt während der Zeitspanne von der Menschwerdung unseres Heilandes bis zu seiner Wiederkunft am Jüngsten Tag zuteil werden sollen. In den Versen 4 bis 6 lesen wir: „Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken.“ Im 53. Kapitel lesen wir, dass Jesus für unsere Sünden und unsere Krankheiten starb. Dasselbe finden wir auch in Mt. 8:16; Hebr. 13:8 und 1. Petr. 2:24 bestätigt.

Gleich am Anfang seines Wirkens in dieser Welt predigte der Herr Jesus das Evangelium und heilte alle Kranken, die zu ihm kamen. Auch seine Jünger beauftragte er, hinauszugehen und das gleiche zu tun (Matth. 4:17.24; 10:1; Mk. 3:14-15; Lk. 9:1-2; 10:1-9).

Nach seinem Tod und seiner Auferstehung, kurz bevor er wieder zu seinem Vater ging, gab Jesus seinen Aposteln den Befehl, hinzugehen und die Menschen zu lehren, alles zu halten, was er ihnen befohlen hatte (Mt. 28:18-20).

Jakobus gab für alle Zeiten die Anleitung, wie die Kinder Gottes sich verhalten sollen, wenn sie die heilende Kraft Gottes benötigen (Jak. 5:13-16).

Jahre hindurch war ich belehrt worden, dass die Heilung des Leibes durch die Hand unseres Gottes mit den Aposteln ihr Ende gefunden hatte. Doch dann erkannte ich, dass „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ ist. Nun wusste ich, dass der Herr weder die Kraft noch die Willigkeit verloren hat, sein gegebenes Wort zu erfüllen. Ich begann, ihm für die Heilung meines Leibes genau so, wie für die Nöte meiner Seele zu vertrauen. Auch in meinem Leben gab es eine Zeit, in der ich Hilfe bei Menschen suchte. Einige Male war ich so schwer krank, dass der Tod nahe war, doch ich vertraute meinem Herrn und er rettete mich aus Todesnot und Krankheit. Oft wurde ich in einem Augenblick heil und gesund, zuzeiten trat die Gesundung nur allmählich ein.

Ich betrachte es nicht als Unrecht, in Zeiten der Krankheit einen Arzt zu Rate zu ziehen oder Heilmittel anzuwenden, auch verlange ich von niemand, so zu tun, wie ich tue.

Wenn ich an die Größe und Herrlichkeit der Werke Gottes denke, wie er den Himmel, die Erde, das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat; ja, wenn ich die Berge, die Hügel, die Täler, die Sonne, den Mond und die unzählbaren Sterne betrachte, die er durch seine Kraft alle in ihren Bahnen lenkt, dann erfüllt mich Ehrfurcht vor der Gewalt und Majestät unseres Gottes. Die Bitte um die Heilung meines Körpers oder was meine Not sonst sein mag, benötigt zu ihrer Erfüllung von Gottes Seite so unendlich wenig im Vergleich zu einer Welt, die sein allmächtiger Arm regiert, dass ich gläubig auszurufen vermag: „Der Herr kann meine Bitte erfüllen, seine Kraft währet von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Oft eine kurze Zeit in stiller Betrachtung zu verbringen, die Größe unseres Gottes mit unseren, ach, so geringen Bitten zu vergleichen, wird unseren Glauben stärken und uns befähigen, die Erfüllung unserer Bitte und Gewährung unseres Herzenswunsches von Gott zu erhalten.

Lange Zeit hatte ich den Wunsch, von meiner Verlags- und Bürotätigkeit entlastet zu werden, um Kranken und Leidenden eine bessere Hilfe sein zu können. Ich brachte mein Anliegen zum Herrn, der meine Bitte erhörte. Jahrelang hatte ich das Vorrecht, das Werk des Herrn nach dieser Seite hin zu treiben. Mit Evangelisationsreisen, Abhalten von Erweckungs- und Heilungsgottesdiensten, Bücher- und Traktateschreiben, Beantworten von Briefen, mit Krankenbesuchen und Gebet für die Heilung der Leidenden wurde meine ganze Zeit ausgefüllt. Mein Auftrag führte mich in die verschiedensten Teile des Landes. In den letzten 10 Jahren legte ich jährlich mehr als 40.000 Meilen zurück und war Zeuge, wie tausende Menschen an Leib und Seele gesund wurden.

