Der Herr heilt einen Knaben von Knochentuberkulose

Es war im Jahre 1895. Ich hatte gerade eine Reise durch die Weststaaten beendet, als ich nach Grand Rapids, einer Stadt in Michigan, gerufen wurde, um an einer Verhandlung des dortigen Gerichtshofes als Zeuge teilzunehmen. Ein Knabe im Alter von 12 Jahren namens Johnny Beck lag schwerkrank an Knochentuberkulose danieder. Bereits viermal hatte man ihn im Krankenhaus behandelt, indem die Ärzte Knochenstücke seiner Glieder entfernten und dann sogar 10 cm aus seinem Schenkelknochen herausnahmen. Da das Kind nach Ansicht der Ärzte jedoch nicht mehr gesund werden konnte und die Eltern wünschten, ihr Kind möchte zu Hause sterben, schickten die Ärzte den schwerkranken Knaben zurück in das Haus der Eltern.

Ich kam in diese Stadt am Dienstag und bereits am Sonntag lag der Junge im Sterben. Die Eltern ließen Br. Achor, der ein Prediger war, kommen, um für ihr Kind zu beten. Später teilte mir der Bruder mit, dass das Kind dermaßen von Schmerzen geplagt war und die Familie vor Trauer und Schmerz in ein solches Wehklagen ausbrach, dass er nicht das Gebet des Glaubens um die Heilung des Kindes beten konnte, sondern sich entschloss, den Herrn zu bitten, dem Kranken die Schmerzen zu nehmen, damit er ruhig sterben könnte.

Der Herr erhörte auch dieses Gebet. Die Schmerzen ließen nach und die Familie wurde nun ruhiger. Jetzt erzählte Bruder Achor dem Knaben von einigen wunderbaren Heilungen, die der Herr während seiner letzten Reise als Antwort auf sein Gebet hatte geschehen lassen. Als der Junge von ihm erfuhr, dass ich am nächsten Dienstag käme, lauschte er recht aufmerksam und schien Mut zu fassen. Er sagte: „Wenn Bruder Byrum kommt, dann werde ich auch wieder gehen können!“

Als ich an jenem Dienstagmorgen in der Stadt ankam, erwarteten mich schon einige Brüder am Zug. Sie erzählten mir von dem kranken Jungen und begleiteten mich zu ihm. Ich hatte nur zwanzig Minuten Zeit, da ich rechtzeitig zur Verhandlung erscheinen musste. Als wir uns dann im Gebet vereinigten, erwartete ich mit großer Zuversicht die Heilung des Kranken und war überzeugt, dass er bald imstande sein würde zu gehen.

Schon tagelang lag er, geschwollen vom Kopf bis zu den Füßen, in dieser kritischen Verfassung. Seine Augen waren so fest geschlossen, dass er nicht imstande war, sie zu öffnen. Steif und außerstande, auch nur einen Teil seines Körpers zu bewegen, lag das kranke Kind auf seinem Schmerzenslager. Auch nach unseren Gebeten lag er noch in der gleichen Verfassung wie zuvor. Nun wandte ich mich an die Eltern und fragte sie, was im Wege stände und den Herrn abhalte, seine Heilkraft zu senden. Sie sagten, dass sie von keinem Hindernis wüssten, das der Heilung im Wege stehen würde. Darauf entgegnete ich ihnen, dass ich das Gebet des Glaubens dargebracht hätte und eine hindernde Ursache vorhanden sein müsse. Ich bat sie nun, mit mir niederzuknien, während ich noch einmal ein kurzes Gebet zum Throne Gottes senden wolle. Ich bat den Herrn, ihnen doch zu zeigen, was das Hindernis sei, das ihn abhielt, das Kind gesund zu machen. Dann fragte ich sie, was der Herr ihnen gezeigt hätte, und erhielt zur Antwort: „Nichts“. „Zweimal habe ich das Gebet des Glaubens gebetet“, war meine Erwiderung, „und ganz sicher hat der Herr euch etwas gezeigt, während wir beteten.“

