Der Durchbruch

Mehrere Abende danach kamen meine Kameraden in unserem Hause zusammen und waren froh, dass ihnen nun, bedingt durch den Tod meiner lieben Eltern, das Haus offen stand. Für mich war es aber sehr schwer. Mir war es nicht lieb, dass sie kamen, aber sagen vermochte ich es meinen Kameraden auch nicht. So trug ich still die Last und den Druck. Immer wieder kam mir das Wort des Heilandes in den Sinn, das mein Vater so oft in Bezug auf unser Haus gesagt hatte: „Mein Haus soll ein Bethaus sein“. Sollte ich, sein Sohn, nun eine „Mördergrube daraus machen!?“ Es schauderte mir bei dem Gedanken. Nein, nein, das sollte bestimmt nicht geschehen!

Eines Tages sagte ich ihnen am Schluss beim Weggehen, sie könnten mich weiter besuchen, nur von jetzt ab in einem anderen Sinn. Ich hatte mir ein Herz gefasst und sagte ihnen, dass ich von jetzt an ein anderes Leben führen wolle. In der letzten Zeit war ich auch noch einmal an den Tabak geraten. Aber an diesem Abend gab ich beim Abschied ihnen all meinen Tabak mit und sagte, dass ich nicht mehr rauchen werde. Einige wollten es nicht nehmen. Sie waren erstaunt und sehr erschrocken. „Wenn es dir eine Sünde ist, dann wollen wir auch nichts von dem Tabak“, – meinten einige. Ich merkte, dass sie sehr bedrückt weggingen. Ich selbst hatte zu dieser Zeit noch nicht Frieden gefunden.

Kurz danach, es war Ende Juni des Jahres 1903, verbreitete sich eines Tages die Kunde, dass 3 km von uns entfernt eine Versammlung stattfinden sollte. Man sagte, ein junger Prediger würde kommen und über Buße predigen. Sogleich dachte ich: „Jetzt ist auch die Stunde für dich gekommen“. Mit schwer beladenem Herzen ging ich mit einigen Verwandten und Bekannten zu dieser Versammlung. Nach einer ernsten Predigt forderte der Redner dringend und herzlich auf, nach vorn zu kommen und sich Gott zu übergeben. Mehrere folgten diesem Ruf und gingen nach vorn, darunter auch meine Schwester Lydia. Mein Bruder Eduard und ich saßen hinten. Ich fragte meinen Bruder, ob es nicht auch Zeit für uns wäre. „Ja“, sagte er, „es ist höchste Zeit“. Wir gingen beide hinaus und besprachen, wie wir es am besten machen sollten. Wir beschlossen, uns gegenseitig die Hand zu geben, sie festzuhalten (damit keiner ausreißen könne) und gemeinsam nach vorn zu gehen. So taten wir es auch. Unter den anderen Suchenden knieten wir uns nieder. Es mag zwischen 9 und 10 Uhr gewesen sein. Ich war froh, dass nun endlich die Stunde gekommen war, dass ich vor meinem Gott mein Herz öffnen konnte. Auf meinen Knien liegend fasste ich den gewissen Entschluss, nicht eher aufzustehen, bis ich Frieden in meine Seele bekommen hatte. Gelobt sei Gott, er löste auch bei mir seine Verheißungen ein! In freudiger Gewissheit konnte ich ihm für den Frieden danken. Als ich von meinen Knien aufstand, war es... zwei Uhr.