Teufelsaustreibung

In seinem letzten Auftrag an die Jünger gebot der Herr Jesus, dass sie in alle Welt gehen und das Evangelium aller Kreatur verkünden sollten. Weiter sagte er: „Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben ... auf die Kranken werden sie die Hände legen, und sie werden gesund werden“ (Mk. 16:17-18). Als Jesus zum Himmel gefahren war, „gingen sie aus ... und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen“ (Vers 20). Doch schon ehe das geschah, gingen sie aus „und predigten, man sollte Buße tun, und trieben viele Dämonen aus und salbten viel Kranke mit Öl und machten sie gesund“ (Mk. 6:12-13).

An vielen Stellen des Neuen Testaments lesen wir von Menschen, die vom Teufel besessen waren und durch die Kraft Gottes frei wurden. Manche der bösen Geister entwichen mit lautem Geschrei, während anderen geboten wurde zu schweigen und auszufahren.

Einst folgte Paulus und seinen Begleitern ein Mädchen, das vom Wahrsagergeist besessen war. „Solches tat sie manchen Tag. Paulus aber tat das wehe, und er wandte sich um und sprach zu dem Geiste: Ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi, dass du von ihr ausfährst. Und er fuhr aus zu derselben Stunde“ (Apg. 16:18).

Zweifellos gibt es in unseren Tagen so viele böse Geister in der Welt, wie zur Zeit der Apostel und ebenso viele Menschen, die von ihnen besessen sind und Befreiung von dieser bösen Macht brauchen. Während einer Lagerversammlung im Jahre 1887 erlebte ich zum ersten Mal, wie ein Mensch Befreiung von teuflischen Geistern fand, die ihn quälten. Damals kam eine Frau dorthin, die von diesen furchtbaren Banden gelöst werden wollte. Als sie nach vorn kam und Hilfe suchte, warfen sie die Teufel, von denen sie besessen war, zu Boden gleich dem Knaben, von dem wir in Markus 9:26 lesen.

Eine Zeitlang schienen die bösen Geister die Ärmste voll in ihrer Gewalt zu haben. Sie war unter ihrer Macht völlig hilflos, zischte wie eine Schlange, bellte wie ein Hund oder gab die Laute einer Katze von sich. Die Anwesenden erlebten ein furchtbares Beispiel dämonischer Besessenheit.

Als mehrere Brüder ihr die Hände auflegten und den bösen Geistern geboten auszufahren, riefen diese aus ihrem Munde: „Es sind keine Teufel in mir, schämt euch zu denken, dass ich besessen bin.“ Dann hörten wir die Worte: „Wir wollen nicht ausfahren.“

Die Frau gab noch weitere Äußerungen von sich und zeitweise schien sie das Vielfache ihrer natürlichen Kräfte zu besitzen. Als den Dämonen in ihr im Namen Jesu geboten wurde auszufahren, taten sie es unter lautem Schreien, wobei es schien, dass ihre Kehle zerreißen müsste. Nachdem einige Geister von ihr ausgefahren waren, schrie es in ihr: „Nun sind wir alle ausgefahren, es ist kein Teufel mehr in mir.“ Doch als die Teufel bedroht wurden, riefen sie: „Wir wollen nicht herauskommen. Nein, wir werden es nicht tun.“ Schließlich fuhren sie alle unter lautem Geschrei aus. Als alles vorüber war, lag die Frau minutenlang hilflos da. Eine himmlische Atmosphäre durchwehte den Ort, als sie die Augen öffnete und sagte: „Ich fühle mich so wohl, mein Geist ist so klar und nun wünsche ich, auch in meiner Seele zurechtzukommen.“ Bald danach erfreute sie sich der Liebe Gottes, lobte und pries ihn für ihre Befreiung.