Manche Kranken, die um meinen Besuch baten, der mich dann oft über große Wegstrecken führte, waren so mittellos, dass ich die Reisekosten selbst tragen musste. Doch ich fühlte mich reichlich belohnt, wenn sie an Leib und Seele heil wurden. Ich war willig, jedem Ruf zu folgen, um die nötige Hilfe zu leisten, und Gott sorgte immer und in jedem Fall für die Mittel, oft auf völlig unerwartete Weise, um die Reise zu ermöglichen.

Vor mehr als 40 Jahren lehrten die meisten der christlichen Gemeinschaften nichts von göttlicher Heilung. Stand ein Prediger dafür ein, so war die Gegnerschaft groß. Doch das gläubige Beharren jener Gottesmänner, denen der Herr das Licht und den Glauben geschenkt hatte, hat es zuwege gebracht, dass sich diese Fundamentallehre der Bibel durch Predigt und praktische Ausübung mehr und mehr verbreitete. Dort, wo heute die Prediger den Menschen die notwendigen Belehrungen geben, nehmen sie Jesus auch als den Heiland ihres Leibes an. Freudig hören sie die Botschaft von den Zeichen, die denen folgen werden, die da glauben.

Auf einer Lagerversammlung in Anderson bezeugten während eines Heilungsgottesdienstes mehr als tausend Menschen, dass sie durch die Kraft Gottes und das Gebet des Glaubens von den verschiedensten Krankheiten geheilt worden seien. Unter den Geheilten waren Menschen, die blind, taub und lahm gewesen waren, Rheumatismus- und Fieberkranke, Menschen mit gebrochenen Gliedern, auch Tuberkulose und Gallensteinleiden. Krebsgeschwüre und Geschwulste, Zuckerkrankheit, Nierenleiden, Katarrhe und viele andere Krankheiten mussten durch die Kraft Gottes weichen. Andere wieder bezeugten, von dämonischer Besessenheit befreit zu sein.

Als ich im Jahre 1926 in Britisch Guinea, Südamerika, zusammen mit meiner Frau Evangelisationsversammlungen abhielt, kamen an einem Tag mehr als tausend Menschen herzu und baten um die Gebete für die Heilung ihres Körpers. In einigen Fällen wurden nach dem Gebet des Glaubens durch ein Wunder Gottes Menschen von schweren Krankheiten gesund, so dass die Menschen in immer größeren Massen herzuströmten.

An einem Ort auf den Karibischen Inseln kam eine Frau, die aussätzig war. Sie glaubte, der Herr würde sie heilen. Infolge der Krankheit war sie bereits auf einem Ohr taub. Wir beteten und ihr Gehör stellte sich sogleich wieder ein. Bald war auch ihr Antlitz, das von der Krankheit entstellt war, heil vom Aussatz.

Während einer Lagerversammlung auf der Insel Babados waren fast zweitausend Menschen anwesend. Dort besuchten wir über zwölf Versammlungen an verschiedenen Orten der Insel und viele Menschen wurden heil an Seele und Leib.

Als wir einige Tage auf der Insel Tobago zubrachten, auf der einst Robinson Crusoe sein Abendteuer erlebt haben soll, befand sich unter der Menge, die geheilt wurde, eine Frau, die infolge eines Unfalls eineinhalb Jahre gelähmt war und kaum gehen konnte. Sie war von Stund an gesund. Damals wurde auch ein Mann namens Small, der stumm war und seit 20 Jahren kein Wort gesprochen hatte, völlig geheilt. Unter der Menge war auch ein Mann mit Namen Thompson, dessen Augenlicht so schwach war, dass er Gegenstände aus nächster Nähe kaum sehen konnte. Wir beteten um die Wiederherstellung seines Augenlichtes. Am nächsten Tag zeigte er auf einige Bäume, die in einiger Entfernung auf einem Berg standen, und sagte: „Seht ihr jene fünf Bäume auf der Spitze des Berges? Gestern konnte ich kaum den Berg erkennen und nun kann ich sogar die Bäume zählen.“ Noch viele andere erlebten das Wunder der Heilung an ihrem Leibe. Auch auf anderen karibischen Inseln und in Mittelamerika durften wir ähnliche erfolgreiche Gottesdienste erleben.

