Vom Tode auferweckt

Die große Tat Gottes, von der ich im Folgenden berichten will, ereignete sich vor Jahren. Zur Bekräftigung folgen einige Zeugnisse von Personen, die zugegen waren.

Zeugnis von Nancy Taylor

Im Januar 1899 besuchte ich eines Tages meine Nichte Fanny Martin in Moundsville. Ihre Wohnung war in der Nähe des Verlagswerkes der „Evangeliums Posaune“. Während meines dortigen Aufenthalts erkrankte ich sehr schwer an Typhus. Viele Gebete stiegen meinetwegen zum Herrn empor.

Dann kam der Abend, an dem ich das Ende meines Lebens herannahen fühlte. Ich bat meine Nichte und Schwester Josie Hulbert, die im Zimmer waren, mir noch ein Lied zu singen. Dann hörte ich plötzlich himmlische Musik. Die lieblichsten Melodien, von Engelstimmen gesungen, erklangen aus der Höhe. Noch nie hörte ich Derartiges. Meine Seele war entzückt und diese Welt entschwand meinem Bewußtsein.

Nun nahmen mich zwei hellglänzende Engel und trugen mich sanft aufwärts. Bald erschien eine Schar anderer Engel. Der Weg zum Himmel war hellglänzendes, pures Gold, und aus dem Munde zahlloser Engel ertönte überaus lieblicher Gesang. Keine sterbliche Zunge kann beschreiben, was ich erlebte. O diese Pracht und Herrlichkeit des himmlischen Landes! Noch kein Ohr auf dieser Erde hörte solch ein Singen und Musizieren.

Nach einer Weile nahmen mich wiederum zwei Engel in ihre Arme und brachten mich zurück zur Erde. Dort lag mein Körper, kalt und steif. Nachdem mein Geist wieder in diesem Körper war, konnte ich meine Augen öffnen und folgende Worte sprechen: „O, muss ich wieder zurück auf diese kalte, sündige Welt?“ Ich verspürte nicht mehr den Wunsch hier zu leben, nachdem ich die Herrlichkeit jenes himmlischen Landes geschaut hatte.

Es war zu einer späten Abendstunde, als der Herr mit mächtiger Hand meinen toten Körper zum Leben erweckte und ich imstande war, mich aufrecht hinzusetzen. Auf Grund der vorgerückten Zeit denke ich, dass ich mehrere Stunden tot auf meinem Lager lag. Das Zimmer war voll Menschen. Unter den Anwesenden erkannte ich Br. Byrum, Gideon Detweiler mit seiner Frau, meine Nichte und eine Anzahl mir bekannter Personen,  auch Freunde waren zugegen.

Die Geschwister erzählten mir dann, dass während der ganzen Zeit, in der ich tot auf meinem Lager lag, ernste Gebete zum Throne Gottes gesandt worden wären, um den Herrn zu veranlassen, mir mein Leben wiederzuschenken. Meine Wiedererweckung zum Leben war also die Antwort auf diese Gebete. Nun wurde ich gesalbt und nach abermaligen Gebet war ich sofort gesund, fühlte mich jedoch noch ziemlich schwach. Erst am nächsten Morgen stand ich auf, kleidete mich an und konnte mein Kranken- und Sterbezimmer verlassen. Nun war ich vollkommen gesund.

Bald trat ich die Reise nach meinem Heim in Ohio an, das ungefähr 200 Meilen vom Ort dieses Erlebnisses entfernt ist. Ich preise Gott für das, was er an mir getan hat und für die Hoffnung in meiner Seele auf jenes himmlische Heim, das nicht nur für mich, sondern für das ganze Volk Gottes bereitet ist.

Seit diesem Erlebnis war ich Zeuge weiterer gewaltiger Offenbarungen der göttlichen Kraft, von denen ich nur eine erzählen will. Ein Mann namens Ziegler wurde in ein Krankenhaus Ohios eingeliefert, um sich einer Operation zu unterziehen. Der erste Schnitt überzeugte jedoch die Ärzte, dass dieser Mensch dem Tode geweiht war; der Krebs hatte seinen Körper vollkommen zerstört. Sie nähten den Schnitt zu und der Mann wurde wieder in sein Heim überführt.

Er hörte nun von dem Wunder, das Gott an mir getan hatte, und bat meinen Mann und mich zu sich. Wir gingen zu ihm und nach seinen Wunsch wurde er gesalbt. Gott heilte diesen Mann sofort. Dies Ereignis liegt nun schon lange Jahre zurück und heute ist er ein kräftiger, gesunder Mann. Die Ärzte, die ihn damals operieren wollten, sagten ihm später: „Wir nähten damals den Schnitt nicht besonders sorgfältig zu – nur so, damit Sie wenigstens eine anständige Leiche wären.“

Noch manche andere Offenbarung der Kraft Gottes durften wir in unserer Mitte erleben. Ihm sei der Ruhm und der Preis für alles, was er an den Seinen, vornehmlich an mir, tat.

