Im Gebet hinter einem Grabstein

Ein Freund schenkte mir einst einen großen Hund. Es war ein schönes dänisches Tier. Durch die ihm von seinem früheren Herrn erwiesene Zärtlichkeit war der Hund ihm treu und ergeben gewesen. In seiner neuen Heimat wurde er bald der Liebling aller und holte sich aus den umliegenden Häusern manchen Leckerbissen für seinen immer hungrigen Magen. War’s des Guten doch zu viel, vergrub er es an einem geheimen Ort und sorgte so auch für die Zukunft. Er war ein ausgezeichneter Wachhund und hütete während der Nacht Scheune und Ställe.

Roxie, so hieß der Hund, war bereits sechs Monate in meinem Haus, als uns sein früherer Herr, der ein sehr freundlicher und gutherziger Mann war, eines Abends einen Besuch abstattete. In religiöser Hinsicht war unser Gast ziemlich extrem und seine Gewohnheiten waren zum Teil eigenartig und sonderbar. Doch hatte er, wie schon erwähnt, ein freundliches Wesen und war eine schätzenswerte Persönlichkeit. Eine seiner eigentümlichen Gewohnheiten war es, zu später Stunde auf den Friedhof zu gehen, um dort zu beten.

Auch an diesem Abend begab er sich zu später Stunde auf den naheliegenden Friedhof. Nach kurzem Umherstreifen fand er hinter einem Grabstein einen passenden Ort, an dem er sich dann inmitten der vielen Gräber niederkniete. Sein Gebet in der Stille der Nacht ertönte so laut, dass der Ton seiner Stimme bis zu der Scheune drang, wo Roxie wachte. Der Hund vernahm die Stimme seines geliebten Herrn, eilte ihr nach und blieb einige Schritte vor ihm stehen. Doch dieser war so in sein Gebet vertieft, dass er den Hund nicht bemerkte. Roxie war aber so erfreut, dass er beschloss, seinen Herrn von seiner  Anwesenheit zu überzeugen. Einem Leoparden gleich sprang er auf seinen Rücken und warf ihn zu Boden. Roxie war außer sich vor Freude über dieses Wiedersehen. Dies alles hatte sich jedoch so blitzschnell ereignet und der Bruder war so unerwartet aus seiner Weltvergessenheit gerissen worden, dass er im Augenblick meinte, ein Geist oder die Mächte der Hölle wollten ihn übermannen. Erst nach Wochen erholte er sich von diesem Schreck.