Als ich vor einigen Jahren in Chicago war, beteten und fasteten wir an einem Sonntag für die Kranken und solche, die Hilfe für ihre Seele brauchten. Unter der Schar, die hilfesuchend hierher eilte, war eine Frau im Alter von 33 Jahren, die seit dem dritten Lebensjahr weder hören noch sprechen konnte. Sie war eine gläubige Christin und war überzeugt, dass der Herr sie heilen würde, sobald wir für sie beteten. Wir salbten die Schwester nach Jak. 5:14 mit Öl, legten unsere Hände auf sie, widerstanden dem Geist der Krankheit und baten Gott, jetzt die Worte des Propheten Jesaja zu erfüllen (Jes. 35:5-6). Alsbald löste der Herr ihre Zunge und schenkte ihr ein neues Gehör. Sie konnte hören und sprechen wie jeder andere Mensch.

Seit jener Zeit war ich Zeuge von der Heilung vieler Menschen, die völlig taubstumm waren. Manche waren nur stumm, und sobald der Herr ihnen die Sprache wiedergab, konnten sie sprechen und sich mit den Umstehenden unterhalten. Andere, die seit ihrer Geburt stumm und taub waren, mussten erst wie die kleinen Kinder sprechen lernen.

Einst brachten Eltern ihre Tochter, die seit ihrer Geburt taubstumm war. Sogleich nach dem Gebet konnte das Mädchen hören und der Herr schenkte ihr auch das Sprechvermögen. Sie war bereits 20 Jahre alt. Wie ein kleines Kind fing sie an, die Laute zu Worten und Sätzen zu formen.

Vor nicht langer Zeit wurden wir in ein Haus in der Stadt Jackson, MI, gerufen, um für eine Frau zu beten, die seit nahezu 7 Jahren an der gleichen Krankheit litt wie jene Frau, von der uns in Markus 5:25-34 berichtet wird. Wir beteten für die Kranke und die Heilskraft unseres Gottes befreite sie von ihrem Leiden.

Manche der Hilfesuchenden kamen zu später Nachtstunde. Um diese Zeit kam einst ein Knabe im Alter von neun oder zehn Jahren, der wegen Mangel an jeglichem Selbstvertrauen den Anforderungen der Schule nicht genügte, sich am Spiel seiner Kameraden nicht beteiligte und abseits stand, wenn andere Kinder sich freuten. Auch er fand Hilfe von Gott und ging schon wenige Tage später zur Schule, erfreute sich am Spiel mit seinen Altersgenossen und benahm sich in allem wie ein rechter, natürlicher Junge.

Nach einer Versammlung über göttliche Heilung kamen an einem anderen Ort über zwanzig Menschen nach vorn, die Gott für die Heilung ihres Leibes vertrauten. Mehrere wurden sogleich nach dem Gebet gesund, während fünf andere bezeugten, dass sie Stunden später, nachdem sie der Abendpredigt gelauscht hatten, plötzlich die Heilkraft Gottes an ihrem Leibe verspürten. Unter ihnen war eine Frau, die bereits 20 Jahre auf einem Ohr taub war; eine andere Frau und zwei Männer wurden vom Kropf geheilt.

Eines Sonntagmorgens suchten am Schluss des Gottesdienstes hundert Kranke und Leidende Hilfe vom Herrn. Drei von ihnen bezeugten, dass sie gesund wurden, als sie der Predigt lauschten. Fünfzehn weitere wurden während der Abendversammlung auf ihren Plätzen gesund.

Ich bin fest davon überzeugt, wenn hilfesuchende Menschen die rechte Aufklärung erhalten, ihnen auf rechte Weise die Lehre hinsichtlich der Verheißungen der Heiligen Schrift nahegebracht würden und sie ihre Vorrechte kennen lernten, die unser Herr und Heiland ihnen anbietet, würden viele schon während  der Predigt an Leib und Seele gesund.

Will der Mensch von Sünden errettet werden oder die Fülle des Heiligen Geistes empfangen, ist es sein Sehnen, Heilung von Krankheit und Leiden zu finden, dann ist es nicht genug, zu glauben, dass Gott imstande ist, solches zu tun, oder dass er es tun kann, wenn er will. Nein, der Mensch muss auch glauben, dass Gott „jetzt“ helfen will. Hat der Mensch diesen Punkt in seinem Glaubensleben nicht erreicht, so mangelt es noch am eigentlichen Grund, auf dem allein er diesen unwandelbaren Glauben üben kann, um das zu erlangen, was der Wunsch seines Herzens ist. Als Nachfolger unseres Herrn sind wir in der Übung solchen Glaubens und demzufolge in der Übung, uns die Verheißungen unseres Herrn in vollem Umfang anzueignen, recht lässig gewesen.

