Die Straße nach Fez

Während unserer Reise durch Nordafrika hörten wir oft von einer Straße, die nach Fez führte. Zu jener Zeit gab es in diesem Teil des Landes noch keine gut ausgebauten Straßen und wir waren begierig, die so oft erwähnte Straße einmal zu sehen.

Eines Tages brachen wir zu dritt zu einer Reise quer durch jenes Gebiet auf, ausgerüstet mit Pferden und einem Führer. Unser Wunsch war es, während unserer Reise doch einmal die Straße nach Fez zu besichtigen. Wie waren wir erstaunt, als wir auf dieser vielgenannten Hauptverkehrsstraße standen. Ein Weg, der zwischen den Bergen oft nur wenige Fuß breit war und an anderen Stellen eine Breite von über einer halben Meile erreichte, führte nach Fez, der Hauptstadt des Landes. Keine Automobile und Wagen belebten die Straße, nur Menschen und Tiere zogen diesen Weg entlang, um, wenn sie müde waren, irgendwo am Rande der Straße zu rasten. Von einer ordnungsgemäß gebauten Verkehrsstraße war keine Spur zu sehen.

In einiger Entfernung sahen wir eine große Kaktushecke, die ein kleines Dorf wie eine Mauer umgab. Darin lebte ein Mohammedaner mit seinen vier oder fünf Frauen und Kindern. Ein mohammedanischer Lehrer mit seiner Familie vervollständigte die Zahl der Bewohner. Ein Kaktuswall von fast sechs Metern Höhe trennte innerhalb der Festung die zwei Familien voneinander. Die dicken, breiten Blätter der Kakteen waren mit scharfen Dornen versehen. Ein Eindringen in die Siedlung, die auf diese Weise von der Welt völlig abgeschnitten war, war unmöglich.

Bekanntlich müssen die Mohammedanerinnen in Gegenwart fremder Männer ihr Antlitz mit einem Schleier verdecken. Doch an diesem weltverlorenen Ort verzichteten sie innerhalb der Kaktusmauer auf diese Form.

Wir hatten uns bis auf eine viertel Meile dem Dorfe genähert, als uns der Mann sah. Er kam heraus und gab uns von einem kleinen Hügel aus durch angeregte Handbewegungen zu verstehen, dass wir vorbeireiten sollten. Wir schickten unseren mohammedanischen Führer hinüber, der versuchen sollte, ihn geneigt zu machen, uns in sein Dorf einzulassen. Doch ein heftiger Protest erfolgte. Indessen waren wir, sehr zum Leidwesen dieses Einsiedlers, bei den beiden Verhandelnden angelangt. Wir sahen einen schmalen Weg, der als Eingang diente, wenige Schritte im Innern der Einfriedigung abbog und dann zu einem kleinen Hof führte. Statt eines Tores hielten ein halbes Dutzend bissiger Hunde am Eingang Wacht.

Am Eingang angelangt, stiegen wir von unseren Pferden und gaben die Zügel einigen herbeigelaufenen, halbnackten Kindern. Jedem der Kleinen drückten wir auch ein Geldstück in die Hand. Die schnelle Freundschaft, die wir mit seinen Kindern schlossen, gefiel dem Mann, und er erlaubte uns, vor dem Eingang ein Tuch auszubreiten, auf dem wir dann unser Mahl einnahmen. Unser Führer lud ihn ein, sich doch zu uns zu setzen. Als er einwilligte, bemühten wir uns ihn zu veranlassen, das Brot mit uns zu brechen, denn ihr Glaube befielt ihnen, dem ein Freund zu sein, mit dem sie das Brot brechen. Eine Weigerung ist ein Zeichen des Verzichts auf die erwünschte Freundschaft und der so Behandelte mag sich vor Verrat und Feindschaft hüten. Nach anfänglichem Zögern erfüllte er unseren Wunsch, wurde dann sehr freundlich, bereitete uns den Tee und zeigte uns seinen Garten. Zunächst hütete er sich jedoch, uns in die Nähe seiner Frauen zu führen. Bald aber kamen auch sie zu uns und ließen uns mit den Kindern spielen. Unser Verhalten zu den Kleinen machte dem Mann scheinbar viel Freude.

Sie alle wohnten in fünf kleinen Hütten von je eineinhalb Meter Länge, zweieinhalb Meter Breite und ungefähr zwei Meter Höhe. Ein Loch, groß genug, dass ein Erwachsener hindurchschlüpfen konnte, diente als Eingang. In keiner der Hütten sahen wir ein Möbelstück oder ein Kochgerät. Alle schliefen auf dem Boden ohne Unterbett oder Decke. Auf diese Weise leben Millionen Menschen in den verschiedenen Teilen der Welt und es fällt uns modernen Menschen schwer, das zu glauben.