Seit jener Zeit war ich Zeuge der Befreiung vieler, vieler Menschen, die von bösen Geistern besessen waren. Einige waren Gebundene seines Willens, andere wurden äußerlich von der teuflischen Macht gequält. Solche Menschen brauchen wahrlich Hilfe. Die Macht Jesu Christi wird allen denen Befreiung bringen, die in Übereinstimmung mit seinem Worte zu ihm kommen.

Der Teufel offenbart sich auf verschiedene Weise durch Menschen, die unter seiner Macht stehen. Ich erlebte es, dass Menschen wie Hunde bellten, wie Schlangen zischten, wie ein Pferd wieherten oder wie ein Schwein grunzten, mit einem Wort, die Stimme der Tiere sprachen. Oft waren sie still, teilnahmslos und nichts Dämonisches war in ihren Gebärden, oder sie benahmen sich trotzig und verstockt. Zuweilen redeten sie auch in fremden Sprachen. Doch im Namen Jesu mussten die bösen Geister weichen. Oft verließen sie ihre Opfer still und geräuschlos, während sie zu andern Zeiten mit lautem Schreien ausfuhren. Kein Prediger oder Kind Gottes sollte sich in solchen Augenblicken von Furcht und Schrecken übermannen lassen.

Vor fast 40 Jahren berichtete mir ein junger Prediger in einem Brief über ein Erlebnis, das er und ein junger Bruder während ihrer ersten Evangelisationsreise hatten. Sie hatten ein Zelt errichtet und mit reger Teilnahme hörten die Anwesenden die Botschaft vom Kreuz. Eines Tages wurden sie zu einer kranken Frau gerufen, die zwei Kilometer vom Zelt entfernt wohnte, um für sie zu beten.

Nach der Beendigung des Abendgottesdienstes gingen sie, um die Kranke aufzusuchen. Sie erreichten das Haus und klopften an die Tür. Als sie eintraten, vernahmen sie das Knurren und Bellen eines Hundes, doch sie sahen nichts, gingen darum weiter und standen bald am Bett der Kranken. Alsbald hob sie ihren Kopf aus dem Kissen, knurrte und bellte so schrecklich, dass die beiden von Furcht und Schrecken übermannt wurden und zur Tür zurückwichen. Doch ihre Furcht nahm noch zu und sie fühlten, dass das Zimmer voller Teufel war. Von Entsetzen erfüllt, rissen sie die Tür auf und flohen von diesem Ort des Schreckens. Es schien, als wäre die Menge der bösen Geister hinter ihnen her. Sie eilten zum nächsten Zug und fuhren heim. Einer von ihnen bat mich in einem Brief um Rat, was zu tun sei und ob sie in dieses Haus der Hölle zurückkehren sollten, um den Teufeln, die diese Frau quälten, zu widerstehen. Ich gab ihnen eine ermutigende Antwort, hörte jedoch nie wieder von ihnen.

Vor einiger Zeit wurde ich gebeten, einen Mann von 32 Jahren zu besuchen, der ebenfalls ein Opfer böser Geister war. Er bekannte, einmal ein Kind Gottes gewesen zu sein. Längere Zeit führte er ein christliches Leben. Doch sein Geschäft ging gut und die geschäftlichen Angelegenheiten nahmen ihn bald so in Anspruch, dass er das Lesen in Gottes Wort vernachlässigte. Er nahm sich nicht mehr die nötige Zeit zum Gebet und wurde langsam von den Wegen Gottes abgetrieben. So verlor er sein inniges Sehnen nach den geistlichen Gütern und nur zu bald wurde er durch eine gottlose Umgebung in die Sünde hinabgezogen. Doch er konnte die früheren Segnungen seines christlichen Lebens nicht vergessen. Immer mehr erkannte er seinen traurigen Zustand und ein Sehnen, wie beim verlorenen Sohn, erfasste ihn, zum Vaterhause Gottes zurückzukehren. Doch die Sünde hielt den Mann in ihren Klauen und er merkte, wie schwer es war, seine bösen Gewohnheiten zu lassen, zumal er auch nicht den rechten Willen aufbrachte, alle seine schlechten Wege zu verlassen.

