Die wunderbaren Führungen Gottes auf einer Missionsreise

Honolulu ist eine Stadt auf den Hawaiischen Inseln, die im Pazifischen Ozean liegen und ungefähr 2.400 Meilen von San Francisco entfernt sind. Im Jahre 1893 erhielt ich durch einen sonderbaren Traum die Anregung, dort als Missionar hinzugehen. Obwohl der Traum einen großen Eindruck auf mich gemacht hatte, konnte ich damals seine Bedeutung noch nicht begreifen. Im Verlauf der Jahre hatte ich schon viele Träume gehabt, ohne einen gewissen Eindruck davon zu bekommen oder ihre Bedeutung zu erkennen, während andere besonders tiefe Eindrücke auf mich machten. Durch sie machte der Herr mir manches klar, was ich auf andere Weise nicht hätte verstehen können. Aber wenn ich solch einen Traum gehabt hatte, durch den der Herr mir irgend etwas zeigen oder offenbaren wollte, konnte ich gewöhnlich die göttliche Inspiration sogleich erfassen.

Gott hat seinen Kindern schon viele Dinge durch Träume kundgetan. Jakob sah in seinem Traum die Leiter, die vom Himmel bis auf die Erde reichte, auf der die Engel herunter- und hinaufstiegen. Joseph wurde durch einen Traum gewarnt und beauftragt, das Jesuskind nach Ägypten zu bringen. Anderen Männern Gottes wurden durch Inspiration des Heiligen Geistes Träume übermittelt, durch welche sie die Belehrungen oder auch Warnungen erhielten, je nachdem es ihre Lage erforderte.

Mir träumte damals, ich hätte eine Reise an die Küste des Pazifischen Ozeans unternommen. In Los Angeles angekommen, begegnete mir sogleich Schw. Robbins, die ich von früher her kannte. Nachdem ich mich einige Tage bei den dortigen Geschwistern aufgehalten hatte, traf ich Vorbereitungen, mich auf das Missionsfeld zu begeben.

Der Tag der Abreise kam heran und ich begab mich zum Hafen, ohne zu wissen, welches Schiff ich benutzen sollte. Im Hafen lagen Schiffe aus fast allen Ländern. Als ich mir die lange Reihe der Schiffe beschaute, fiel mir der Name eines Schiffes auf, der in silbernen Lettern hoch oben am Masten angebracht war. Ich sagte zu mir: „Das ist das Schiff.“ Dann las ich am Masten eines anderen Schiffes den in goldenen Buchstaben gefassten Namen „Honululu“. Sofort hatte ich die Gewissheit, dass dies mein Schiff war. Dann erwachte ich, ohne Klarheit über die Bedeutung dieses Traumes zu haben.

Zwei Jahre später wurde ich von Gott angeregt, eine Evangelisationsreise an die Küste des Pazifischen Ozeans und durch die Weststaaten zu unternehmen, um dort an einigen Lagerversammlungen teilzunehmen. Während der Vorbereitung kam es mir in den Sinn, dass ich vielleicht auch Honululu in diese Reise miteinschließen könnte. Ehe ich abreiste, äußerte ich noch meine Gefühle und Gedanken den Brüdern. Noch nie hatte ich praktische Missionsarbeit geleistet, und da ich im Reden nicht sehr gewandt bin und auch die Sprache des Landes nicht kannte, fühlte ich so recht mein Unvermögen. Dann aber kam mir jener Morgen in den Sinn, als ich beim Ackern auf dem Feld war. Ich dachte daran, wie ich mich dort dem Herrn geweiht hatte, wobei ich das Versprechen ablegte zu arbeiten und zu predigen, wo er mich auch hinschickte, und sei es nach Afrika. Es stand nun bei mir fest, dass auch die Reise nach Honululu mit eingeschlossen war. Es schien, als wollte der Herr wie bei Abraham meinen Zustand so recht auf die Probe stellen. Br. Daugherty war mein Begleiter auf jener Reise. Meine Familie fuhr schon voraus nach Kalifornien, wo wir sie dann später treffen sollten. Nach unserer Ankunft zur Lagerversammlung im östlichen Washington entschloss sich Br. Daugherty, mich nach Honululu zu begleiten, wenn es der Wille des Herrn wäre. Wir wussten nun nicht, wie hoch die Unkosten waren, die solch eine Reise erforderte. Unsere Barschaft betrug nur wenige Dollar, was uns jedoch nicht im Geringsten beunruhigte, wussten wir doch aus vergangenen Erfahrungen, dass der Herr uns versorgen würde. Wir arbeiteten ja nicht für ein Gehalt, erhoben auch keine Kollekten, um unsere Reisen zu finanzieren, sondern verließen uns grundsätzlich auf freie Spenden.

