„Dass auch die Toren nicht irren mögen“

In seiner Voraussage über die Segnungen des Evangeliums sagte der Prophet Jesaja, dass der Weg so einfach und leicht sein würde, dass auch die Toren nicht irren würden (Jes. 35:8).

Nicht weit von unserem Heim lebte einst ein junger Mann von 28 Jahren mit seiner verwitweten Mutter. Als Kind erlitt er eine schwere Verletzung am Kopf, wodurch seine geistige Entwicklung zum Stillstand kam. Nur drei Dinge konnte er mit Leichtigkeit tun, nämlich das Geschirr spülen, die Kühe von der Weide bringen und fluchen, wenn er ärgerlich wurde. Sonst besaß er keine Fähigkeit, verständlich zu reden. Wegen seiner Schwachsinnigkeit konnte er den Anforderungen der Schule nicht genügen und lernte weder Lesen noch Schreiben.

Am letzten Abend einer Erweckungsversammlung kam auch er nach vorn und kniete sich zum Gebet nieder. Wir wussten nicht, ob er den Ruf sich zu bekehren verstanden hatte, und niemand versuchte, mit ihm zu sprechen. Doch er beharrte in seiner knienden Stellung. Dann kniete ich mich neben ihn hin und begann, ihm in einfacher Weise die Rettungsbotschaft unseres Heilandes zu erklären. Ich erzählte ihm, wie er ein Eigentum des Herrn werden und von seinen Sünden erlöst werden könne. Es schien, als habe ihm der Geist Gottes das Verständnis für die Not seiner Seele geöffnet, und während wir für ihn beteten, klatschte er in die Hände und wurde überaus glücklich. Sein Antlitz leuchtete vor Freude über die Segnungen Gottes in seinem Herzen.

Eine Zeit später bezeugte die Mutter des jungen Mannes, dass seit jenem Abend seiner Bekehrung eine wunderbare Veränderung in seinem Leben eingetreten sei. Sein störrisches und reizbares Wesen war einer freundlichen und guten Art gewichen und nie mehr kam ein Fluch über seine Lippen.

In kurzer Zeit konnte er die Bibel lesen und brachte viel Zeit mit Gebet und Bibellesen zu. Außer seiner Mutter wurden nun alle anderen Glieder der Familie seine erbitterten Gegner. Doch bald wurde er mit dem Worte Gottes so vertraut, dass er ihren Argumenten gegen die Bibel in der rechten Weise entgegentreten konnte. Durch sein vorbildliches Leben überzeugte er sie bald, dass er ein wahres Kind Gottes war, doch hüteten sie sich, ihm diese Erkenntnis zu offenbaren.

Dann erkrankte seine verheiratete Stiefschwester, die ihm am meisten widerstanden hatte, an Typhus. Als der Arzt ihr mitteilte, dass sie ihre irdischen Angelegenheiten ordnen solle, da sie nicht wieder genesen könne, wurde sie von Furcht ergriffen und ließ diesen ihren Bruder holen. Obwohl sie vorher von göttlicher Heilung nichts wissen wollte, berichtete sie ihm von der Aussage des Arztes und sagte: „Ich habe nach dir gesandt, damit du für meine Heilung betest“. Ihr Bruder entgegnete: „Glaubst du an die Kinder Gottes?“ (Damit meinte er die Gemeinde.)

„Nein“, sagte sie.

„Dann werde ich auch nicht für dich beten.“

Da lag sie nun, die Ärmste, und sah ihre letzte Hoffnung schwinden. In ihrer Not musste sie schließlich doch bekennen, dass sie an seine Religion, seinen Glauben und sein Gebet glaube. Nun betete er für seine Schwester und sie wurde gesund.

Wenige Monate später stand ich an seinem Sterbebett. Glücklich und sich auf die ewige Heimat freuend, ging er heim.