Gott sorgt für die Beförderung meines Gepäcks

Als unser Schiff von Indien nach Yokohama, Japan, kam und dort vor Anker lag, sorgte ich mich um die Beförderung meines Gepäcks von San Francisco nach Moundsville. Diese Städte sind über 2000 Meilen (3200 km) voneinander entfernt. Mein Gepäck wog mehr als 300 Pfund (136 kg) und nur 150 Pfund wurden als Passagiergut frei befördert. Zur Beförderung des Mehrgewichts hätte ich mehrere Dollar zusätzlich zahlen müssen. Auf dem Schiff dagegen wurde mein ganzes Gepäck frei befördert.

Als das Abfahrtssignal unseres Schiffes ertönte, das anzeigte, dass wir in 5 Minuten den Hafen verlassen würden, schritt ein Transportagent an mir vorüber. Er warf mir einen scharfen Blick zu und wandte sich dann zu mir mit den Worten:

„Wohin geht die Fahrt?“

„Nach Amerika.“

„Fahren Sie nach der Erreichung des Hafens noch weiter ins Land?“

„Ja, mein Endziel ist Moundsville, West Virginia, das 2000 Meilen landeinwärts liegt.“

„Haben Sie schon eine Fahrkarte?“

„Nein, ich werde mir eine in San Francisco lösen.“

Dann wandte er sich an einen Herrn an seiner Seite, wohl seinen Sekretär, und beauftragte ihn, sogleich einen der vorgedruckten Briefe an Herrn James, den Inspektor in San Francisco, zu adressieren. In diesem Brief wurde ich dem besonderen Schutz dieses Herrn empfohlen. Herr James wurde gebeten, mir beim Lösen der Fahrkarte, beim Aufgeben meines Gepäcks und anderen Reiseangelegenheiten zu helfen. Danach fragte der Agent mich wieder:

„Wieviel Gepäck haben Sie zu befördern?“

„Mehr als 300 Pfund.“

Darauf ließ der Agent in dem Brief noch hinzuschreiben, dass mein ganzes Gepäck frei bis Moundsville befördert werden möchte. Während ich ihm noch für seine Freundlichkeit dankte, entfernte er sich schnell, da sich das Schiff schon in den nächsten Augenblicken in Bewegung setzen musste. Wie erleichtert war ich nun! Dankbaren Herzens, dass Gott all meine Angelegenheiten so wunderbar regelte, nahm ich Abschied von der japanischen Küste.

Ich teilte meine Kabine mit einem Amerikaner, der mehrere Jahre Schiffs- und Fahrkartenagent im Orient gewesen war. Im Verlauf unserer Unterhaltung zeigte ich ihm meinen Empfehlungsbrief an Herrn James und erwähnte, dass ich nun noch eine Schwierigkeit zu überwinden hätte. Ich habe eine Prediger-Fahrkarte und könne hiermit nur bis Chicago fahren. Für die letzten vierhundert Meilen (640 km) bis nach Moundsville müsse ich dann eine besondere Karte lösen. Und da ich meine Fahrt noch mehrere Male unterbrechen wolle, käme ich wohl erst nach drei Wochen in Chicago an.

Sogleich hatte ich einen neuen Berater gefunden, der mir die notwendigen Aufklärungen gab, die ich zum Erreichen meines Zieles brauchte. Der Mann sagte: „Der Brief an Herrn James wird Ihnen helfen. Doch zunächst wird er es glatt ablehnen, Ihnen die gewünschte Hilfe zu gewähren. Er wird sagen, dass es doch gegen seine Vorschriften sei, Ihr ganzes Gepäck frei und dazu noch weit über den Bestimmungsort Ihrer Fahrkarte zu befördern. Lassen Sie sich dadurch jedoch nicht abweisen. Wohl ist Ihre Bitte seinen Vorschriften entgegen, doch Ausnahmen sind gestattet. Gerade die höheren Angestellten dürfen davon Gebrauch machen. Sie haben eine Berechtigung zu Ihrer Bitte, und gern wird man sie Ihnen gewähren, denn wir machen solche Ausnahmen fast jeden Tag. Wenn sie wissen, dass der Reisende von seinen Vorrechten weiß, machen sie keine Schwierigkeiten.“

Nach meiner Ankunft in San Francisco löste ich meine Karte nach Chicago und suchte dann sogleich das Büro von Herrn James auf, um mein Gepäck aufzugeben. Ein Angestellter prüfte meine Fahrkarte und sagte:

„Wir können Ihr Gepäck nur bis Chicago befördern.“

„Ich habe einen Brief an Herrn James mit der Bitte, mein Gepäck bis Moundsville zu bringen.“

Der Mann nahm den Brief und reichte ihn Herrn James, der einen Blick darauf warf und dann mit strenger Miene nach meinem Wunsch fragte. Er hörte meine Bitte an und sagte: „Erstens hat Ihr Gepäck Übergewicht und zweitens haben Sie Ihre Fahrkarte nur bis Chicago gelöst. Es ist gegen unsere Vorschriften, Ihre Bitte zu gewähren.“

„Ich verstehe, aber ich weiß auch, dass Ausnahmen erlaubt sind, und darum bitte ich.“

„Wir können unsere Vorschriften nicht übertreten, darum ist es nicht möglich, Ihre Bitte zu gewähren.“

„Aber ihr Agent in Japan machte eine Ausnahme“, sagte ich lächelnd und zeigte auf den Brief. Ich schaute ihn an, bis auch er lachte.

„Wo ist Ihr Gepäck?“

„Im Zollhaus.“

„Nehmen Sie es mit zum Bahnhof. Ich werde die Leute verständigen.“

Als ich am Bahnhof ankam, stand dort ein Mann und fragte, ob ich Gepäck nach Moundsville hätte.

„Ja, ja“, rief ich. Das Gepäck wurde verladen und erreichte ohne Zwischenfälle den Bestimmungsort.