Bei einem Gang durch das Zeltlager fand ich eines Tages ein Stück Papier und stellte beim Lesen fest, dass es ein Plan mit allerlei guten Ratschlägen für Fahrten nach Honululu war. Auch die Adresse des Hauptunternehmers einer Dampfergesellschaft in San Francisco fand ich darauf. Der Preis einer Rundfahrt mit Portland, Oregon, als Ausgangspunkt betrug 150 Dollar. Das war wahrlich eine hohe Summe und wir hatten fast nichts in der Tasche. Ich äußerte dann zu Bruder Daugherty, dass ich auf Grund meines Traumes von Los Angeles aufbrechen müsste, und dass das Reisegeld nur 25 Dollar betragen dürfe. Der Bruder lachte und sagte: „Los Angeles ist von Portland etwa 1000 Meilen entfernt und von dort kannst du deine Reise nicht antreten“.

Um der Führung Gottes in dieser Angelegenheit gewiss zu sein, vereinigten wir uns zu einer kleinen Gebetsversammlung. Ein Bruder flehte dabei zum Herrn und sagte, dass, wenn es sein Wille wäre, er doch den Wunsch, auf jene Insel zu reisen, in unseren Herzen noch vergrößern möchte, andernfalls jedoch möchte er das Verlangen zu dieser Reise hinwegnehmen. Und was geschah? Mehr und mehr legte es der Herr auf unser Herz, nach Honululu zu gehen und dort das Evangelium zu predigen.

Aber noch manches Hindernis musste beseitigt werden. Als ich meiner Frau über meine beabsichtigte Missionsreise schrieb, erhielt ich zur Antwort: „Wenn ich einmal gestorben bin, dann magst du nach Honolulu gehen.“ Wiederum brachten wir unser Vorhaben vor Gott und baten ihn, meine Frau willig zu machen, wenn meine Reise dorthin seinem Wunsch gemäß wäre. Als wir dann wenige Wochen später in Kalifornien mit ihr zusammenkamen, war sie mit meinem Vorhaben vollkommen einverstanden und war zufrieden in der Gewissheit, dass das Unternehmen nach dem Willen Gottes sei.

Auf unserer Reise durch das südliche Kalifornien lasen wir in einer Zeitung, dass unter den Eingeborenen von Honolulu Cholera ausgebrochen wäre. Br. Daugherty fragte mich, was ich nun zu tun gedächte. „Wenn wir nur erst drüben sind“, sagte ich, „dann wird der Herr schon weiterhelfen.“ Dann erfuhren wir aber von der Schließung der Häfen. Trotzdem nun unser Plan vorläufig vereitelt war, hielten wir weiter daran fest.

Der Zeitpunkt des Beginns der Lagerversammlung in Los Angeles, von wo wir ja unsere Reise nach jener Insel antreten wollten, rückte immer näher. Noch nie war ich in Kalifornien gewesen, aber als ich in Los Angeles ankam und auf dem Bahnhof stand, fand ich die Umgebung so, wie ich sie vor zwei Jahren im Traum gesehen hatte. Unter den ersten, die wir dort begrüßen konnten, befand sich auch Schw. Robbins. Ich traf sie am Eingang des Zeltes, wo die Lagerversammlung stattfinden sollte. Auch dies Ereignis war ein Stück der Erfüllung meines Traumes.

Wir setzten die Vorbereitungen für unsere Ausreise weiter fort, die wir sogleich nach der Öffnung der Häfen anzutreten gedachten, obwohl noch manches mit der Hilfe Gottes aus dem Wege geräumt werden musste, ehe wir fahren konnten. Wir hatten unter anderem Br. J. W. Byers schriftlich gebeten, dass er uns doch während der Lagerversammlung vertreten möchte, worauf er antwortete, dass er sich 400 Meilen von Los Angeles entfernt befände und es ihm unmöglich sei zu kommen. Wir sollten Sonntags zur Mittagszeit aufbrechen. Am Samstagmorgen vereinigten wir uns zum Gebet und baten den Herrn um die Erfüllung von drei Wünschen, wenn unser Vorhaben seinem Willen entspräche. Erstens möchte er die Öffnung der Häfen veranlassen, weiter sagten wir ihm, dass wir noch 40 Dollar brauchten, und am Schluss baten wir ihn, uns doch Bruder Byers zu schicken.