Nun sagte der Vater, dass er sehr lebhaft daran erinnert worden sei, dass er sich noch nicht habe taufen lassen, und die Mutter bekannte, dass sie während des Gebetes die gleiche Eingebung gehabt hätte. Ich konnte mir nicht denken, dass dieses das einzige Hindernis war, fragte sie jedoch, ob sie Licht über die Taufe hätten und willens seien, sich taufen zu lassen. Darauf erhielt ich zur Antwort: „Im nächsten Frühjahr, wenn das Wasser warm wird, wollen wir uns taufen lassen.“

Nun fragte ich, ob der Herr nicht noch anderes zu ihnen geredet hätte, worauf der Vater sagte: „Sehr lebhaft wurde ich während des Gebetes daran erinnert, dass unsere Namen noch im Mitgliedsbuch der Kirchengemeinschaft stehen, zu der wir früher gehörten.“ Auch die Frau bekannte, die gleiche Eingebung während des Gebetes erhalten zu haben.

Ehe die Eltern die Wahrheit erkannt hatten, waren sie Vertreter eines Glaubensbekenntnisses gewesen, das die göttliche Heilung und ein heiliges Leben verneint. Dort lehrte man auch, dass der Mensch in dem Augenblick gerettet sei, wo er den Todesfluss überschritten habe. Die beiden sagten mir dann weiter, dass sie durch Gottes Gnade von ihren Sünden errettet seien und dass der Herr ihnen Licht über die Einheit des Volkes Gottes gegeben hätte. Am 15. Januar, beim Zusammentritt der Synode ihrer Kirche, wollten sie ihren Austritt erklären.

Nun zeigte ich auf den Jungen und sagte: „Darum mag der Herr die Heilung dieses Kindes wohl auch bis zum 15. Januar, wenn die Synode zusammentritt, oder bis zum nächsten Frühjahr, wenn das Wasser wärmer wird, hinausziehen.“

„Was gedenkt ihr zu tun?“, fragte ich weiter.

Sie entgegneten: „Unsere Absicht ist, bei der ersten Gelegenheit, die sich uns bietet, in diesen zwei Stücken den Willen des Herrn zu tun.“

„Wenn ihr euch entscheidet, eurer Pflicht gegen Gott nachzukommen, sobald sich die erste Gelegenheit bietet, dann wird Gott auch die erste Gelegenheit wahrnehmen, das Kind zu heilen.“ Bei diesen Worten setzte sich der Knabe aufrecht im Bett und öffnete seine Augen. Für mich war es jetzt jedoch höchste Zeit, das Haus zu verlassen, um der Aufforderung gemäß vor dem Gericht zu erscheinen.

Am nächsten Morgen war ich wieder bei dem Kranken. Bald nach dem Gebet stand der Junge von seinem Bett auf und humpelte auf einem Bein von einem Zimmer zum andern. Zwei Wochen später war er bereits mit anderen Jungen auf der Schlittenbahn und nach einem Monat vollständig gesund. Sein vorher so krankes Bein war so gesund wie das andere. Es hatte auch die gleiche Länge wie das gesunde Bein und, veranlaßt durch die Kraft unseres Gottes, neue Knochen waren dort, wo die Ärzte die kranken beseitigt hatten.

Mehrere Jahre später, am Schluss einer Gebetsversammlung, der ich mit meiner Frau in Everett, Wash., beigewohnt hatte, kamen ein Mann und seine Frau zu uns und gaben sich als die Eltern des kleinen Johnny Beck zu erkennen. Sie sprachen von seiner Krankheit und seiner Heilung im Jahre 1895. Von ihnen erfuhr ich noch manche Einzelheiten betreffs der Heilung und dem weiteren Leben des Kindes. Noch neun Jahre nach diesem Erlebnis hatte der Knabe gelebt, und in all dieser Zeit war das kranke Bein so gesund wie das andere gewesen. Dann erkrankte er an Typhus und starb. Wir freuten uns zu hören, dass das Kind im Glauben an seinen Herrn verschied, und wurden durch das Zeugnis der Eltern sehr ermutigt.