Der Mann, der eine halbe Tonne  Literatur verbreitete

Vor unserer Abreise nach Indien schauten wir eines Tages auf die Landkarte, um die geeignetsten Plätze für unsere Schriftenverteilung auszufinden. Da die Straße von Gibraltar ein Tor zum Osten zu sein schien und wir einige Tage dort verweilen sollten, überkam mich eine starke innere Anregung, besondere Anstrengungen zu machen, um dort jemand als Schriftenverteiler ausfindig zu machen. Ich erkundigte mich im Verlagshaus, wieviel Bücher, Traktate und christliche Zeitschriften man zur freien Verteilung dort hinsenden würde, wenn ich einen dafür geeigneten Mann ausfindig machen könnte. Ich erhielt die Zusage, dass in diesem Falle eine halbe Tonne frei zugesandt würde. Darauf teilte ich ihnen mit, dass ich Gott bitten würde, mir zu helfen, solch einen Mann zu finden.

Als wir dann unsere Reise durch Nordafrika angetreten hatten, musste ich mit Bruder Khan zwei Tage in Gibraltar verweilen. Sogleich gingen wir auf die Suche nach einem solchen Mann und drei oder vier Personen sagten uns, dass ein Mann dort gewesen sei, der solche Schriften verteilt hätte, doch hatten sie ihn bereits längere Zeit nicht mehr gesehen. Er stände in gutem Ruf und wohne wahrscheinlich in einer Stadt an der Bergseite. Doch seinen genauen Wohnort könnten sie uns nicht angeben und auch sein Name sei ihnen unbekannt.

Darauf begaben wir uns in unsere Herberge und beteten ernst zu Gott, uns zu führen und zu helfen, diesen Mann auszufinden oder uns zu einer anderen passenden Person zu führen. Von neuem begannen wir dann zu suchen. Nachdem wir eine ziemliche Strecke auf einer Straße am Fuß des Berges gewandert waren, trafen wir auf eine Straße, die seitwärts weiterführte. Wir schlugen diese Richtung mit der festen Zuversicht in unseren Herzen ein, den rechten Weg gewählt zu haben., Vor einem Gebäude, das die Bezeichnung „Seemannsheim“ führte, hielten wir an. Mit dem Gefühl, dass wir hier die beste Aufklärung erhalten konnten, stiegen wir die Treppen zum Eingang des Hauses hinauf.

Auf unser Klopfen öffnete uns ein älterer Herr von vielleicht 50 Jahren, hieß uns hereinzukommen und erwies uns größte Gastfreundschaft. Folgendes Gespräch kam zustande:

„Wir suchen einen Mann zur Verteilung religiöser Schriften.“

„Ich bin euer Mann“, sagte er.

„Ehe wir irgend welche Vereinbarungen treffen, wünschen wir, dass Sie die Art unserer Literatur kennenlernen. Sie enthält Lehren über Buße, Rechtfertigung durch den Glauben, Heiligung, göttliche Heilung, die Einheit des Volkes Gottes und Ähnliches.“

„Ich bin euer Mann.“

„Wir wünschen, dass diese Bücher, Traktate und Schriften unentgeltlich auf Schiffen verteilt werden, die auf ihrer Fahrt in die verschiedenen Teile der Welt in diesem Hafen halten.“

„Ich bin euer Mann. Seit sieben Jahren ist es meine Aufgabe gewesen, Bibeln, Testamente und andere religiöse Schriften zu verteilen. Ich besuche alle Schiffe, die hier anhalten. Ich bin Angehöriger der englischen Armee, bin jedoch pensioniert. Meine Wirksamkeit wurde mir von der Behörde erlaubt und eine besondere Barkasse für diese Arbeit wurde von mir eingerichtet.“

„Sind Sie ein Kind Gottes?“

„O ja. Ich wurde in der englischen Kirche konfirmiert, war aber noch nicht erlöst. Vor sieben Jahren erkannte ich meinen sündigen Zustand, erlebte eine gründliche Buße und seit dieser Zeit gehört mein Leben Gott. Jedermann kennt mich hier als den ‚glücklichen Johann‘. Ich glaube an das volle Wort Gottes, einschließlich der Heiligung. Kurze Zeit nach meiner Bekehrung fragte mich jemand, warum ich mich überhaupt bekehrt hätte, da ich doch bereits vor Jahren in der englischen Kirche konfirmiert worden sei. Ich entgegnete diesem Mann, dass ich wohl konfirmiert worden sei, aber mein ganzes Christentum sei Heuchelei gewesen. Und all die Jahre hätte ich nur ein christliches Bekenntnis gehabt, ohne eine wirkliche Erfahrung mit Gott gemacht zu haben. Im weiteren Verlauf unserer Unterhaltung sagte er, dass sein Vorrat an Büchern und Schriften bereits ziemlich aufgebraucht sei, und dass er zu Gott gebeten hätte, ihn doch mit neuem Vorrat zu versorgen.

„Wie groß ist Ihr Bedarf?“

„Eine halbe Tonne.“

„Gut, ich nehme Ihr Angebot an, und so schnell wie möglich erhalten Sie die Sendung.“

Wie wunderbar: Dieser Mann benötigte gerade so viel, wie die Verleger frei liefern wollten. Nach kurzer Zeit ging unsere Ladung mit dem Schiff nach Gibraltar. Der Mann erwies sich als treuer und gläubiger Verbreiter unserer Schriften. Nach einigen Monaten erhielt ich Briefe aus Südafrika und anderen Teilen der Welt von denen, die eins unserer Bücher oder Traktate erhalten hatten, als ihr Schiff im Hafen von Gibraltar vor Anker lag.

Bei unserer Rückkehr in die Herberge traf ich dort einen englischen Major, der eins von meinen Büchern gelesen hatte. Es war das Buch „Das Geheimnis der Erlösung“. Bei dieser Lektüre erhielt er nicht nur eine tiefe Sündenerkenntnis, sondern fand auch den Weg zur Erlösung. Mit Sehnsucht hatte er mein Kommen erwartet, denn er hatte von meiner beabsichtigten Reise erfahren und ruhte deshalb nicht eher, bis er mit mir zusammentraf, um einige ihn sehr beschäftigende Probleme mit mir zu besprechen.