Als ich danach zum Postbüro ging, lag dort für mich ein Brief mit einer Geldanweisung über 40 Dollar. Diese Summe hatte mir jemand eine Zeitlang geschuldet. Jetzt kamen sie gerade zur rechten Zeit. Wir gingen nun zum Fahrkartenbüro. Auf unserem Weg durch die Straßen bemerkten wir etwas, das mich sehr lebhaft an den Hafen mit den vielen Schiffsmasten erinnerte, den ich damals im Traum gesehen hatte. Nun war es kein Hafen, der unsere Aufmerksamkeit erregte, sondern eine große Tafel, auf der in großen, silbernen Lettern die Schiffslinien verzeichnet waren. Den Namen „Honolulu“ fanden wir jedoch nicht. Dann aber fiel mein Blick auf die sich daneben befindliche Tür, und in großen goldenen Buchstaben las ich die Worte „Honolulu“. Wir traten ein und erhielten nach unserer Anfrage die Antwort, dass die Häfen in Honolulu geöffnet seien. Auch Bruder Byers traf noch am Nachmittag im Lager ein. Es schien, als wäre nun jedes Hindernis beseitigt und dass der Herr alle unsere Gebete beantwortet hätte.

In der folgenden Nacht hatte ich einen weiteren Traum. Mir träumte, wir fuhren nach Honolulu. Bei unserer Ankunft gingen wir sofort in einen gewissen Stadtteil, um die Arbeit zu beginnen, waren wir doch sehr begierig, etwas für den Herrn zu tun. Als ich mich dann einem Hauseingang näherte, gewahrte ich einen Mann. Er sagte zu mir: „Sie können das Haus nicht betreten“, worauf ich ihm erwiderte, dass ich gekommen wäre, um für den Herrn zu arbeiten und in diesem Haus beginnen möchte. Da­rauf sagte er: „Sie können hier nicht hinein, denn in diesem Haus liegt ein kranker Mann.“

„Ein kranker Mann?“, sagte ich, „Gott wird ihn heilen!“, wo­rauf mir dann der Hüter entgegnete: „Dieser Mann hat die Cholera.“ „Preis dem Herrn!“, rief ich, „Er wird jenen Mann von der Cholera so schnell befreien, wie von irgend etwas anderem.“

Der Mann, den ich bereits als einen Beamten erkannt hatte, wurde durch meinen augenscheinlichen Widerstand ziemlich entrüstet und sagte: „Ich sage Ihnen noch einmal, Sie können dieses Haus nicht betreten. Aber wenn Sie schon für Gott hier arbeiten wollen, dann begeben Sie sich bitte auf die andere Seite jener Scheidewand, dort mögen Sie wirken.“

Ich schaute dann in die angezeigte Richtung und bemerkte, dass die ganze Stadt durch die Scheidewand in zwei Hälften geteilt war. Hinter dieser Wand befanden sich lauter separate Wohnräume, in denen jeweils nur eine Person wohnte. Ich begann nun, einen nach dem andern aufzusuchen, um ihnen die Evangeliumsbotschaft zu überbringen. In einem anderen Teil der Stadt war wieder eine Scheidewand errichtet. Hier hatte ich wohl Zutritt, konnte aber weder eine öffentliche Versammlung halten, noch Literatur verteilen.

Dann erwachte ich und bat sogleich den Herrn, mir die Bedeutung dieses Traumes zu offenbaren und mir auch eine Zusicherung zu geben, dass er mir alles klarmachen wolle, was ich bis jetzt nicht begreifen konnte. Am nächsten Morgen, der als endgültiger Abreisetag angesehen war, begaben wir uns zum Fahrkartenbüro. Der Beamte überraschte uns mit folgenden Worten: „Die Häfen in Honolulu sind geöffnet, aber ich würde Ihnen raten, nicht hinzufahren. Wohl hätte ich einen Vorteil, wenn ich Ihnen Fahrkarten verkaufe, aber ich weiß bestimmt, dass Sie dort ihre Absicht nicht verwirklichen können. Ein Teil der Stadt ist polizeilich abgesperrt und eine lange Postenkette verwehrt jedem den Zutritt. In einem anderen Teil der Stadt könnten Sie wohl ganz im Kleinen ihre Arbeit verrichten, und in einem noch anderen Stadtteil könnten Sie sich wohl frei bewegen, aber es wird Ihnen nicht erlaubt werden, öffentliche Versammlungen zu halten oder Ihre Schriften zu verteilen.“

Augenblicklich dachte ich an meinen letzten Traum, dessen Auslegung mir jetzt zuteil wurde. Die Postenkette war die lange Scheidewand, die ich im Traum gesehen hatte. Es bedurfte keiner weiteren Erklärung, mich zu überzeugen, dass es nicht nach dem Willen des Herrn war, diese Stadt jetzt zu besuchen. Alle Vorbereitungen wurden nun eingestellt und ich änderte meinen Plan.

