Ein Ungläubiger, der zu Gott kam

Am Schluss einer Erweckungsversammlung bat mich einst ein Prediger, ihn zu dem Haus eines Ungläubigen zu begleiten, um dort eine Gebetsversammlung abzuhalten. Als wir ankamen, fanden wir, dass noch 20 Freunde der Familie versammelt waren.

Der Bruder erzählte mir, dass er schon vor vielen Jahren die Bekanntschaft dieses Ungläubigen gemacht hatte. Als er einmal im Hause dieses Mannes weilte, hörte er, wie er seinen kleinen Sohn belehrte, die Bibel und die Menschen, die an sie glaubten, zu verachten. Darauf sagte er ihm: „Die Zeit kommt, dass es Ihnen leid tun wird, Ihr Kind so belehrt zu haben.“ Doch der Mann lachte über diese Warnung. Auch seinen Nachbarn erteilte er manche Lektion, um sie zu Feinden Gottes zu machen. Und für die Gläubigen hatte er nur Spott und Hohn übrig.

Als er nach 17 Jahren wieder einmal zu einem Menschen von seinem Unglauben redete, wurde er plötzlich durch einen Schlaganfall gelähmt. Drei Jahre lag er hilflos im Bett und hatte nun Zeit, über sein vergangenes Leben nachzudenken. Doch noch lange Zeit hielt er zäh an seinem Unglauben fest. In der Zwischenzeit hatte sich seine Frau dem Herrn ergeben und ihre Gebete waren insofern von Erfolg, dass er die Zustimmung zum Abhalten einer Gebetsversammlung in seinem Haus gab. Er wurde als der wohlhabendste Mann jener Gegend betrachtet. Neben einer der schönsten Farmen im Staate, die aus 400 Acker bestand, besaß er noch weitere Ländereien und Häuser sowie ein beträchtliches Barvermögen. Dennoch war er einer der Ärmsten, vollkommen hilflos und ohne den Frieden Gottes in seiner Seele.

Nicht ohne Furcht begann ich an jenem Abend den Gottesdienst. Ich öffnete meine Bibel und las einige Stellen, die dieser Mann vor einigen Jahren so verachtet hatte. Was sollte ich sagen, um dieses verhärtete Herz zu berühren? Die langen Jahre seines Unglaubens hatten in ihm jeden Glaubensfunken zerstört, doch nun lag er hilflos und leidend auf seinem Lager. Aber sein Geist war klar. Mit all seiner Gegnerschaft konnte er die Bibel nicht als unwahr darstellen und auch den Frieden für seine Seele konnte er mit seiner Weisheit nicht erreichen. Das stille, ernste Gebet aller Anwesenden war, dass der Geist Gottes einen Lichtstrahl in die Seele dieses Mannes werfen möchte, damit er aus Sünde und Verderben gerettet würde.

Als er nach dem Lesen einiger Schriftstellen und nach einer kurzen Botschaft etwas berührt zu sein schien, wandte ich mich an den still Lauschenden und sagte: „Schon viele Jahre hindurch sagten Sie Gott, was Sie von ihm, seinem Wort und seinem Volk dachten. Sie redeten oft frei und mit großem Ernst, doch nun hat Sie der Herr in eine Lage gebracht, in der er zu Ihnen reden kann. Ich bin hier, Gott zu helfen, mit Ihnen zu reden. Aus meinem Munde sollen Sie die Botschaft Gottes hören. Trotz der Tatsache, dass Sie ein Feind und Rebell gegen Gott waren, bietet er Ihnen Gnade und seine Freundschaft unter der Bedingung an, dass Sie Ihre Sünden bereuen und glauben, dass Jesus Christus Ihnen vergeben wird. ‚Wer seine Sünde leugnet, dem wird’s nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen‘ (Spr. 28:13). Als Jesus sein Predigtamt begann, war seine erste Botschaft, dass die Menschen Buße tun sollten (Mt. 4:17). Auch Petrus rief denen zu, die den Herrn gekreuzigt hatten: ‚Tut Buße!‘ (Apg. 2:38).“

Während ich diese Worte sprach, rannen dem Ungläubigen die Tränen über die Wangen, und ich wagte die Frage an ihn zu stellen: „Möchten Sie ein Christ werden?“

„Ja“, entgegnete er.

„Wenn Sie die Bedingungen erfüllen, wird der Herr Sie erretten.“

Nachdem ich eine Anzahl Verheißungen aus der Bibel gelesen und über die Bedingungen einer göttlichen Buße gesprochen hatte, wich der Bann, der so lange auf ihm gelastet hatte. Mich wieder an ihn wendend, sagte ich: „Sollte nun Gott von Ihnen verlangen, Ihre beste Farm zu verkaufen, um mit dem Erlös Schriften herzustellen, in denen Sie Ihre früheren Lehren widerrufen, wären Sie dazu willig?“

„Eine Farm oder alle?“, fragte er.

„Das klingt gut, aber nehmen wir an, er würde Ihnen den Auftrag geben zu predigen. Wären Sie auch dazu bereit?“

„Ich kann nicht predigen, ich kann nicht predigen“, sagte er.

„Wenn Gott Sie zum Predigen beruft, wird er Ihnen auch helfen. Gott fordert nichts Unmögliches.“

„Alles, was Gott von mir verlangt, will ich tun.“

„Gut, aber nehmen wir an, Sie haben jemand Unrecht getan, oder Sie haben Feindschaft in Ihrem Herzen, und Gott fordert,  dass Sie zu Ihren Mitmenschen gehen und es wiedergutmachen. Sind Sie auch dazu willig?“

Wohl zögerte er ein wenig mit der Antwort auf diese Frage. In seinem Innern mochte wohl jetzt der größte Sturm toben, aber mit Tränen in den Augen kamen ihm die Worte: „Alles, alles will ich tun!“

Einige von uns ließen sich an seinem Bett zum Gebet nieder und wir ermunterten auch ihn, zum Herrn zu flehen. Doch er konnte weder beten, noch an seine Sündenvergebung glauben. Die Macht des Unglaubens hielt ihn in ihren Banden. Wir legten die Hände auf ihn und widerstanden dieser satanischen Macht. Dann las ein Bruder Johannes 3:16, wo es heißt: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Der Bruder bat ihn, diese Stelle doch selbst zu lesen. Er tat es, aber es schien, dass er noch unfähig war zu glauben. „Lesen Sie diese Worte wieder und setzen Sie für das Wort ‚alle‘ Ihren Namen ein“, rieten wir.

Er las noch einmal und als er an jene Stelle kam, sagte er: „Wenn Louis Plannes an ihn glaubt, wird er nicht verloren werden.“

Nach einer weiteren Ermunterung, diese Stelle doch noch einmal zu lesen, wiederholte er mit Tränen in den Augen und einem gebrochenen und zerschlagenen Herzen: „Wenn Louis Plannes an ihn glaubt, wird er nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Der Friede Gottes kehrte in seine Seele ein und er lobte und pries den Herrn für die empfangene Gnade. Aller Unglaube war überwunden und fortan war die Bibel sein kostbarstes Buch. Das letzte an jenem Abend und das erste am anderen Morgen war die Stimme des Geretteten, der den Herrn für seine Güte pries. Noch einige Monate lebte er, dann holte ihn der Herr in die ewigen Hütten.