Wie der Herr uns in Spokane, WA, eine Tür öffnete

Als ich mich im Jahre 1895 auf einer Reise an der Westküste  befand, bat mich am Schluss einer Lagerversammlung Br. J. W. Byers, mit ihm für einige Wochen nach Spokane, WA, zu gehen und ihm helfen, dort das Werk des Herrn anzufangen. Im Gebet erhielt ich die Gewissheit, dass es der Wille des Herrn war, der Aufforderung des Bruders zu folgen.

An einem Freitagnachmittag erreichten wir die Stadt. Wir kannten dort niemand und quartierten uns darum für eine Woche in einem Hotel ein. Am ersten Abend bereiteten wir uns mit Gebet für unsere Aufgabe vor.

Am Samstag bemühten wir uns, einen Platz für unser Zelt zu finden, das nach einer Woche hier ankommen sollte. Dann kam der Sonntag und wir hatten keine Gelegenheit zu predigen oder Gottes Wort zu hören. Doch als wir die Straße hinunterschritten, baten wir den Herrn um seine Leitung. Bald standen wir vor einem Versammlungshaus, hatten aber keine Freudigkeit, hier einzutreten und gingen weiter. Danach kamen wir zu einer Halle, zu deren Eingang eine Treppe führte. An der Ecke des Gebäudes sowie an der Seite des Aufganges lasen wir einige gemalte Bibelsprüche. Wir traten ein.

Eine Frau hielt die Predigt. Ihre Worte zeugten von großem Ernst. Wir erfuhren, dass sie ehemals zu einer der bekanntesten Gemeinschaften gehörte. Da sie aber begann, über Heiligung und göttliche Heilung zu predigen, verbot man es ihr. Aus diesem Grund verließ sie mit 70 führenden Gemeindegliedern die Versammlung und hielt sich, von nichts anderem wissend, an die christliche Allianz.

Da am Schluss der Versammlung Gelegenheit zu einem Zeugnis gegeben wurde, standen wir auf und bezeugten unsere Erfahrung. Nach dem Gottesdienst fragte die Frau Br. Byers:

„Wer sind Sie?“

„Wir sind Kinder Gottes“, entgegnete er.

„Was lehrt Ihr?“

„Wir lehren das Wort Gottes.“

„Zu welcher Gemeinde gehört Ihr?“

„Wir gehören zur Gemeinde Gottes.“

„Wollen Sie heute abend hier predigen?“

„Wir nehmen das Anerbieten gern an, baten wir doch den Herrn, uns eine Gelegenheit zur Wortverkündigung zu schenken.“

Bruder Byers predigte an jenem Abend und alle schienen mit dem Gehörten zufrieden zu sein. Am Schluss sagte uns die Leiterin der Versammlung, dass sie am nächsten Morgen mit ihrer Tochter zu einer Lagerversammlung fahren müsse und 11 Tage fortbliebe. Schon seit drei Wochen hätten sie um eine geeignete Vertretung für die Gemeinde an diesem Ort gebetet. Der Geist Gottes hatte sie überzeugt, dass wir als Antwort auf ihre Gebete gesandt waren. Sie sagte: „Dieser Saal ist ausgestattet mit allem, was zu einem geregelten Abhalten von Gottesdiensten nötig ist. Sie brauchen also nur vor die Gemeinde zu treten und das Evangelium zu predigen.“ Sie besaß auch ein Haus, das sie uns vom Boden bis zum Keller samt allen Vorräten frei zur Verfügung stellte, da außer ihr niemand darin wohnte.

Wir nahmen diese Einladung als eine Gebetserhörung an und verweilten eine Woche hier, bis unser Zelt ankam. In dieser Zeit hatten wir sehr gesegnete Gottesdienste. Seelen wurden gerettet und geheiligt und Kranke wurden gesund. Mit dem Versammlungszelt trafen noch zwei oder drei Familien mit kleineren Zelten ein, unter denen sich zwei Prediger befanden. Bald bestand in dieser Stadt eine Versammlung der Gemeinde Gottes und ein blühendes Werk wurde fortgesetzt.

Bruder Byers war ein ausgezeichneter Hausmissionar. Von ihm erhielt ich meine ersten Lektionen in diesem Zweig der geistlichen Arbeit. Oft gingen wir von Haus zu Haus und statteten Besuche ab, oder besser gesagt, ich begleitete ihn zunächst nur und überließ ihm die Unterhaltung. Der Bruder ermunterte mich immer wieder, mich beim nächsten Besuch an der Aussprache zu beteiligen. Doch meine Schüchternheit und Befangenheit ließen mich nicht die rechten Worte finden, und immer wieder überließ ich die Unterhaltung Br. Byers. Wohl hatte ich den Wunsch, auch hierin eine Hilfe zu sein, aber es schien, als wollte es nicht gelingen.

Ich betete viel um Hilfe in dieser Angelegenheit. Eines Abends wurde Br. Byers an einen anderen Ort gerufen und war einen Tag und eine Nacht abwesend. Nun musste ich die für diesen Tag versprochenen Besuche allein machen. Gottesdienste hatte ich bereits geleitet und war auch für die zu haltenden vorbereitet, aber auch die Hausbesuche mussten gemacht werden. Ein in dieser Arbeit noch unerfahrener Bruder begleitete mich und die Aufgabe des Sprechers fiel mir zu. Von nun an konnte ich mich auch bei den Besuchen frei unterhalten.