Jesus sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater“ (Joh. 14:12). Mit Verwunderung werden viele fragen, was denn in dieser Zusicherung alles eingeschlossen ist. Doch wenn wir bedenken, dass der Herr das Evangelium predigte, die Kranken heilte, die Augen der Blinden öffnete, die Tauben, Stummen und Lahmen heilte und Tote ins Leben zurückrief, dann ist jene Zusicherung durchaus verständlich. All diese Taten vollbrachte der Herr durch gläubige Menschen in all den Jahrhunderten, seit er zum Himmel fuhr.

Auch einige von den „größeren Werken,“ die seine Nachfolger nach den Worten unseres Herrn vollbringen sollten, sind geschehen, und zweifellos werden in künftigen Zeiten weitere folgen. Schon bereits kurz nach der Himmelfahrt des Herrn folgten der Ausgießung des Heiligen Geistes gewaltige Offenbarungen der Kraft Gottes in verschiedenster Weise.

Als Jesus auf Erden wandelte, konnte er nur an einem Ort und zu einer gewissen Zeit zu einigen Hundert oder Tausend Menschen reden, die um ihn versammelt waren. Doch durch die Erfindung des Radios kann heute ein Prediger zu gleicher Zeit zu Tausenden reden, die tausende Meilen im Umkreis wohnen; die Zahl der Hörer ist unbegrenzt. Heute vermag man die Botschaft des Evangeliums auf schnellstem Wege an die Ohren und Herzen unzähliger Heils- und Hilfesuchender in Wort und Schrift zu bringen.

Ob reich oder arm, Bauer oder König, ob stark oder schwach, gebildet oder ungebildet, krank oder gesund, alle hören den Retterruf unseres Herrn und können seinen Verheißungen gemäß die Segnungen aus seinem unerschöpflichen Vorratshaus genießen. Es ist ein verhängnisvoller Irrtum zu meinen, die Vorrechte, die uns Gott in seinem Wort eingeräumt hat, unter denen die Heilung des Leibes eines der herrlichsten ist, bestehen heute nicht mehr, und nur darum, weil nicht alle Menschen, die von ihnen hören, davon Gebrauch machen.

Ich war Zeuge der Offenbarung der Kraft des Heiligen Geistes, als Herzen grober Sünder, Ungläubiger und Atheisten unter der zwingenden Macht seiner Liebe zerschmolzen. Ich sah, wie diese Menschen sich Gott hingaben und ihr Leben ein ganz anderes wurde, so wie es einst Saulus von Tarsus erlebte.

Als Paulus sich zu Gott bekehrte und mit der Kraft Gottes erfüllt wurde, blieb er von Anfechtung, Versuchung und Leiden aller Art nicht verschont (2.Kor. 11:23-28; 12,7.10; Röm. 8,35-39). Aber der Herr gab ihm folgende Verheißung, die er uns allen gegeben hat: „Lass dir an meiner Gnade genügen“ (2.Kor. 12:9).

Viele erleben nicht das volle Maß der Segnungen Gottes, weil sie sich nicht alle seine Verheißungen zu eigen machen. Solche, die fühlen, dass sie schwach sind, sollten auf das große Erbarmen und die Gnade unseres herrlichen Gottes schauen, viel mehr die lichten Seiten des Lebens sehen und den Herrn für die gegenwärtigen Segnungen preisen, um so in ihrem geistlichen Leben vorwärts zu dringen. Durch eine völlige Hingabe werden auch sie die Segnungen Gottes in reichsten Maße genießen.

Das christliche Leben mit der Fülle seiner geistlichen und leiblichen Segnungen steht hocherhaben über allem, was diese Welt uns zu bieten vermag. Neben all den Segnungen auf dieser Erde wartet in der Ewigkeit reichliche Belohnung auf die, welche im Glauben beharren.

Während ich nun hiermit die Schilderung meiner Lebenserfahrungen beschließe, denke ich daran, dass auch unsere Erdentage einmal zu Ende kommen. Wenn einmal die Scheidestunde für uns schlägt, möge dann auch von uns gesagt werden können, wie von dem Apostel Paulus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben“ (2.Tim. 4:7-8).