Er berichtete von seinem Besuch einer Versammlung, die die Zungensprache lehrte und deren Glieder im Zustand der Verzückung sprangen, tanzten und unverständliche Laute redeten. Sie behaupteten, dass solche Kundgebungen die Folge ihres Suchens nach der Taufe des Heiligen Geistes seien. In seiner Seelennot bat dann dieser Mann um die Gebete und Hilfe dieser Menschen. Nun belehrten sie ihn, dass er die Taufe des Heiligen Geistes brauche, also in Zungen reden müsse, denn das Reden in Zungen sei der Beweis der Taufe des Heiligen Geistes.

Längere Zeit bemühten sie sich um ihn, doch ohne Erfolg. Der Geist Gottes warnte ihn vor dem falschen Geist und der falschen Lehre, aber er achtete nicht darauf und ließ es zu, dass sie ihm die Hände auflegten, damit er die Zungengabe und die Taufe des Heiligen Geistes bekommen möchte.

„Unter dem Gebet dieser Menschen zogen diese bösen Geister in mir ein und ich begann, in fremden Zungen zu reden“, so berichtete der Mann.

Von nun an pflegte er Umgang mit diesen Leuten, redete in Zungen und verlor jegliche Kontrolle über sich, wenn er unter diese fremde Macht geriet. Dabei wusste er, dass er in der Sünde lebte und fern von Gott war. Er wagte es kaum, ein dunkles Zimmer allein zu betreten, und weigerte sich, allein zu schlafen. Nachts warf er sich im Bett hin und her und fühlte sich von bösen Geistern gequält.

Mehrere Geschwister vereinigten sich, um für die Befreiung dieses Mannes zu beten. Flehentlich baten wir Gott um seine Hilfe und Führung. Dann trat der Besessene ins Zimmer. Er setzte sich neben mich und schaute mir ins Gesicht. Dabei schien er ganz natürlich und normal. Da ich den Umgang mit Besessenen kannte, war ich jedoch auf das Schlimmste gefasst.

Kaum hatte ich an ihn einige Fragen über seinen Zustand gerichtet, als er unter die Gewalt dieser satanischen Mächte geriet. Heftig schlug er mit seinen Fäusten auf die Armlehne meines Stuhls, dann auf seinen Schoß und kam mit seinem Gesicht dem meinigen ganz nahe, wobei er die Worte ausstieß: „Puf! Puf! Puf!“

Wir widerstanden den bösen Geistern im Namen Jesu und befahlen ihnen zu schweigen. Sogleich wurde er still und so vernünftig wie vorher. Kaum hatte ich meine Unterhaltung mit ihm wieder aufgenommen, als die Geister in ihm ähnliche Äußerungen wiederholten. Wir erinnerten uns an die Stellen in Lukas 8:27-30 und Markus 5:2-9, wo Jesus einen ähnlichen Fall erlebte. Als der Herr dem unsauberen Geiste geboten hatte auszufahren, fragte er ihn, wie sein Name sei, und erhielt als Antwort: „Legion ist mein Name, denn wir sind viele.“

In derselben Weise bedrohten wir den Geist in diesem Mann und befahlen ihm, uns seinen Namen zu nennen. Zunächst vernahmen wir keine Antwort. Noch einmal befahlen wir im Namen Jesu, uns seinen Namen zu nennen.

„Legion, Legion“, rief es aus dem Munde des Mannes. Dann stand er wieder vollkommen unter dämonischer Gewalt. Abermals widerstanden wir den Geistern und befahlen ihnen, uns ihre Namen zu nennen. Und aus dem Munde des Mannes erklangen die Worte: „Unreinheit, Unreinheit.“ Dann hörten wir wieder fremde Laute, die keiner unter uns verstehen konnte.

„Wie heißt die Unreinheit?“

„Böse Lust, böse Lust“, war die Antwort.