Eine Woche später fuhr ich dann nach dem 18 Meilen entfernt liegenden San Pedro. Von hier schiffte ich mich nach Cayucos ein, das ich nach einer zweitägigen Fahrt erreichte. Ein Bruder holte mich vom Bahnhof jener kleinen Stadt ab, die am Rande des Meeres liegt, um mich nach seinem 14 Meilen entfernt gelegenen Heim zu bringen. Am nächsten Tag legten wir weitere 22 Meilen zurück, fuhren dabei meist durch sehr gebirgige Gegenden und erreichten dann ein großes Versammlungshaus, wo uns einige Brüder bereits sehnlichst erwarteten. Sie sagten, dass sie über meine Ankunft gar nicht überrascht wären.

Vor einiger Zeit hatten sie an mich die dringende Bitte gerichtet, sie doch einmal zu besuchen. Als Antwort darauf sandte ich ihnen einen Brief, in dem ich von meiner Absicht, nach Honolulu zu fahren, schrieb und ihnen mitteilte, dass ich wohl nicht genügend Zeit finden würde, sie aufzusuchen. Nach dem Empfang dieses Briefes hätten sie dann, so erzählten sie nun, eine besondere Gebetsversammlung angesetzt. Und nach Fasten und Beten sei ihnen die Antwort von Gott geworden, dass ich zu ihnen käme. Es war bereits Abend, als ich in San Pedro ankam, und noch an diesem Abend wurde allen Freunden und Geschwistern mitgeteilt, dass am nächsten Samstagnachmittag ein besonderer Gottesdienst über das Thema „Göttliche Heilung“ gehalten würde.

Die Kranken wurden eingeladen zu kommen und die Geschwister der Gemeinde ermuntert, doch auch ihre kranken Freunde mitzubringen, damit sie das Wort Gottes hören und Glauben für ihre Heilung empfangen könnten. Zur angekündigten Stunde war der Versammlungssaal gedrängt voll. „Erlösung und göttliche Heilung“ war das Thema des Nachmittags. Nach der Predigt erging eine Einladung an alle, die Hilfe für ihre Seele oder ihren Körper brauchten. Alle Plätze, die dafür bereitgehalten wurden, waren bald von hilfesuchenden Menschen gefüllt, und die ganze Versammlung kniete nieder zum Gebet.

„O Herr, was soll ich tun? Wie soll ich all diese Menschen in der rechten Weise belehren?“, betete ich. Es schien, als suchte nahezu die gesamte Versammlung Hilfe von Gott. Mit allem Ernst flehte ich weiter, der Herr möge sie durch seinen Geist belehren. Dann gab ich ihnen einige Ratschläge, wie sie den lebendigen Glauben an Jesus Christus empfangen könnten. Viele empfingen die gewünschte Hilfe, ehe ich zu ihnen kam, und kaum einer brauchte eine Belehrung, die länger als eine Minute dauerte. Nachdem Gott den Heilsuchenden den Wunsch ihres Herzens gewährt hatte, blieben noch 14 zurück, die besondere Gebete für die Heilung des Körpers wünschten. Die erste, auf die ich die Hände legte, sprang auf die Füße, lobte Gott für seine Heilskraft, ehe ich mein kurzes Gebet beendet hatte. In ähnlicher Weise empfing einer nach dem anderen Heilung durch die Hand des Herrn.

Dann kamen wir zu einem kleinen Mädchen von ungefähr 12 Jahren. Die Mutter erzählte mir, dass das Kind beinahe taub sei und nur laut ins Ohr gesprochene Worte hören könnte. Nachdem ich gebetet hatte, handelte ich gemäß eines bestimmten Eindrucks, wie es der Herr mir augenblicklich eingab. Ich umschritt das Rednerpult und blieb in einiger Entfernung stehen. Ohne meine Stimme zu verstärken, rief ich sie jetzt beim Namen und bat sie, die Worte zu sagen: „Preis dem Herrn“. Sie tat, wie ihr gesagt wurde. Ich entfernte mich dann noch einige Schritte und bat sie mit leiser Stimme, die Worte zu wiederholen, die ich sagen würde. Nachdem die Kleine getan hatte, wie ihr geheißen wurde, war der Beweis erbracht, dass sie bereits geheilt war, – zum Erstaunen aller Anwesenden und zur Ehre Gottes.

