„Herr, lass mich nicht mit  leeren Händen scheiden“

Vor einigen Jahren wurde ich eines Tages zu Br. George Fry gerufen, der in Fennville, Michigan, wohnte. Er war bereits längere Zeit krank und fühlte sein Ende nahen. Er ließ mich nicht kommen, damit ich für seine Genesung bete, sondern um mir von einer kürzlich gemachten Erfahrung zu berichten.

Der Kranke war ein Mann von ruhigem Gemüt und stillem Wesen und hatte ein treues, gottesfürchtiges Leben geführt. Da er nun am Ende seines Lebens war und zurückdachte, wurde ihm bewusst, dass nicht eine Seele durch seine persönliche Arbeit oder Mitwirkung gerettet worden war. Obwohl er sich gerettet wusste und bereit war, zum Herrn zu gehen, überkam ihn große Traurigkeit bei dem Gedanken, mit leeren Händen scheiden zu müssen. Weinend flehte er zum Herrn: „O Gott, lass mich nicht mit leeren Händen zu dir kommen; schenk mir nur eine Seele, die ich dir bringen kann.“

„Ich lag im Gebet auf meinem Bett“, sagte der Kranke, „da erschien mir der Herr in einer Vision. Ich bat ihn: ‚Herr, lass mich nicht mit leeren Händen gehen‘. Jetzt gewahrte ich in der Hand des Herrn einen Krug mit reinem Wasser. Der Herr schüttete ein wenig Wasser auf den Boden und sagte: ‚Dieser mit Wasser gefüllte Krug stellt dein Leben dar. Erinnerst du dich noch, wie ihr, du und deine Frau, vor Jahren in einer Erweckungsversammlung den Herrn fandet? Seit jener Zeit war dein Leben ein bewährtes und gerechtes. Bald nach eurer Bekehrung berief ich deine Frau, das Evangelium zu predigen. Während sie als Evangelistin durch das Land zog und vielen Seelen zum Heil verhalf, bist du zu Hause geblieben und übernahmst die Sorge für euer Kind. Dieses Wasser, das jetzt zur Erde läuft, stellt die geretteten Seelen dar, und ein Teil von ihnen ist dein Verdienst.‘

‚Erinnerst du dich noch, wie einst einige Nachbarn krank waren und du dich ihrer annahmst? Wie du manche Nacht an Krankenbetten zubrachtest und für deine kranken Mitmenschen arbeitetest? Dieses Wasser, was jetzt zur Erde fließt, ist der Erfolg deiner Liebestätigkeit.‘

‚Als Jahre vergangen waren, dein Kind verheiratet und nicht mehr bei euch war, wurdest du der ständige Begleiter deiner Frau auf ihren Missionsreisen. Du warst es, der das Zelt aufrichtete, der für die Sitzplätze sorgte, der die Gesangbücher verteilte und all die kleinen Dienste und Arbeiten verrichtete, die es zu tun galt, während deine Frau das Evangelium predigte. Ein Teil von all den Seelen, die auf diese Weise gerettet wurden, ist dein Verdienst. Du musst nicht mit leeren Händen scheiden. Das Wasser, das nun zur Erde fließt, ist das letzte im Krug und stellt den Rest deines Lebens dar; auch dies ist bald dahin.‘

„Nun wechselte das Bild und die Erscheinung war verschwunden. Tränen der Freude sind mir über die Wangen gelaufen“, berichtete der Kranke weiter. Wahrlich, sein Leben war nachahmenswert. Wie froh war ich, dass er mich gerufen hatte. Das Zeugnis des Bruders hatte einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Kurz danach ging er in die Ewigkeit, selig in dem Bewusstsein, ein Retter von unsterblichen Seelen gewesen zu sein.

Wie manch treuer Christ mag schon ähnlichen Gedanken nachgegangen sein. Aber das Zeugnis des Bruders sollte eine Ermutigung für alle sein, die nicht zum Predigen berufen sind und auf diese Weise Seelen für Gott gewinnen können, die sich aber durch manche gute Tat, sei es durch Hilfeleistung für den Prediger oder manch anderen guten Dienst im Weinberg des Herrn nützlich erweisen. Auch sie haben Anteil an den Seelen, die für Gott gewonnen werden.