Der Scheunenbrand

Einst lernte ich eine gute Lektion, dem Herrn zu vertrauen und unbeirrt auf seinen Verheißungen zu stehen, als jegliche menschliche Hilfe versagte und nur der starke Arm unseres Gottes uns aus großer Not befreien konnte. Wenige Monate zuvor war ich an eine sehr verantwortungsvolle Stelle im Werk des Herrn gestellt worden. Ich bat Gott um die Gabe des Glaubens, weil ihr Besitz doch geradezu eine Notwendigkeit für mich war, um sie zum Ruhm des Herrn dort anzuwenden, wo er mich hingestellt hatte. Noch wusste ich nicht, dass der Herr seinen Weg hatte, um mir die Erhörung meiner Bitte zu bezeugen.

Am 23. Dezember 1890, als ich gerade im Büro am Schreibpult saß, stürmte jemand mit der Nachricht herein, dass eine Scheune in Flammen stehe und unser daneben stehendes Wohnhaus gefährde. Ein starker Wind lenkte die Flammen auf das Haus. Die Scheune gehörte nicht zu unserem Besitz und war mit Heu und Stroh gefüllt. Bald standen auch die Holzvorräte und kleinere Bauten zwischen der brennenden Scheune und dem Wohnhaus in hellen Flammen.

Ich sah, dass höchste Gefahr drohte, ergriff einen Eimer voll Wasser, stieg eilends aufs Dach und begann, die Westseite des Hauses mit Wasser zu übergießen. Doch jegliches Bemühen war umsonst. Die Flammen ergriffen das Haus und setzten es allmählich in Brand. Schon nach wenigen Minuten gelang es niemand mehr, die bedrohte Seite des Hauses mit Wasser zu übergießen. Die meisten wurden mutlos und eben noch geschäftige Hände ruhten und überließen das Haus seinem Schicksal. Nur noch wenige hielten an, die vorläufig noch ungefährdete Seite mit Wasser zu begießen, doch es schien, als sei alles Bemühen nutzlos.

Ich stand oben auf dem Dach, wurde von den züngelnden Flammen bedroht, goss Eimer um Eimer voll Wasser in das Flammenmeer und rief inbrünstig Gott an, doch das Haus zu retten. Ich sagte Gott, dass dieses Gebäude doch seinem Dienst geweiht sei und ich mir nicht denken könne, dass durch seine Vernichtung der Ruhm Gottes den Menschen verkündet würde. „Herr, du hast in deinem Wort gesagt“, flehte ich, „so ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren!“

Ein Bruder bat mich, doch herunterzukommen, da das Haus nicht zu retten sei. Doch ich flehte, dass Gott mein Gebet erhören möge und bat, noch mehr Wasser zu bringen. Wieder stieg mein Flehen zum Himmel: „Herr, ich bin in dir und deine Worte sind in mir. Ich glaube deinem Wort und befehle dieses Haus in deine Hände. Herr, rette es vor der Vernichtung! Ich glaube, du wirst es tun.“

Eine Seite des Hauses war bereits vom Feuer ergriffen und die Flammen loderten zum Himmel. Bis auf zwei standen die Helfer hoffnungslos und untätig da und auch die letzten beiden versahen ihren Löschdienst nur noch zögernd. Kaum hatte ich dem Herrn gesagt, dass ich seiner Hilfe vertraue und glaube, dass er das Haus retten würde, als ein Bruder aus dem unteren Teil des Hauses herauseilte und mir zurief: „Das Haus ist verloren! Die unteren Zimmer stehen in Brand!“ Wohl sah ich, dass die Flammen das Haus bereits an der Außenseite erfasst hatten, aber dass es nun auch im Innern brannte, schien selbst mir die letzte Hoffnung auf Rettung zu rauben. Doch ich hatte soeben gebetet und gesagt: „Herr, ich glaube deinem Wort und vertraue dir, dass du das Haus retten wirst.“ Einige Sekunden lang stand ich unschlüssig auf dem Dach, dann aber siegte der Glaube und ich rief nach unten: „Ich bleibe, bringt noch Wasser!“

Als ich mich so entschieden auf den Herrn und sein Wort verließ und fest glaubte, dass Gott sein gegebenes Wort halten würde, wandte der Herr den Wind und das Feuer verlöschte. Ich sah, dass jetzt ein in der Richtung des Windes angrenzendes Haus von den Flammen bedroht war. Sogleich durchzuckte mich der Gedanke: „Wenn jenes Haus brennt, muss auch das danebenstehende Bürohaus mitverbrennen“. Wieder rief ich zu Gott: „Herr, schütze auch diese beiden Gebäude!“ Wieder drehte sich der Wind und wehte die Flammen in die Richtung des freien Raumes zwischen den beiden Gebäuden. Die Scheune brannte ab, ohne dass weiterer Schaden angerichtet wurde.

Manches Gebet stieg in jenen bangen Minuten zum Himmel und die Hand des Herrn war es, die das Unheil verhütete. Hätten wir nicht fest im Glauben auf Gottes Verheißungen gestanden, wären jene Gebäude ohne Zweifel ein Raub der Flammen geworden. Und welch ein weiteres Wunder: Als wir ins Innere des Hauses gingen, fanden wir nicht die geringste Beschädigung. Gottes Allmacht hatte wunderbar gewaltet. Ihm sei Ehre, Preis und aller Ruhm!

Es war ein harter Glaubenskampf gewesen, doch brachte er mir soviel Ermutigung und Zuversicht, dass ich die Kranken und die sonstigen Nöte und Schwierigkeiten in folgenden Zeiten noch glaubensvoller dem Herrn bringen konnte. Hatte ich es doch wieder auf wunderbare Weise erfahren, dass der Herr seine Hilfe nicht versagt denen, die fest auf dem Boden seines Wortes stehen. Doch war die völlige Unterwerfung unter den Willen Gottes notwendig. Das bedeutete, auch mit der Vernichtung des Hauses zufrieden zu sein, wenn Gott dadurch mehr verherrlicht würde. Und der Herr, der unsere Ergebenheit kannte, hielt seine Antwort nicht zurück.