Nancy (King) Taylor

Zeugnis von E. E. Byrum

An einem Abend im Januar des Jahres 1899, als ich gerade meine Tagesarbeit im Büro beendete und mich noch nicht lange in meinem Heim befand, wurde ich gebeten, sofort zu Schwester Nancy King zu kommen, die in unserer Stadt zu Besuch weilte, um für sie zu beten. Ich begab mich sofort zu ihr. Sie war seit einiger Zeit krank und nun war eine Verschlechterung eingetreten.

Ein sonderbares Gefühl überkam mich, als ich das Haus betrat. Ich fand keine andere Erklärung hierfür als die, dass ich in die Gegenwart des Todes geraten war. Im Treppenhaus wurde ich von Schw. Fannie Hooley (später Martin) empfangen und erhielt von ihr die Nachricht, dass die Kranke wohl im Sterben liege.

Dann trat ich an ihr Bett und sah nur zu deutlich, dass unsere Schwester in den letzten Zügen lag. Nur noch Minuten konnte es dauern, bis sie ihr Leben aushauchte. Ihre Zunge war steif, aber anscheinend versuchte sie, noch etwas zu sagen. Ich wandte mich um und sagte zu Schw. Hooley: „Sie wünscht, uns noch etwas mitzuteilen. Lasst uns den Herrn bitten, ihre Zunge zu lösen.“ Während wir noch beteten, wurde ihre Zunge gelöst und sie konnte sprechen. „Wie steht es um deine Seele, Schw. King? Bist du bereit heimzugehen?“, fragte ich.

„Mit meiner Seele ist alles wohl“, entgegnete sie, „und ich bin bereit, in die Ewigkeit zu gehen. Aber noch eins bedrückt mich: Ich konnte meine irdischen Angelegenheiten, insbesondere die Regelung über die Verteilung meines zurückgelassenen Vermögens, nicht so ordnen, wie es der Herr von mir wünscht.“

Dann wurde ihre Zunge steif wie zuvor und kein Wort kam mehr über ihre Lippen. Ich erfuhr, dass der Herr ihr schon vor einiger Zeit durch seinen Geist deutlich gezeigt hatte, wie sie über ihr Vermögen, falls sie sterben müsse, in der rechten Weise verfügen sollte. Dies hatte sie jedoch vernachlässigt.

Ich ließ meine Frau und Bruder Schell, der einige Häuser weiter wohnte, rufen. Wenige Minuten danach starb unsere Schwester und ihre Seele entschwebte in das himmlische Reich. Mittlerweile war Bruder Detweiler mit seiner Frau eingetroffen und bald war das Zimmer mit Menschen gefüllt.

Als ich so in stiller Betrachtung dastand, konnte ich nicht verstehen, warum Gott zunächst unser Gebet erhörte, indem er ihre Zunge löste und ihr damit die Möglichkeit gab, uns zu sagen, was ihr Herz bedrückte. Und warum er sie dann sterben ließ, ohne ihr eine Gelegenheit zu geben, seinem Willen gemäß ihre Angelegenheit zu regeln. Je mehr ich die Sache betrachtete, umso mehr wurde ich überzeugt, dass der Herr eine Absicht darin hatte, sie in dieser Weise sterben zu lassen, und dass es sein Wille war, sie vom Tode aufzuerwecken, um so seinen Namen zu verherrlichen. Die Schwester lag nicht in einer Ohnmacht, sondern war tot und leblos. Nach dem Ermessen der Menschen sollte sie bald dem kühlen Grab übergeben werden.

Wir verweilten weiter im Gebet. Auch andere Geschwister fühlten, dass der Herr die Tote auferwecken würde. Während ich noch auf meinen Knien lag, bat ich den Herrn um ein Zeichen. Es war nicht meine Gewohnheit, durch ein Zeichen zu erfahren, was der Herr beabsichtigte. Da jedoch dieser Fall etwas Außerordentliches war und auch für mich etwas noch nie Erlebtes bedeutete, bat ich den Herrn, einen Teil ihres Körpers zu bewegen zum Zeichen seiner Bereitwilligkeit, diese Schwester zum Leben zurückzurufen. Obwohl mein Gebet still zu Gott emporstieg und kein äußeres Wort Zeugnis davon gab, hörte er mich und antwortete auch. Ich schaute auf den leblosen Körper und heftete meinen Blick besonders auf ihre linke Hand, an der ich das Zeichen Gottes wahrnehmen wollte. Dann sah ich, wie die Hand aus ihrer bisherigen Lage glitt. Sogleich wusste ich, dass dieses die Antwort auf mein Gebet war. Gott hatte diese Hand bewegt. Als meine Augen das schauten, erfüllte mich umso mehr der Glaube, dass der Herr sie von den Toten auferwecken würde. Laut begann ich nun zu beten und alle Anwesenden stimmten in das gemeinsame Flehen zu Gott ein.

Nach einiger Zeit ernsten Gebetes legten einige von uns der Schwester die Hände auf, widerstanden im Namen Jesu der Macht des Todes und flehten dabei Gott an, sie ins Leben zurückzurufen. Wir hielten noch unsere Hände auf der Schwester Haupt, als sich Gottes Kraft und Autorität an ihr verherrlichte. Sie erhob ihre Hände, strich das Haar zurück, setzte sich aufrecht hin und sagte unter anderem: „Muss ich wieder zurückkommen in diese kalte, sündige Welt? O, warum habt ihr mich zurückgerufen? Ich würde jetzt in der Herrlichkeit sein.“ Als sie uns dann von der wunderbaren Schönheit erzählte, die sie schauen durfte, hob ein inbrünstiges Loben und Danken unter uns an.