Der nächste Tag war ein Sonntag und zur Versammlungszeit hatte sich eine große Menschenmenge im Saal eingefunden. Nach der Predigt stand ein Mann auf und bat, etwas sagen zu dürfen. Er sagte zunächst, dass er unerlöst sei, aber doch an Gott glaube, und es sei ihm wirklich ernst um die Würdigung seines Namens. Nach der gestrigen Heilung des kleinen Mädchens habe er ein Murmeln unter der Menge gehört, woraus hervorging, dass hier und da Zweifel über das Werk Gottes an dieser Kleinen aufgestiegen seien oder dass ihr überhaupt nichts gefehlt hätte. Dann wandte er sich an die Zuhörerschaft und sagte: „Sowohl ich als auch jeder von euch weiß, was sich gestern hier zutrug. Das Kind wurde in unsere Mitte gebracht und jeder konnte bemerken, dass es beinahe vollkommen taub war. Durch die Beantwortung der Fragen des Predigers bezeugte die Kleine, dass sich die Kraft Gottes an ihr offenbart hatte.“ Dann sagte der Mann weiter, er wäre noch kein Kind Gottes, wüsste aber wohl, dass er ein anderes Leben führen müsse, und ermahnte alle Anwesenden, an Gott zu glauben. Diese seine Worte hinterließen einen großen Eindruck, weil er ein sehr geachteter und bekannter Mann in der Stadt war.

Von hier begab ich mich nach San Francisco. In der Stadt angekommen, entschloss ich mich, zum Hafen zu gehen, um mir die Schiffe anzuschauen, die von hier aus in fremde Länder segelten. Ich dachte darüber nach, wie der Herr mich in den vorigen Wochen doch so eigenartig geführt hatte. Aus Mangel an einem besseren Verständnis war ich nicht gerade befriedigt darüber, wie sich alles entwickelt hatte. Als ich so im stillen Gebet an den Hafenanlagen entlang wanderte, fragte ich den Herrn, warum er mir scheinbar alle Wege geebnet hätte, damit ich meinen Auftrag, nach Honolulu zu fahren, ausführen könnte. Und nachdem er so manches Hindernis als Antwort auf mein Gebet beseitigt hätte, nachdem er auf geradezu wunderbare Weise den Weg dorthin geöffnete hätte, wäre doch alles so ganz anders gekommen. Und erst am Vorabend meiner Abreise hätte er mich beauftragt, genau das Gegenteil von dem zu tun, was ich nach wochenlangen Vorbereitungen hatte tun wollen. Der Gedanke ging mir durch den Kopf: „Sollte nicht hier und da der Feind sein Spiel gehabt haben? Und wenn dem so sei, wie kann ich wissen, was Gottes Führung war und was nicht?“

Alles dieses machte den Wunsch in mir lebendig, der Herr möge mir über das Vergangene zu meinem und zum Wohle anderer volle Klarheit schenken. So lebhaft, als würden sie tatsächlich gesprochen, hörte ich in meiner Seele die Worte: „Ich, der Herr, befahl Abraham, Isaak zu opfern. Ich, der Herr, befahl ihm dann, dies nicht zu tun. Und Abrahams Aufgabe war es, nur zu gehorchen.“ Sogleich begriff ich, dass Abraham der Führung Gottes folgte, als er auf den Berg ging, um Isaak zu opfern, und dass er gleicherweise dem Auftrage Gottes folgte, als er sein Vorhaben aufgab. Wenn Abraham so vom Geist Gottes geführt wurde und Dinge von so großer Wichtigkeit nach dem Wunsch Gottes eine solche Änderung erfuhren, dann war es in meinem Fall gar nichts Besonderes, wenn der Herr mich zunächst diesen Weg führte, um mir dann ganz entgegengesetzte Anweisungen zu geben. Ich wurde nun ruhig und wusste, dass ich ganz gemäß den Führungen meines Gottes gehandelt hatte. Dies sowie das Zeugnis des Heiligen Geistes befriedigten mich so, dass ich nie mehr hinter die Führungen meines Gottes ein Fragezeichen stellte. Nun wusste ich, dass all die Wege, die der Herr mit mir hat, einen weisen Zweck verfolgen. Jene Erfahrung ist mir oft eine Quelle der Hilfe gewesen.