Die Errettung des Fischers und seiner Frau

An den Ufern des Ohio Flusses liegen sehr viele Fischerboote, deren Besitzer das ganze Jahr hindurch jagen und fischen. An einem Frühlingsnachmittag entschlossen sich 5 Personen, unter denen auch ich war, an den Ufern des Ohios eine dreitägige Freizeit zu verbringen, um dort zu fischen. Unsere Ausrüstung bestand aus einem Zelt, einem Boot und den Geräten, die wir zum Lagern und Fischen benötigten.

Nachdem wir einige Meilen stromabwärts gerudert waren, fanden wir eine passende Stelle, an der wir unser Zelt aufschlugen. Doch wir hatten wenig Erfolg und am Nachmittag zogen einige von uns weiter stromabwärts, um an anderer Stelle ihr Glück zu versuchen. Als alle fort waren, erkrankte ich plötzlich und legte mich in einiger Entfernung vom Ufer auf einen Buschhaufen. Ich lag noch nicht lange dort, als ich in der Nähe Stöhnen und Ächzen vernahm. Mein erster Gedanke war, dass vielleicht einer meiner Ferienfreunde verletzt daliege. Wohl war ich selbst krank, aber doch noch fähig, das Gebet des Glaubens für einen Menschen zu beten, der vielleicht in schlimmerer Verfassung als ich war. Ich erhob mich und schritt zu der Stelle, wo das Stöhnen herkam.

Da sah ich einen Mann, der ein doppelläufiges Gewehr hinter sich herzog und den Abzug so hielt, dass er das Buschwerk streifte. Jede Sekunde konnte ein Schuss folgen. Von den Unsrigen war es keiner, sondern ein Fischer von ungefähr 45 Jahren. Der Mann fluchte, stöhnte und ächzte, wie ich es selten gehört hatte. Er ahnte nicht, dass er belauscht wurde, und als er mich gewahrte, wurde er still. Ich fragte ihn nach der Ursache seiner Not. Mit einem Fluche entgegnete er mir, dass er mehr Schmerzen hätte, als jeder andere auf der Welt und entschlossen sei, seinem Leben ein Ende zu machen. Unter weiterem Fluchen erzählte er mir, dass er seit mehreren Jahren immer wieder qualvolle Schmerzen erleiden müsse. In solchen Zeiten wäre er dem Wahnsinn nahe. Das Leben sei nicht nur für ihn, sondern auch für seine ganze Familie unerträglich. Eine gute Frau und zwei liebe Kinder hätte er, aber die Qual sei zu groß, um weiter leben zu können.

Dann zeigte er auf das Gewehr, das er hinter sich herschleifte und so auf sich gerichtet hatte, dass ein ausgelöster Schuss ihn getötet hätte. Er sagte weiter: „Ich vermag nicht, das Gewehr selbst abzudrücken, denn dann wäre mein Selbstmord sogleich offenbar. Diese Schande will ich nicht auf meine Familie bringen. Trifft mich aber in dieser Lage eine Kugel, dann bin ich eben einem Unfall zum Opfer gefallen.“ Ich sprach tröstende Worte zu dem Mann und sagte ihm, dass Gott nicht nur all seine äußere Not beseitigen, sondern ihm auch den Frieden seiner Seele geben könne. Als ich ihm dann von anderen berichtete, die der Herr aus all ihren Nöten befreit hatte, wurde der Arme interessiert und willigte ein, dass ich für ihn betete, obwohl auch manch grobes Wort über seine Lippen kam. Nun holte ich die anderen Brüder unserer Feriengesellschaft herbei, und nachdem sie den Sachverhalt erfahren hatten, knieten wir zum gemeinsamen Gebet nieder. Wir flehten zu Gott, dass er Erbarmen mit dem Mann haben und ihn von seiner Krankheit und seinen Schmerzen befreien möchte. Beinahe sofort wich das Leiden aus seinem Körper. Wir zeigten ihm dann den Weg zur Buße und Bekehrung und der Mann begann, Gott um Vergebung seiner Sünden anzurufen. Ehe wir von ihm gingen, durfte er sich des Heils seiner Seele und der Segnungen Gottes erfreuen.

Dann fragte er uns nach dem Erfolg unserer Fischerei und sagte: „Kommt mit mir. Etwas stromaufwärts liegt mein Boot, ein Wohnschiff mit ausgelegten Angelschnüren. Holt euch dort so viele Fische, wie ihr wollt. Meine Frau ist eine gute Köchin, sie wird ein gutes Mahl für euch alle bereiten.“ Unser Freund konnte es kaum erwarten, seiner Frau die Nachricht von dem soeben Erlebten zu bringen. Da in der Nähe seines Bootes auch Platz für unser Zelt war, brachen wir sogleich auf. Er aber ging nach Hause und pries seinen Herrn. Als wir dann dort ankamen, empfing uns eine überglückliche Frau. Eilends bereitete sie ein Abendessen, während wir unser Zelt aufschlugen.

Nach dem Essen kam der Fischer, um eine Zeitlang mit uns zusammenzusein, denn er war sehr begierig, aus der Bibel zu lernen und über das christliche Leben unterrichtet zu werden. Nach einer Weile erschien auch seine Frau. Dann war es Zeit, die Abendandacht zu halten, und wir baten die Frau, doch auch zur Andacht zu bleiben. Wir lasen einiges aus der Bibel, sangen Lieder, beteten und legten Zeugnis von der Güte unseres Gottes ab. Und siehe da, auch die Frau erkannte ihre Sünden und mit lauter Stimme lobte und pries sie Gott. Es schien uns, dass wir auf einer Lagerversammlung wären.

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um alles zur Heimreise vorzubereiten. Bei Tagesanbruch erschien der Fischer mit seiner Frau und bat uns, sie zu taufen. Die Taufe wurde an ihnen vollzogen und freudig gestimmt traten wir den Heimweg an. Hatten wir auch nicht viele Fische gefangen, so durften wir doch den Fischer und seine Frau für Christus und seine Sache fangen.