Ein wichtiger Posten

Vor einigen Jahren kam in die Vereinigten Staaten ein junger Kanadier und hatte dem Wunsch, in unserem Verlagswerk, das sich damals in Michigan befand, tätig zu sein. Er hatte vernommen, dass all die Brüder und Schwestern in unserem Werk ihre Dienste frei und ohne irgendwelche Ansprüche für die Sache Gottes taten. Gern wollte er auch einer von solchen sein und seine Fähigkeiten und Talente der Sache Gottes widmen. Der junge Mann hatte nur eine geringe Bildung genossen, so dass es für uns unmöglich war, ihm eine entsprechende Arbeit am Schreibtisch oder im Maschinensaal anzuweisen. Bereits bei seiner Bewerbung hatte er geäußert, jede Arbeit machen zu wollen. Er wurde dann in den Wald geschickt, um Holz zu zerkleinern. Mit großem Eifer machte er sich an die Arbeit.

Nach einigen Stunden stellte er seine Tätigkeit ein, um einige Minuten zu rasten. Währenddessen dachte er über seinen Auftrag und dessen Ausführung nach. Der Feind flüsterte ihm ein: „Du bist doch gar nicht im Werk des Herrn tätig. Diese Leute haben dich hierher nur geschickt, um dich loszuwerden. Du sollst hier die schwerste Arbeit verrichten, während sie im Büro sitzen und die angenehmste Arbeit tun. Das Beste für dich ist, nach Kanada zurückzukehren.“ Je mehr er die Dinge von dieser Seite betrachtete, umso mehr häuften sich die entmutigenden Gefühle. Ich sah ihn dann auf einem Holzblock sitzen, scheinbar im größten Kummer. Ich ging zu ihm und fragte, was ihm fehle.

„Ich kam hierher, um für den Herrn zu arbeiten, um zu helfen, damit christliche Schriften und Traktate zur Rettung verlorener Seelen verbreitet werden. Und nun senden sie mich hier in den Wald, um Holz zu zerkleinern.“

„Dient denn deine Tätigkeit nicht zur Verbreitung des Evangeliums?“, fragte ich.

„Ich kann nicht sehen, dass meine Zeit, die ich hier mit Holzzerkleinern verbringe, dem Herrn gewidmet ist“, entgegnete er.

„Ich sagte dir aber, dass du einen der wichtigsten Posten im ganzen Verlagswerk zu versehen hast.“

„Ich verstehe nicht, warum das Zerkleinern von Holz ein wichtiger Posten sein soll“, sagte er.

„Du weißt doch, dass die Druckpresse mit Dampfkraft angetrieben wird. Der Holzvorrat, der den Brennstoff zur Dampfentwicklung liefert, damit die Presse ihre Arbeit tut, ist nahezu erschöpft. Und wenn dieser Holzvorrat ganz aufgebraucht ist und kein neuer herbeigeschafft wird, kann die Presse nicht weiter drucken. Der Schriftleiter mag seine Artikel druckfertig vorliegen haben, die Schriftsetzer und der Maschinenwärter mögen alle auf ihren Posten sein, aber aus Mangel an Holz wird sich kein Rad drehen. Der Leser wird bald seine „Posaune“ vermissen und auf diese Weise werden alle Anstrengungen unseres Werkes, das Evangelium zu verbreiten, verhindert. Die Weiterführung unseres Verlagswerkes und die Ausbreitung des Evangeliums hängt jetzt also nur von dir ab – ob du gewillt bist, Holz zu zerkleinern oder nicht.“

„Daran dachte ich nicht“, entgegnete er und erhob sich. Nun schwang er seine Axt mit aller Kraft, angespornt durch die Gewissheit, dass er einen wichtigen Platz im Werk des Herrn ausfüllte, und dass er die Schriftstelle treu erfüllen könne: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen“ (Kol. 3:23).

Einen ähnlichen Fall erlebten wir vor Jahren mit einem Mann im Alter von 55 Jahren, der eifrig nach einer Gelegenheit suchte, im Werke des Herrn zu arbeiten, was immer es auch sei. Er kam zu uns und war glücklich, Gelegenheit zu bekommen, verschiedenste, für ihn geeignete Arbeiten zu verrichten. Seine Findigkeit und Geschicklichkeit im Gebrauch der Werkzeuge sowie seine Willigkeit machten ihn beinahe unentbehrlich. Nach Monaten der freudigsten Tätigkeit wurde er von Versuchungen und Entmutigungen geplagt und der Feind nahm diese Gelegenheit zu seinem Vorteil wahr. Er flüsterte diesem Mann Gedanken ein, dass es für ihn doch besser sei, dieses Haus zu verlassen, um dort hinzugehen, wo er für seine Arbeit auch Geld erhielt. „Wie ein ganz gewöhnlicher Arbeiter musst du dich hier abschuften und quälen“, sagte ihm der Teufel.

Die entmutigenden Gefühle wurden immer stärker und er hatte bereits den Entschluss gefasst, seine Tätigkeit bei uns aufzugeben, als ihm eine sanfte Stimme im Innern die Frage stellte: „Welche Arbeit hast du denn früher verrichtet?“ Blitzartig begriff jener Mann, wo ihn der Teufel bereits hingebracht hatte, und sagte zu sich: „Immer bin ich ein ganz gewöhnlicher Arbeiter gewesen und verrichtete alle Arten von Arbeiten, ehe der Herr sich meiner erbarmte und mich rettete. Und nun, da ich ein gewöhnlicher Arbeiter für meinen Gott bin, will ich auch jede Arbeit verrichten, die er mir zu tun gibt.“ Der Sieg war gewonnen und alle entmutigenden Gefühle waren dahin.