Die Schwester war damals eine Witwe von sechzig Jahren. Ungefähr zwei Jahre später verheiratete sie sich mit Bruder Isaak Taylor, mit dem sie noch 9 Jahre ein glückliches und gesegnetes Leben führte. Sie starb im August 1910, elf Jahre nach dem berichteten Erlebnis.

Zeugnis von Fannie Martin

Im Januar 1899, ich wohnte damals in Moundsville, N. Virginia, wurde meine Tante, Frau Nancy King, die bei mir zu Besuch weilte, sehr ernst krank. Der Arzt stellte Typhus fest. Bald mussten wir das Schlimmste befürchten. Als dann der Abend kam, wo schon Todesschatten die Kranke umfingen, sandten wir in unserer Not einen Boten nach Br. E. E. Byrum und baten ihn, doch zu uns zu kommen und für die Kranke beten. Um sechs Uhr abends traf er bei uns ein. Ich sagte ihm, dass Schw. King wahrscheinlich im Sterben liege.

Bruder Byrum trat darauf an das Sterbelager und bestätigte das, was wir befürchteten. Ihre Zunge war bereits starr und kein Wort kam mehr über ihre Lippen. Bruder Byrum sagte: „Sie versucht uns etwas mitzuteilen. Wir wollen den Herrn bitten, ihre Zunge zu lösen, damit sie sprechen kann.“ Als wir uns dann im Gebet vereinigten, löste der Herr ihre Zunge und sie konnte deutlich zu uns reden. Als sie uns mitgeteilt hatte, was ihr Herz bedrückte, wurde ihre Zunge steif und starr wie zuvor, und kein Wort mehr brachte sie über die Lippen.

Bruder Byrum schrieb schnell einige Zeilen an seine Frau sowie an Bruder Schell und teilte ihnen mit, dass Schw. King todkrank sei, und forderte sie auf, sofort zu kommen. Bald danach gab die Schwester ihren Geist auf. Viele Freunde erfüllten den Raum, um sie zu sehen. Dann betrat auch Br. Byrum das Sterbezimmer, scheinbar von einer Last sehr bedrückt. Nachdem er eine Zeit im stillen Gebet zugebracht hatte, schien er ein klares Zeugnis erhalten zu haben, dass der Herr sich durch die Auferstehung der Schwester verherrlichen wolle, und laut betete er inmitten aller Anwesenden. Dann sagte er zu Br. Schell: „Wir wollen ihr die Hände auflegen und Gott bitten, den entflohenen Geist zurückzubringen.“

Als die Brüder ihre Hände auf diesen kalten, leblosen Körper legten, der Macht des Todes widerstanden und dabei Gott baten, die Tote aufzuwecken, kehrte ihr Geist zurück, während sie noch beteten. Sie setzte sich aufrecht, strich ihr Haar zurück und sagte: „O, warum habt ihr mich zurückgerufen?“ Sie verließ dann das Bett und am nächsten Morgen war sie gesund. Noch mehrere Jahre nach diesem Ereignis lebte die Schwester und erfreute sich ihrer Gesundheit.

Fannie B. Martin, Middletown, IN, 6. Juni 1927

Zeugnis von G. Detweiler und seiner Frau Akron

Als wir im Jahre 1899 in Moundsville, N.V., wohnten, wurde unsere Cousine, Frau Nancy King, sehr krank. Bald erreichte die Krankheit das kritische Stadium und als wir an jenem Abend das Krankenzimmer betraten, war sie bereits sanft entschlafen. Als sich dann die Geschwister im Gebet vereinigten, kehrte das Leben in den toten Körper zurück. Unter anderem rief sie aus: „Ist es möglich, ist es möglich, dass ich wieder zurück bin?“ Dann wurde sie mit Öl gesalbt, die Geschwister beteten für ihre völlige Heilung und der Herr heilte sie sofort.

Sie berichtete uns dann, wie ihr Geist von schönen Engeln zur ewigen Herrlichkeit getragen und dann wieder zur Erde zurückgebracht wurde. Auch erzählte sie, dass sie ihren toten Körper liegen sah und wusste, dass sie wiederum darin verweilen sollte. Die Schönheit der Engel und das, was sie sah, konnte sie mit Worten nicht beschreiben. Kurz vor ihrem Tode, sie wohnte damals in West Liberty, Ohio, besuchten wir sie. Sie sagte uns, dass seit jenen wunderbaren Erfahrungen in Moundsville nicht ein Tag vergangen sei, an dem sie nicht daran gedacht hätte. „Und, oh, ich habe solch ein Heimweh nach dem Himmel, ich möchte nach Hause gehen; mir scheint, ich kann die Zeit kaum erwarten!“

G. und A. Detweiler, OH, 1. Juli 1927