Wir ernten, was wir gesät haben

Es gibt ein Gesetz der Vergeltung oder der Bezahlung von Schuld wegen unbarmherzigem Verhalten gegen die Mitmenschen. „Es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat“, so lesen wir in Jak. 2:13. Kain empfing für seine ruchlose Tat eine entsprechende Strafe. Saulus von Tarsus war ein schonungsloser Verfolger der Gemeinde des Herrn. Kein Mittel war ihm zu grausam, um die Nachfolger Jesu auszurotten. Doch nach seiner Bekehrung sagte der Herr: „Ich werde ihm zeigen, wieviel er leiden muss um meines Namens willen“ (Apg. 9:16). Und gerade er musste besondere Verfolgungen erleiden, weil er auch andere verfolgt hatte (2.Kor. 11:23-27; Apg. 26:9-11). Doch die Segnungen, die er empfing, als er sich seinem Herrn übergeben hatte, überwogen die Leiden um ein Beträchtliches. Und als seine Sterbestunde nahte, war ein herrliches Zeugnis sein Teil und eine himmlische Belohnung wartete seiner.

Viele Menschen sind zu widerspenstig und zu selbstsüchtig, um sich Gott zu übergeben, und müssen in diesem und dem zukünftigen Leben die Folgen ihrer Widerspenstigkeit erleiden.

Einer meiner ersten Sonntagsschüler wurde ein Prediger des Evangeliums. Als er einmal Erweckungsversammlungen hielt, verfluchte ein Mann, der ein Gegner der Lehren war, die der jungen Prediger vertrat, ihn samt seiner Religion. In seiner Wut versetzte er dem Prediger einige Tritte mit seinen schweren Stiefeln und zwang ihn durch rohe Drohungen, das Rednerpult zu verlassen. Wenige Stunden später, noch ehe die Sonne untergegangen war, wurde dieser Rohling von Blindheit befallen und blieb für den Rest seines Lebens blind.

Ich entsinne mich eines anderen jungen Mannes aus guter Familie. Seine Eltern waren reiche Leute und gehörten der besseren Gesellschaftsklasse an. Als in jener Gegend über Heiligung und göttliche Heilung gepredigt wurde, war dieser eitle und aufgeblasene Jüngling gleich Paulus ein eifriger Verfolger der Gemeinde. „Alle solche Gläubige müssten aus dem Land getrieben werden“, sagte er, „sie sind ein Abschaum der Menschheit, eine Gesellschaft von Räubern und Pferdedieben, reif fürs Gefängnis oder das Irrenhaus.“ Als ich das hörte, sagte ich: „Ich fürchte, der junge Mann wird das ernten, was er gesät hat.“

Gott hatte die Worte des Widersachers gehört und ließ ihn eine Zeitlang gewähren. Es dauerte jedoch nicht lange, bis jener junge Mann große Schande auf seine Familie brachte. All das Unrecht, das er anderen zugefügt hatte, kam nun auf seinen Kopf zurück. Eines Tages lauerte er einem Nachbarn an der Straße auf, bedrohte ihn mit Erschießung und band ihn darauf an einen Baum. Dann raubte er sein Bargeld und fuhr mit seinem Pferd und Wagen davon. Kurz danach passierte ich die Stelle des Überfalls. Ich musste daran denken, wie dieser junge Mann durch seine Tat Ruf und Ansehen verloren hatte und ein Dieb und Wegelagerer geworden war – ein Mensch, der reif für’s Gefängnis ist. Er hatte gerade das geerntet, was er gesät hatte.

Ist es nicht viel klüger und Gott wohlgefälliger, allezeit den Geist der Demut und der herzlichen Vergebung zu besitzen und dadurch die Segnungen unseres Gottes, die Liebe und das Ansehen unserer Mitmenschen zu empfangen? Helfen wir anderen, dann helfen wir uns selbst, und an uns wird sich das erfüllen, was der Herr in Lukas 6:38 sagt: „Gebet, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.“