Nach einem abermaligen Befehl von uns rief der Geist: „Ich bin Gott der Herr, ich werde nicht ausfahren.“

„Du bist nicht Gott und du wirst ausfahren.“

„Ka-mah, Ka-mah“, rief jetzt die Stimme.

Dann wurde der Mann wieder ruhig und wir fragten ihn, was das letzte Wort „Kamah“ wohl bedeute. Er sagte, er wisse es nicht. Gern hätten wir die Bedeutung dieses Wortes gewußt, doch blieb sie uns noch vorenthalten. Dann vereinigten wir uns zum Gebet und diese Nacht schlief der Mann allein in einem dunklen Zimmer und ruhte gut bis zum nächsten Morgen.

Später erinnerte ich mich, dass ich ihn zum erstenmal im Versammlungsraum während des Gottesdienstes gesehen hatte. Er saß in einer vorderen Reihe und schlief unter der Verkündigung des Wortes, vernahm also nichts von dem, was geredet wurde. Nun war es für mich nicht schwer, die Bedeutung des Wortes Kamah zu finden. „Kamah“ meint „Koma“ oder „Schlafsucht,“ tiefer, unbewusster Schlaf, völlige Lethargie.

Schon oft hatte ich Menschen während des Gottesdienstes schlafen gesehen, doch einen Teufel dieses Namens kannte ich bis jetzt noch nicht. Ich glaube nicht, dass alle, die während des Gottesdienstes einschlafen, das unter dem Einfluss des Teufels tun. Oft wird der Mensch seiner Ruhe durch die Umstände des Lebens beraubt, ist überarbeitet und schläft dann trotz seines Wunsches wach zu bleiben ein. Doch um der geistlichen Segnungen willen sollte der Gläubige keinen Gottesdienst verschlafen.

Von Dämonen gequälte Menschen werden oft ohne sichtbare, äußere Zeichen befreit, während bei anderen die höllischen Gei­ster unter lautem Schreien entweichen. Zuzeiten möchte der Teufel auch treuen Gotteskindern glauben machen, sie wären von bösen Geistern besessen.

Während einer Lagerversammlung lernte ich einen Bruder kennen, der durch innere Anklagen und Beunruhigungen sehr zu leiden hatte. Infolge Mangels an Verständnis, wie das Kind Gottes in solchen Lagen, in denen die Gefühle nicht immer die besten sind, Glauben üben muss, gab er diesen Anklagen Raum, so dass sein Glaubensleben ständig auf und nieder schwankte. Auch sein Versuch, sich völlig dem Herrn zu übergeben, wurde durch solche Zweifelsanflüge gestört. Nun kam er zu mir und sagte: „Ich glaube nicht, dass ich je gerettet werden oder eine zufriedenstellende Erfahrung erlangen kann, bis mir die Brüder die Hände auflegen und die Zweifelgeister austreiben.“

Ich sagte ihm, dass wir keine Teufel austreiben könnten, wo keine auszutreiben wären. Was er brauche, wäre ein beharrlicher Widerstand gegen jeglichen Zweifel ohne Nachlassen im Glauben. Gar bald würde er dann ausfinden, dass seine Erfahrung ganz gemäß seiner Übergabe sei. Ich kannte sein gottergebenes Leben und wusste, dass er nur unter Anklagen zu leiden hatte. Doch er bestand darauf, dass Br. Warner und ich ihm die Hände auflegten und beteten. Nun erfüllten wir seine Bitte. Bruder Warner betete und widerstand den Zweifeln. Dann sagte er ihm: „Siehst du nun, dass es keine Teufel waren, die dich anklagten und quälten?“

Jetzt erkannte der Bruder, dass auch für ihn die Regel der Christen galt, glaubensvoll die Schwierigkeiten zu meistern und nicht auf Gefühle zu schauen. Und er begann, den Zweifeln zu widerstehen. Schon bald war er innerlich so weit gefestigt, dass er anderen Hilfsbedürftigen eine Stütze sein konnte.